Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Quelle: Schleswiger Nachrichten 06. Januar 2010

Gerangel um die Gesundheitstherme

Wirtschaftsministerium will neues Gutachten über Konkurrenzsituation / CDU-Landtagsabgeordneter Johannes Callsen intervenierte

Schleswig

Neuer Zündstoff in der Debatte um den Bau einer Gesundheitstherme auf der Freiheit: Das Wirtschaftsministerium hat die Befürworter des Projekts mit dem Plan überrascht, ein neues Gutachten erstellen zu lassen. Es soll geprüft werden, ob die Therme angesichts der Bäderkonkurrenz im Norden überhaupt Sinn mache, heißt es aus Kiel. Die CDU zeigt sich über diesen Plan irritiert. Der Landtagsabgeordnete Johannes Callsen intervenierte.

In einem unserer Zeitung vorliegenden Schreiben an Wirtschaftsminister Jost de Jager macht Callsen deutlich, dass ein weiteres Gutachten überflüssig sei. Die Konkurrenzsituation sei bereits überprüft worden. Es habe sich herausgestellt, dass die in Schleswig geplante Gesundheitstherme in eine Marktlücke vorstoße. Alle anderen Bäder in der Region wiesen andere Zielgruppen auf. "Schleswig hat daher nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal", schreibt Callsen weiter. Dies gelte aus seiner Sicht auch bei einem Vergleich der Schleswiger Therme mit dem neuen Sport- und Spaßbad in Flensburg. Callsens Wort hat im CDU-geführten Wirtschaftsministerium Gewicht. Seit der jüngsten Landtagswahl ist der Abgeordnete aus Mohrkirch stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Zudem verlautet aus Kiel, dass Ministerpräsident Peter Harry Carstensen die nüchtern-sachliche Art Callsens schätzt.

Kritisch beäugt werden die aktuellen Vorgänge von der Schleswiger SPD. Die Sozialdemokraten haben sich als massive Gegner einer Gesundheitstherme in Stellung gebracht. Sie interpretieren das vom Wirtschaftsministerium angestrebte neue Gutachten als einen Schritt zum Ausstieg aus dem Projekt. Fakt ist: Ohne den vom früheren Wirtschaftsminister Dietrich Austermann in Aussicht gestellten 9,8-Millionen-Euro-Zuschuss hätte eine bis zu 31,3 Millionen Euro teure Therme mit angedocktem Schwimmbad keine Realisierungschance. Laut Koalitionsvertrag ist die Landesregierung jedoch gehalten, alle Großprojekte auf den Prüfstand zu stellen, dazu zählt auch die Therme. Würden die Verfasser des angestrebten neuen Gutachtens zu dem Schluss kommen, dass eine Konkurrenzsituation mit anderen Bädern sehr wohl gegeben sei, könnte das Ministerium der Gesundheitstherme eine Absage erteilen - ohne das Gesicht zu verlieren. Darauf hofft der Vorsitzende der Schleswiger SPD-Ratsfraktion, Karsten Reimer, allerdings zeigt er sich skeptisch: "Ich glaube nicht, dass die Landesregierung den Mut aufbringt, hier eine Entscheidung zu treffen. Die Kieler werden weiterhin herumlavieren."

Auch der Abgeordnete Callsen hofft auf eine Entscheidung, allerdings in eine andere Richtung. "Es kommt jetzt darauf an, der Stadt Schleswig baldmöglichst den Bestand der Förderzusagen zu bestätigen." Erst auf dieser Grundlage könne die Stadt den Auftrag für eine weitergehende Planung erteilen. Der Politiker verweist in seinem Brief an Minister de Jager darauf, dass die Schleswiger Ratsversammlung 50 000 Euro bereitgestellt habe, um das Projekt voranzutreiben. Von der Therme hänge zudem ab, ob in dem neuen Schleswiger Stadtteil ein Hotel sowie ein Ferienpark realisiert würden. Entsprechende Absichtserklärungen von Investoren lägen vor. Ein Scheitern der Landesförderung für die Gesundheitstherme würde laut Callsen dazu führen, dass auf der Freiheit "arbeitsplatzschaffende und wirtschaftsfördernde Investitionen wohl gänzlich verhindert würden."

Um eine Förderzusage zu bekommen, reichen die Absichtserklärungen jedoch nicht aus. Das Wirtschaftsministerium will konkrete Verträge vorgelegt bekommen. Erst wenn gesichert sei, dass auf der Freiheit ein Hotel und ein Ferienpark gebaut werden, will das Land in die Therme investieren. Zudem muss die Stadt als mögliche Trägerin der Therme ihre finanzielle Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Diese Bedingung dürfte eine hohe Hürde darstellen. Das Defizit des Etats für 2010 liegt bei 6,7 Millionen Euro.

dj


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