Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Schleswiger Nachrichten 09. Dezember 2006

Geheimsache Toskana-Therme: Will Schleswig Millionen zahlen?

Ohne öffentliche Zuschüsse ließe sich der Bau einer Gesundheitstherme auf der Freiheit nicht verwirklichen. Dieses Fazit ziehen Gutachter aus Berlin in einer bislang unter Verschluss gehaltenen Machbarkeitsstudie. Das Papier enthält mehrere Planspiele. Im gravierendsten Fall müsste die Stadt Schleswig einen Kredit über 18 Millionen Euro aufnehmen, um den Bau zu ermöglichen.

Schleswig /
fbü / dj

Die Zahlen bewegen sich in Größenordnungen, die sogar den Finanzplan der Landesgartenschau in den Schatten stellen. 18 Millionen Euro soll die Toskana-Therme kosten, die den neuen Stadtteil auf der Freiheit nach den Vorstellungen der Planer nachhaltig beleben würde. Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie sorgt derzeit in den Gremien für Diskussionen.

Denn während die Kaserneneigentümer vom "team vivendi" im August 2005 noch von jährlich bis zu einer halben Million Thermen-Besuchern gesprochen hatten, ist in dem unserer Zeitung vorliegenden Gutachten lediglich von 260 000 Besuchern die Rede. Nach Auffassung der Fachleute reicht diese Zahl für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht aus. In der Studie heißt es: Bei der prognostizierten Besucherzahl sei die Therme "selbst im besten Fall" nicht in der Lage, die unter anderem für den Kapitaldienst nötigen Gelder aus eigener Kraft zu erwirtschaften. Aus Sicht von Insidern ist diese Aussage das "Todesurteil" für eine etwaige Investorensuche.

Zumindest die Schleswiger CDU macht sich dennoch für die Toskana-Therme stark. Sie beruft sich auf die von den Gutachtern gleichzeitig gemachte Finanzierungslösung. Demnach soll die verlustreiche Schwimmhalle der Stadtwerke an der Friedrich-Ebert-Straße dichtgemacht werden. Die dabei jährlich freigesetzten 600 000 Euro sind laut Studie erforderlich, um ein realistisches Finanzierungsszenario für die Therme zu entwickeln.

Das Projekt basiert dabei auf folgendem Grundprinzip: Das Finanzierungsmodell wird auf 20 Jahre angelegt. Die Stadt Schleswig übernimmt die Trägerschaft, stellt also eine komplett ausgestattete Therme zur Verfügung, und ein Unternehmen zeichnet für den laufenden Betrieb und das Marketing verantwortlich. Der für die Stadt Schleswig ungünstigste Fall wäre dabei, die kompletten Baukosten von 18 Millionen Euro selbst zu tragen. Da die Stadt über keinerlei Reserven verfügt, müsste dies über einen Kommunalkredit geschehen. Selbst wenn ein Betreiber eine jährliche Pacht von 600 000 Euro an die Stadt entrichten würde, müsste Schleswig noch jährlich 850 000 Euro zuschießen, um den Kredit zu bedienen - damit wäre die Therme für Schleswig teurer als die jetzige Schwimmhalle.

Finanziell und politisch durchsetzbar würde das Projekt daher - auch nach Meinung von CDU-Vertretern - erst durch Zuschüsse aus Kiel werden. Sollte sich die Landesregierung dafür entscheiden, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen, würde sich damit die erforderliche Kreditaufnahme der Stadt Schleswig auf neun Millionen Euro verringern. Stellt man dann Erlöse und Kosten gegenüber, ergäbe sich für Schleswig eine jährliche Belastung von 200 000 bis 300 000 Euro - das wäre signifikant weniger als derzeit für den Ausgleich des Schwimmhallendefizits erforderlich ist.

Doch ob das Land dazu bereit ist, eine Therme in Schleswig zu unterstützen, ist unklar. In Damp gibt es bereits das "Aqua Tropicana", und in Glückburg wird derzeit eine Therme gebaut - gefördert mit öffentlichen Mitteln. Kreispolitiker fürchten, dass sich die Bäder in Glücksburg und Schleswig selbst bei unterschiedlicher inhaltlicher Ausrichtung gegenseitig Kunden wegnehmen würden. Dies wiederum könnte an der Schlei und an der Förde die Bilanz beeinträchtigen. Im Kreishaus geht man vor diesem Hintergrund davon aus, dass die jetzt prognostizierte Zahl von 260 000 Besuchern für die Schleswig-Therme noch zu hoch gegriffen ist.

Ratsmitglieder bauen indes auf das Versprechen des Landes, Schleswig nach dem Abzug der Bundeswehr zu unterstützen. Die Therme auf der "Konversionsfläche Kaserne" wäre aus ihrer Sicht der richtige Ansatzpunkt. Deswegen ist man optimistisch, dass das Land spätestens im Februar eine Finanzierungszusage machen wird. Die Entscheidung soll auf hoher Ebene fallen: im Büro von Wirtschaftsminister Dietrich Austermann.

STANDPUNKT: Doppeltes Risiko


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