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Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Schleswiger Nachrichten 02. Dezember 2006

CDU macht Druck: Therme auf der Freiheit soll gebaut werden

Die Debatte über den Bau einer Therme auf der Freiheit ist in eine entscheidende Phase getreten. Die CDU-Ratsfraktion hat am Donnerstagabend beschlossen, etwaige Investoren bei ihrem Projekt zu unterstützen. Vorsitzende Caroline Schwarz: "Jetzt gilt es, die Therme zu realisieren."

Schleswig
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- 18 Millionen Euro würde der Bau einer Therme an der Schlei kosten. Mit dieser Summe kalkulieren zumindest Gutachter. Aus Sicht der Kaserneneigentümer vom "team vivendi" ist die Therme das zentrale Projekt des neuen Stadtteils. Doch bislang gibt es keinen Ratsbeschluss darüber, ob die Therme gewollt ist. Jetzt kommt von der CDU ein bedeutendes Signal. Auf einer Fraktionssitzung am Donnerstagabend haben sich ihre Vertreter zu dem Projekt bekannt. Vorsitzende Caroline Schwarz sagte etwaigen Investoren "unsere weitere Unterstützung bei ihrem Projekt zu." In einer Pressemitteilung ihrer Fraktion wird sie zudem mit den Worten zitiert: "Auch wenn die Kollegen der SPD sich mal wieder als notorische Neinsager und Bedenkenträger in der kommenden Debatte zeigen werden, wird das die grundsätzlich positive Haltung der Fraktionsmitglieder nicht erschüttern."

Die CDU ist davon überzeugt, dass sich die Therme erfolgreich betreiben lässt und verweist auf das Beispiel Bad Liebenwerda. Eine städtische Delegation war vor zwei Wochen vor Ort. Auch Fraktionsgeschäftsführer Frank Neubauer sah sich die Therme in Bad Liebenwerda an. Neubauer: "Dort stand die Politik vor einer ähnlichen Entscheidung, wie sie nun in Schleswig zu fällen ist. Die Stadt ist als Maßnahmenträger aufgetreten, um die notwendigen Zuschüsse einzuwerben." Auch in Schleswig seien Zuschüsse notwendig.

Einig sind sich die CDU-Ratsmitglieder darin, dass an der Schlei kein Spaßbad wie in Damp oder Glücksburg entstehen dürfe. Stattdessen wolle man den Schwerpunkt auf Wellness, Ruhe und Erholung legen. Es müsse ferner sichergestellt sein, dass Schleswig ein Lehrschwimmbecken behält. Dazu Ratsherr Jürgen Felske: "Wir werden mit den Schwimmvereinen rechtzeitig den Dialog suchen." Vor einem endgültigen Beschluss seien jedoch noch viele Fragen zu klären.

Diese Fragen nennt Karsten Reimer, Fraktionsvorsitzender der SPD. "Was wird mit dem Schwimmbad an der Friedrich-Ebert-Straße, wenn es an der Schlei eine Therme gibt? Wie hoch sind die Abrisskosten für das bestehende Schwimmbad? Was wird mit den jetzigen Mitarbeitern geschehen?" Die Stimmung in seiner Fraktion schätzte er als "skeptisch bis ablehnend" ein.

Bürgermeister Thorsten Dahl indes spricht sich für die Therme aus - inklusive eines "normalen Schwimmbades für Familien-, Vereins- und Schulschwimmen." Derzeit, so Dahl, arbeite seine Verwaltung an einer Vorlage für die Ratsversammlung. Die Frage: Besteht grundsätzliche Bereitschaft, dass die Stadt die Trägerschaft fürs Projekt übernimmt? Eine Entscheidung des Rates will Dahl bis spätestens März. Und: "Natürlich wollen wir EU-Gelder, ohne geht es nicht. Die bekommen wir nur, wenn die Stadt als Trägerin der Therme auftritt - was nicht ohne Risiko ist". Denn: Das bisherige Defizit aus dem Schwimhallen-Betrieb in Höhe von 800 000 Euro "muss dann umgelenkt werden". Wird die Trägerschaft 2007 zur beschlossenen Sache, "funktionieren zwei Schwimmbäder auf Kosten der Stadt nicht", so Dahl mit Blick aufs Bad in der Friedrich-Ebert-Straße. "Wenn wir den Weg auf der Freiheit gehen, ist es langfristig nicht logisch, die Halle zu sanieren, sogar weiter zu betreiben".

Die Voraussetzungen müssten erst geklärt werden, von einem Abriss zum jetzigen Zeitpunkt könne nicht die Rede sein. Damit reagierte Dahl auf Flugblätter, die Unbekannte gestern hinter Scheibenwischer parkender Autos geklemmt hatten. Inhalt: Die Schwimmhalle solle abgerissen werden, für nähere Auskünfte könne man den Bürgermeister anrufen - die Telefonnummer aus dem Rathaus wurde gleich mitgeliefert. Dahl: "Das ist feige und nicht richtig. Keine Ahnung, ob das ein dumme-Jungen-Streich oder das Ganze politisch motiviert ist."

Die Debatte sorgt für Unruhe, nicht zuletzt bei den Beschäftigten der Schwimmhalle. Zudem lässt sie der aktuelle Geschäftsbericht des Unternehmens hellhörig werden: Die Stadtwerke haben bis auf weiteres alle größeren Investitionen in die Schwimmhalle gestoppt - bis eine politische Entscheidung über die Therme auf der Freiheit getroffen worden ist.


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