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Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Schleswiger Nachrichten 24. April 2007

Ja zur Therme - Nein zum Hallenbad

Die Stadt Schleswig ist grundsätzlich dazu bereit, die Trägerschaft für eine Therme auf der Freiheit zu übernehmen und im Gegenzug ihr Schwimmbad an der Friedrich-Ebert-Straße zu schließen. Diese Entscheidung fiel gestern kurz vor 19 Uhr in der Ratsversammlung. Das öffentliche Interesse an der Sitzung war groß. Mehr als 50 Bürger nahmen teil.

Schleswig
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- Ein ähnlich starkes Interesse an einer Ratssitzung hatte es zuletzt Ende der neunziger Jahre gegeben. Damals ging es um den Bau einer Jugendanstalt am Königswiller Weg. Gestern stand ein Thema auf der Tagesordnung, das offenbar genauso polarisierte. Mehr als 50 Bürger waren in den Ständesaal gekommen, um die Debatte über die geplante Therme auf der Freiheit zu verfolgen. Die Meinung der meisten Besucher war eindeutig: Mit Applaus reagierten sie auf die Stellungnahmen der SPD-Ratsmitglieder, die die Therme ablehnten, keine Reaktionen gab es auf die Wortbeiträge der CDU-Abgeordneten, die sich für das Projekt aussprachen.

In einer anfangs betont sachlichen Debatte tauschten CDU, SPD und SSW ihre Standpunkte ein weiteres Mal aus. CDU-Ratsherr Frank Neubauer vertrat die Ansicht, dass die Entwicklung des neuen Stadtteils durch den Bau einer Therme mit angedocktem Schwimmbad nachhaltig gefördert werden würde. Es gehe keineswegs darum, eine "städtische Risikobeteiligung an der Therme" zu beschließen. Stattdessen wolle man den städtischen Zuschuss für Therme und Schwimmbad (Gesamtkosten: 19 Millionen Euro) auf maximal eine halbe Million Euro jährlich begrenzen. Im Gegenzug müsse das defizitäre Schwimmbad an der Friedrich-Ebert-Straße geschlossen werden. Neubauer: "So schön das Schwimmbad auch sein mag, allein der Betrieb beschert uns ein jährliches Minus von durchschnittlich 811000 Euro - wie lange können wir uns das noch leisten?" Die Schwimmhalle solle durch ein neues, besseres Sportbad an der Therme ersetzt werden.

Neubauer räumte ein, dass noch viele Fragen nicht geklärt seien. Diesen Punkt griff SPD-Ratsherr Klaus Bosholm auf. "Die Entscheidung kommt viel zu früh, uns fehlen die Fakten", sagte er. Die in einer Machbarkeitsstudie genannten Besucherzahlen bezweifelte Bosholm. Weder glaube er an jährlich 260 000 Besucher in der Therme noch an 100 000 zahlende Besucher im angedockten Schwimmbad. Schon das jetzige Schwimmbad erreiche diese Zahlen nicht. Bosholm kritisierte, dass in den von der Verwaltung vorgelegten Papieren zum Teil mit falschen Zahlen operiert werde, zum Beispiel im Hinblick auf die Finanzierung eines Kredits. Der angegebene Zinssatz von 3,5 Prozent sei längst überholt. Derzeit würden bei Kommunalkrediten 4,7 Prozent fällig: "Allein diese Steigerung frisst doch schon den ganzen Gewinn eines Betreibers auf." Zur anwesenden Mehrheitsgesellschafterin des Kaserneneigentümers "Team Vivendi", Susanne Schöning, sagte er, er habe sie als ernsthafte Gesprächspartnerin kennengelernt, der es nicht um die schnelle Mark ginge: "Aber ich habe den Eindruck, dass Sie die falschen Berater haben."

SSW-Fraktionsvorsitzender Otmar Petersen stellte sich auf die Seite der Thermen-Befürworter und nahm das "Team Vivendi" als Eigentümer der früheren Kasernenflächen in die Pflicht. Jetzt sei "Vivendi" am Zuge. Er sagte, dass auf der Internetseite von "Vivendi" kein einziges konkretes Grundstücksangebot unterbreitet werde. Petersen: "Vivendi bewegt sich also auf dem gleichen unprofessionellen Niveau wie die Stadt bei der Vermarktung ihrer Grundstücke."

Bürgermeister Thorsten Dahl sagte, dass er sehr wohl glaube, "dass die Vivendi-Leute wissen, was sie tun". Er machte deutlich, dass die Stadt bei der Bewertung des Thermenprojekt eine externe Beratung benötige.

Für Schärfe in der Debatte sorgte SPD-Fraktionsvorsitzender Karsten Reimer. Es gebe in Schleswig einen Haufen Leute, die ihren Mund weit aufmachten, um die Therme zu fordern, aber keinen Cent dazugeben würden, so wie die Verantwortlichen der Schlei-Ostsee-GmbH oder einige Umlandgemeinden. "Wir haben wichtigere Aufgaben als einen Thermenbau, wir brauchen unser Geld beispielsweise für die Kindergärten und die Sanierung unserer Straßen." Reimer: "Ich werde mein Möglichstes dafür tun, dass dieser Beschluss gekippt wird."

Kurz vor 19 Uhr kam es zur Abstimmung. Die CDU und vier SSW-Abgeordnete stimmten für die Therme, die SPD geschlossen dagegen (der Beschluss im Wortlaut siehe rechts).


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