Therme Schleswig
Presse Gesundheits-Therme Schleswig
Schleswiger Nachrichten 30. August 2007
Schlagabtausch mit Samthandschuhen
Die Themen Schwimmbad und Therme dominierten am Dienstagabend die erste öffentliche Debatte der Bürgermeister-Kandidaten. Auf Einladung des SSW kamen Amtsinhaber Thorsten Dahl und seine Herausforderer Sven Leder (CDU) und Dieter Schönfeld (SPD) zusammen. Sachorientiert arbeiteten sie gegensätzliche Positionen heraus.
Schleswig
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- Bevor die Bürgermeister-Kandidaten am Dienstag auf ihrer ersten öffentlichen Diskussionsrunde das Wort ergreifen konnten, stimmten sie gemeinsam mit den mehr als 70 Zuschauern ein dänisches Lied an. "Alte Freundschaft sollte nie vergehen", lautete der Titel. Dieser Auftakt konnte durchaus als charmante Aufforderung zu einer fairen Debatte gewertet werden.
Und genau das wurde es auch. Fast zwei Stunden standen die Kandidaten unter der Moderation des SSW-Fraktionsvorsitzenden Otmar Petersen Rede und Antwort. Jeder hatte zunächst zehn Minuten Zeit, sich dem Publikum vorzustellen und wesentliche Ziele zu benennen. Anschließend durften die Kandidaten einem ihrer Mitbewerber eine Frage stellen, zum Schluss hatte das Publikum das Wort.
Therme und Schwimmbad
Das wichtigste kommunalpolitische Thema dieses Jahres nahm in der ersten Bürgermeister-Debatte einen breiten Raum ein. Bürgermeister Dahl betonte, dass der Bau einer Therme für den neuen Stadtteil auf der Freiheit von großer Bedeutung sei. Mit Blick auf die Schwimmhalle sprach er sich für einen von der Ratsversammlung initiierten Bürgerentscheid aus. Er gab bekannt, dass die SPD am 10. September im Rat einen entsprechenden Antrag einbringen wolle.
SPD-Kandidat Dieter Schönfeld ging einen Schritt weiter. Er vertrat die Auffassung, dass es einen Bürgerentscheid zur Therme und zum Schwimmbad geben müsse. Er wandte sich dagegen, dass in Neubaugebieten Prestigeprojekte geplant würden und dies letztendlich zu Lasten des Altbestandes ginge.
CDU-Bewerber Sven Leder geriet bei diesem Thema unter Druck. Von einer Zuschauerin wurde er auf ein gemeinsam von CDU und Leder veröffentlichtes Flugblatt angesprochen. "Sie wollen eine Therme mit angedocktem Schwimmbad. Warum wollen Sie keine Bürgerbeteiligung?", lautete ihre Frage. Leder entgegnete, die Bürgerbeteiligung sei ein diffiziles Thema. Es handele sich um ein sehr komplexes Thema. Es müsse mit allen Beteiligten gesprochen werden, aber entscheiden müsse der Rat. Die Fragestellerin: "Ich fasse zusammen, Sie wollen keine Bürgerbeteiligung."
Aufgaben des Bürgermeisters
Sven Leder warb damit, der Stadt Profil geben zu wollen. "In Profil steckt auch das Wort Profi", sagte er. Er machte deutlich, dass Alt-Bürgermeister Klaus Nielsky für ihn in dieser Beziehung ein Vorbild sei. "Herr Nielsky war auch auf Landes- und Bundesebene tätig und hat den Kontakt mit anderen Städten gesucht." Das wolle er wieder beleben. Als Bürgermeister würde er auf alle Ratsfraktionen zugehen wollen, "wobei ich die Mitgliedschaft in einer Partei als hilfreich empfinde", so der CDU-Mann Leder.
Schönfelds Position ähnelte der seines Vorredners, "allerdings bin ich der Meinung, dass Schleswig bereits Profil hat", sagte er. Ein Bürgermeister dürfe in seinem Handeln nicht derartig eingeschränkt sein, dass er in überregionalen Gremien sowie den wichtigsten Gremien seiner eigenen Stadt nicht vertreten sei. In einem solchen Fall würde es dem Bürgermeister an Durchschlagskraft mangeln. Dies wurde insbesondere von den SPD-nahen Zuhörern als Kritik an Dahl gewertet, der zum Beispiel im Aufsichtsrat der Stadtwerke nicht Mitglied ist. Schönfeld versprach den Zuhörern, eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Ratsversammlung und Bürgermeister anzustreben.
Dahl sagte, dass ein Bürgermeister kein Postenjäger sein dürfe, sondern seine Aufgaben im Rathaus zu erledigen habe. Er sei als Bürgermeister unparteiisch, "weil ich mit allen in den Dialog treten will. Ein Schmusekurs wäre auch nicht richtig." Allerdings werde ein Dialog erschwert, wenn es im Rat eine absolute Mehrheit gebe.
Zukunft der Kaserne
Für Unruhe unter den Zuhörern sorgte Bürgermeister Dahl mit Blick auf die Zukunft der Kaserne. Er berichtete aus der Sitzung des Bauausschusses vom selben Tage, dass auf der Freiheit ein neun Stockwerke großes Hotel geplant sei. Er machte keinen Hehl daraus, dass er dies kritisch sieht. Am Ende werde man sich wohl auf eine niedrigere Höhe einigen. Sven Leder erwiderte, dass die Neubauten in die Landschaft passen müssten. Und Schönfeld: "Schleswig darf nicht durch eine ungeschickte Bebauung verbaut werden."
Die Fragen der Kandidaten
Jeder Kandidat durfte einem Gegenkandidaten seiner Wahl eine Frage stellen. Schönfeld fragte Leder: "In welchen Bereichen wollen Sie privatisieren?" Antwort: "Wenn ich die Antwort darauf schon hätte, bräuchte ich nicht mehr zu prüfen. Ich möchte mir alles anschauen, und zwar ergebnisoffen, aber nicht ergebnislos." Es werde keine betriebsbedingten Kündigungen geben, aber auch keine Tabubereiche. Leders Frage an Dahl: "Was haben Sie in Ihrer Amtszeit erreicht?" Antwort: "Ich kann mir auf meine Fahnen schreiben, in der Verwaltung Kosten gespart zu haben." Als letzter durfte Dahl seine Frage stellen. Er richtete sie an Schönfeld: "Wer bezahlt eigentlich Ihren Wahlkampf?". Antwort: "Das meiste zahle ich selbst, einen Teil finanziert die Partei über Spenden."
Das Fazit des Abends: Bei ihrer ersten öffentlichen Begegnung gingen die Kandidaten sachlich, fair und zwischenzeitlich geradezu freundschaftlich miteinander um. Der Applaus für Dahl und Leder fiel etwa gleich stark aus, den meisten Beifall bekam Dieter Schönfeld - was allerdings auch damit zusammenhängen mag, dass sich mehr als zehn SPD-Mitglieder unter die Zuhörer gemischt hatten, während die CDU nur mit zwei bekannten Politikern vertreten war.
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