Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Quelle: Schleswiger Nachrichten 21. August 2010

Minister hält Therme für realisierbar

Jost de Jager stellt Bedingungen / 28-Millionen-Euro-Projekt dürfe sich nicht mit bestehenden Angeboten überschneiden

Schleswig / Kiel

Die Befürworter der Gesundheitstherme im neuen Stadtteil auf der Freiheit sind einen großen Schritt weiter. Wirtschaftsminister Jost de Jager hat das Projekt gestern als "realisierbar und im Grundsatz sinnvoll" bezeichnet. "Das Land steht trotz knapper Haushaltsmittel weiterhin zu seiner ursprünglichen Inaussichtstellung von Fördermitteln in Höhe von knapp zehn Millionen Euro", so der Minister. Damit bekräftigte er eine Aussage seines Vor-Vorgängers Dietrich Austermann. Auf einer Pressekonferenz im Kiel stellte de Jager zugleich Bedingungen, die die Stadt Schleswig beziehungsweise Investoren zu erfüllen haben.

Mit Verweis auf das neue Gutachten über die Bäderlandschaft im Norden Schleswig-Holsteins betonte der Minister, dass das Konzept der in Schleswig geplanten Gesundheitstherme aufgehen werde, wenn sich das Angebot auf die speziellen Bedürfnisse von anspruchsvollen Thermenbesuchern ausrichte. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dass zwischen der geplanten Therme und dem anzudockenden Sportbad eine geeignete räumliche Trennung geschaffen werde: "Ein ,Best Ager’ aus Hamburg will seine Umkleidekabine nicht mit einer Schulklasse teilen." Das hochwertige Angebot der Therme müsse durch eine authentische Thermalqualität sichergestellt sein. Dazu sei es erforderlich, dass die Wasserbecken mit einem Fläche von mindestens 1100 Quadratmetern aus einer Thermalquelle befüllt werden. Zudem müsse man Angebots-Überschneidungen mit bestehenden oder geplanten Bädern vermeiden. Keinesfalls dürfe mit der Therme ein Konkurrenzangebot zu Sport- und Schwimmbädern in Flensburg, Glücksburg oder Neumünster geschaffen werden. Um die für einen rentablen Betrieb nötigen Besucherzahlen zu erreichen, müsse das Projekt zudem mit dem Bau eines Hotels im Mindeststandard von vier Sternen verknüpft werden. Die in ursprünglichen Konzepten avisierte Größe von 175 Betten sei nicht ausreichend.

Allerdings verhehlte der Minister nicht, dass es in der Gesamtplanung noch Unsicherheitsfaktoren gebe. Bisher zielte die Thermenplanung auf eine jährliche Besucherzahl von 260 000 ab. Die Verfasser der neuen Bäderstudie sind deutlich zurückhaltender. Unter den Gesichtspunkten kaufmännischer Vorsicht gehen die Gutachter davon aus, dass die Besucherzahl bei 190 000 liegen wird. Dieser Kalkulation ist ein Anfahrtsweg von bis zu 60 Minuten zugrunde gelegt. Im bestmöglichen Fall jedoch könnten auch 260 000 Besucher erreicht werden. Dies würde jedoch nur gelingen, wenn man auch Hamburger für einen Besuch in der Therme begeistern könnte (Anfahrtsweg bis zu 75 Minuten). De Jager betonte: "Wir werden das noch mal spitz rechnen müssen." Sollte sich die Besucherzahl tatsächlich auf jährlich 190 000 einpendeln, müsste die gesamte bisherige Thermenkalkulation überarbeitet werden, da in diesem Fall mindestens 700 000 Euro pro Jahr in der Kasse fehlen würden.

Der amtierende Bürgermeister Frank Neubauer zeigte sich erfreut über die Stellungnahme des Ministers. Die Therme sei für Schleswig und die Region ein richtungsweisendes Projekt. Er bestätigte gegenüber Journalisten, dass ein Baubeginn im kommenden Jahr machbar wäre. Zur Finanzierung sagte Neubauer, dass die Stadt für den Bau der Therme kein eigenes Geld in die Hand nehmen werde. 9,8 Millionen Euro sollen vom Land übernommen werden, der Löwenanteil hingegen zum Beispiel von einem Betreiberkonsortium. "Die Stadt wird nicht als Investor auftreten."

Das Ministerium zeigte sich von dem Projekt jedenfalls angetan. Ein vergleichbare Einrichtung gebe es in Schleswig-Holstein bislang nicht.

dj


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