Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Schleswiger Nachrichten 21. Oktober 2010

"Therme bringt 200 Arbeitsplätze"

Tourismus-Chefin beziffert Einkommenseffekt / IHK mit ähnlichem Ergebnis

schleswig

Eine Therme könnte dem Übernachtungsgewerbe, der Gastronomie und dem Einzelhandel in der Schleiregion eine zusätzliche Einkommenswirkung von etwa 4,538 Millionen Euro pro Jahr bescheren. 2,436 Millionen davon kämen allein Schleswig zugute, 2,102 Millionen dem Umland. Darauf hat Anke Lüneburg, Geschäftsführerin der Ostseefjord Schlei GmbH (OFS), hingewiesen.

Ihrer überschlägigen Berechnung zu Grunde gelegt hat sie Aussagen des Thermen-Gutachtens, das von der Stadt in Auftrag gegeben worden war. Darin heißt es, dass 23 Prozent der Thermen-Besucher Übernachtungsgäste seien. Bei einer Annahme von 260 000 Nutzern pro Jahr insgesamt - bei einem Eintrittspreis von 17 Euro - wären dies 59 800 Gäste, die nachts ihr Haupt auf Kissen in Schlei-Nähe betten. Nach Schätzungen der OFS würden sich davon 60 Prozent auf Schleswig, 40 Prozent aufs Umland verteilen. Macht allein für den Schleswiger Stadtbereich 35 880 Übernachtungsgäste pro Jahr.

Angenommen, dass diese sich wie der Durchschnitt aller Schleswig-Urlauber für zwei Nächte einquartieren, ergäben sich so 71 760 Übernachtungen. Diese Zahl hat die Tourismus-Chefin mit 68 Euro multipliziert. So viel gibt ein Übernachtungstourist in Schleswig nach einer Studie des Nordeuropäischen Instituts für Tourismus- und Bäderforschung (NIT) durchschnittlich aus - um eine Unterkunft zu bezahlen, Essen oder Kaffee trinken zu gehen, Freizeitaktivitäten vom Theaterbesuch bis zum Minigolfspielen nachzugehen oder um einzukaufen.

Das bedeute, dass Thermen-Übernachtungsgäste 4,879 Millionen Euro in der Stadt ausgeben. Davon abgezogen hat die OFS Steuern und - nach branchenweit anerkannten Kennziffern des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif) - Vorleistungen der Vermieter, Gastronomen und Einzelhändler, etwa für den Wareneinsatz am Frühstücksbuffet oder für Renovierungsarbeiten im Zimmer. Unterm Strich ergäbe sich so nach Prognose der OFS-Chefin eine Einkommenswirkung von 2,436 Millionen Euro. Dies entspräche nach dwif-Kriterien 108,3 Vollzeitarbeitsplätzen - ein Riesensprung für den Wirtschaftsfaktor Übernachtungstourismus in Schleswig.

Er sichert bisher 145,6 Vollzeitarbeitsplätze - basierend auf 136 095 Übernachtungen und einer dadurch bedingten Einkommenswirkung von 3,276 Millionen Euro. Die Zahlen stammen von 2007 - dem Jahr vor der Gartenschau, die 2008 für Sonder-Zuwächse gesorgt hatte. "Eine Therme würde besonders den Ganzjahrestourismus fördern - eine bessere Auslastung der Unterkünfte außerhalb der Hauptsaison ist dringend geboten", sagt Lüneburg. "Eine Therme wäre ein Leuchtturm, um die wachsenden Urlauber-Zielgruppen ,Anspruchsvolle Genießer’ und ,Best Ager’ anzusprechen." Diese gelten als besonders zahlungskräftig.

In einem zweiten Schritt hat Lüneburg weitergerechnet: Für das Umland ergäben sich auf Basis des Thermen-Gutachtens 23 920 Gäste pro Jahr. Die Umland-Urlauber bleiben nach Analysen der OFS im Schnitt vier Nächte - also: 23 920 mal vier macht 95 680 Übernachtungen. Umland-Gäste geben nach NIT-Erkenntnissen im Mittelwert 44 Euro pro Tag aus - macht zunächst 4,2209 Millionen Euro Brutto-Umsatz, bereinigt um Steuern und Vorleistungen bleibt davon eine Einkommenswirkung von 2,102 Millionen Euro.

Addiert mit den 2,436 Millionen Euro allein für die Thermen-Übernachtungs-Gäste im Stadtbereich, kommt Lüneburg so zu den insgesamt 4,538 Millionen Euro Einkommensschub durch eine Therme für die Schleiregion insgesamt. Dieser Betrag würde 201,7 Vollzeit-Jobs schaffen.

Stefan Wesemann von der Industrie- und Handelskammer (IHK) hält bei einer Umsetzung des Gesamt-Konzepts auf der Freiheit - also neben der Therme auch Feriendorf, Hotel, Marina und Appartements - ebenfalls etwa 200 zusätzliche Arbeitsplätze für realistisch. Wesemann legt zu Grunde, dass 15 Beschäftigte ein Jahreseinkommen über 33 000 Euro haben, 185 eines unter 30 000 Euro - macht ein Jahreseinkommen aller 200 Beschäftigten von etwa sechs Millionen Euro. Bereinigt um Steuer- und Abgaben in Höhe von 40 Prozent, verbliebe nach Wesemanns Überschlag ein Zusatz-Einkommen von 3,6 Millionen Euro in der Stadt.

fju


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