Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Quelle: Schleswiger Nachrichten 14. Januar 2010

Gesundheitstherme auf der Kippe

Wirtschaftsminister Jost de Jager will neues Gutachten über Konkurrenzsituation / Landtagsabgeordneter Johannes Callsen skeptisch

Schleswig

Das Projekt Therme steht auf der Kippe. Ungeachtet kritischer Äußerungen aus Schleswig, hat das Wirtschaftsministerium in dieser Woche endgültig entschieden, ein neues Gutachten zur Konkurrenzsituation der Bäder und Thermen im Norden Schleswig-Holsteins in Auftrag zu geben. Von dem Ergebnis wird abhängen, ob für das Schleswiger 31,3-Millionen-Euro-Projekt weiterhin mit Zuschüssen des Landes zu rechnen ist. Ohne öffentliche Gelder hat eine Therme keine Realisierungschance. Kritiker der Therme gehen davon aus, dass der Ausstieg aus dem Projekt nur noch eine Frage der Zeit ist. Die Befürworter hingegen wollen die Hoffnung auf einen Landeszuschuss nicht aufgeben.

Das Wirtschaftsministerium äußerte sich gestern auf SN-Anfrage erstmalig konkret zu seinen Vorstellungen. Demnach soll das neue Gutachten den östlichen Landesteil zwischen Eckernförde und Flensburg im Hinblick auf bestehende und in Planung befindliche Bäder betrachten: "Eine Förderung neuer Einrichtungen ist nur dann zu verantworten, wenn die Folgekosten für die Träger begrenzt werden." Die bisherigen Gutachten hätten lediglich standortbezogen einzelne Vorhaben untersucht. Noch nicht geprüft worden sei hingegen, wie sich das Konkurrenzverhältnis verändere, wenn Projekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten realisiert würden. Dies könnte ein Hinweis auf die Schleswiger Argumentation sein, wonach sich das Projekt auf der Freiheit mit seinem Schwerpunkt auf Gesundheit deutlich von den bestehenden Spaß- und Familienbädern unterscheide. Diese Auffassung hatten insbesondere die Schleswiger CDU und Teile des SSW vertreten.

Die Schleswiger Therme wird im Wirtschaftsministerium als Chefsache behandelt. Die Entscheidung, ein Gutachten in Auftrag zu geben, traf der neue Hausherr Jost de Jager (CDU). In einem Brief an den Schleswiger CDU-Landtagsabgeordneten Johannes Callsen begründete er sein Vorgehen: "Durch das Ergebnis dieses Gutachtens wird eine politisch belastbare und sachgerechte Entscheidung ermöglicht." In Schleswig-Holstein gebe es zurzeit 32 touristisch relevante Freizeitbäder mit unterschiedlichen Schwerpunkten, so der Minister. Die durchschnittlichen Defizite der einzelnen Erlebnisbäder beliefen sich pro Jahr auf rund 761 000 Euro. De Jager schreibt in seinem Brief weiter: "Neben dem Projekt Therme Schleswig, für das eine Zusage von Minister Austermann in Höhe von 9,8 Millionen Euro aus dem Jahr 2007 besteht, sind in der Region inzwischen vier weitere Bäder (Campusbad Flensburg, Damp, Port Olpenitz und Kappeln-Ellenberg) geplant." Für einen Teil dieser Projekte seien öffentliche Mittel beantragt beziehungsweise zugesagt. Allein die Fördersumme für die drei Bäder in Schleswig, Kappeln und Damp belaufe sich auf 26 Millionen Euro. Der Minister betont: "Auch aufgrund der bereits bestehenden und weiterhin zu erwartenden Konkurrenzsituation dürften die defizitären Einrichtungen zunehmend zur Belastung für die Träger werden."

Der CDU-Landtagsabgeordnete Johannes Callsen sieht das Antwortschreiben des Ministers mit Skepsis. Nach dem Abzug der Bundeswehr habe das Land versprochen, der Stadt Schleswig bei der Bewältigung des Strukturwandels zu helfen. "In dieser Hinsicht war die Austermann-Zusage in Sachen Therme ein wichtiges Signal für die gesamte Region", so Callsen gegenüber den Schleswiger Nachrichten. Die Stadt Schleswig benötige dringend wirtschaftliche Impulse. Der Abgeordnete äußerte die Befürchtung, dass mit dem neuen Gutachten eine weitere Hürde aufgebaut werden soll. "Ich hoffe, dass sich die Ratsversammlung hier nicht verwirren lässt."

Dirk Jennert


Presse Therme Schleswig