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Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Schleswiger Nachrichten 01. November 2008

Geheimsache "Therme": Stadt hält Gutachten zurück

Kein Gutachten wird mit mehr Spannung erwartet als die Expertise über die Wirtschaftlichkeit der geplanten Therme. Das brisante Papier liegt zwar seit Wochen im Rathaus vor, dennoch gibt es die Stadt nicht heraus. Es gebe Abstimmungsbedarf, hieß es. Politiker unken: Die Zahlen müssten noch "gesundgerechnet" werden, bevor sie an die Öffentlichkeit gelangen dürfen.

Schleswig
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fbü / dj

- Der Kreis der Eingeweihten in Sachen Therme ist klein: Nur Bürgermeister Thorsten Dahl, Bauamtsleiter Peter Hopfe und Stadtwerke-Chef Wolfgang Schoofs sind bisher im Besitz des Gutachtens, das über die Wirtschaftlichkeit der geplanten Gesundheitstherme im künftigen Stadtteil auf der Freiheit Auskunft geben kann. Die Öffentlichkeit bleibt bisher außen vor. Auf Nachfrage sagte Bauamtsleiter Peter Hopfe in dieser Woche im Bauausschuss, dass es noch Abstimmungsbedarf gebe. Details nannte er nicht.

Damit verzögert sich das gesamte Thermenprojekt immer weiter. Bereits vor einem Jahr erhielt Bürgermeister Thorsten Dahl per Ratsbeschluss den Auftrag, zwei Gutachten zur Therme in Auftrag zu geben. Konkret wurde am 5. November 2007 beschlossen, sowohl die architektonischen Bedingungen als auch die Wirtschaftsdaten für Bau und Betrieb einer Therme ermitteln zu lassen. 140 000 Euro Honorar stellte die Ratsversammlung für die Fachleute bereit. SSW-Ratsherr Otmar Petersen drängte damals in der Ratsdebatte auf eine schnelle Erarbeitung: "Wir haben schon irre viel Zeit verloren, wir sollten sofort loslegen."

Insbesondere dem Gutachten zur Wirtschaftlichkeit kommt eine große Bedeutung zu. Kann sich der Betrieb einer Gesundheitstherme in Schleswig rechnen? Was trotz der Geheimniskrämerei der Rathaus-Verantwortlichen bereits vor Monaten nach außen drang, lässt Schlimmes befürchten. Demnach würde das Gesamtprojekt Therme mit angegliedertem Schwimmbad über 30 Millionen Euro kosten - sieben Millionen Euro mehr als bis dahin angenommen.

Eine Kostenexplosion in diesem Ausmaß könnte sich als Todesstoß für das Projekt erweisen. Entsprechend sensibel müssen die Gutachter die Zahlen abwägen. In der Kommunalpolitik wird das Verfahren mit wachsendem Misstrauen beobachtet. Insbesondere die SPD lehnt ruinöse Prestigeprojekte ab. Was sich hinter dem von Bauamtsleiter Peter Hopfe erwähnten "Abstimmungsproblemen" verbirgt, sieht man allerdings auch in anderen Parteien skeptisch. Die ersten Politiker sprechen bereits von einem "Gesundrechnen" des Projekts.

Stellschrauben gibt es für die Gutachter nach Ansicht von Betriebswirtschaftlern in der Tat viele. Sie könnten die Besucherzahl auf dem Papier heraufschrauben, den Finanzierungszeitraum strecken, einzelne Posten aus dem Projekt herausrechnen und sie - quasi durch die Hintertür - an Co-Investoren weitergeben. Fraglich ist auch, wie das Land auf das Wirtschaftsgutachten reagieren wird. Der damalige Wirtschaftsminister Dietrich Austermann hatte der Stadt einen Baukostenzuschuss von 70 Prozent in Aussicht gestellt Dies galt jedoch für eine Bausumme von geschätzten 14 Millionen Euro. Schon bald darauf stiegen die Schätzungen erst auf 19 Millionen, dann auf 23 Millionen und - im Juni - auf mehr als 30 Millionen Euro.

Während manche Politiker in großer Sorge über die Wirtschaftsdaten sind, sieht man das Thema im Rathaus eher gelassen. Bürgermeister Thorsten Dahl ließ den SN auf Anfrage ausrichten: "Momentan gibt es zum Thema Gutachten Therme keine neuen Erkenntnisse."


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