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Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Quelle: Schleswiger Nachrichten 12. März 2010

Therme: Dahl erteilt Auftrag für Markterkundung

Ergebnisse sollen möglicherweise bereits Ende April vorliegen

Schleswig

Nach Monaten der kommunalpolitischen Auseinandersetzung sind jetzt Fakten geschaffen. Bürgermeister Thorsten Dahl hat das "Markterkundungsverfahren" für die geplante Gesundheitstherme auf der Freiheit in Auftrag gegeben. Ein Kieler Beratungsbüro ermittelt nun, welche Anbieter bereit sein könnten, auf der Freiheit ein Thermalbad zu bauen und zu betreiben. Nach Dahls Angaben gibt es europaweit etwa 20 Unternehmen, die eine Gesundheitstherme in der geplanten Form betreiben könnten. Das neue Gutachten soll nun klären, welche von diesen Unternehmen überhaupt an einem Engagement in Schleswig interessiert sind, wie viel Eigenmittel sie investieren würden und welche Belastungen voraussichtlich auf die Stadt Schleswig zukommen würden. Der Beschluss der Ratsversammlung besagt, dass die Haushaltsbelastung für den Betrieb der Therme nicht höher als 500 000 Euro im Jahr liegen soll.

Die Ratsversammlung hatte im September vergangenen Jahres mit den Stimmen von CDU, FDP und Teilen des SSW für dieses Verfahren 50 000 Euro zur Verfügung gestellt, nachdem ein entsprechender Antrag noch im April gescheitert war. Auf der jüngsten Sitzung der Ratsversammlung hatten Vertreter von SPD und Grünen die Sinnhaftigkeit der Ausgabe erneut in Frage gestellt - nun vor dem Hintergrund, dass der bisher für sicher gehaltene Landeszuschuss für das Projekt wieder in Frage steht. Beobachter hatten Äußerungen des Bürgermeisters dahingehend interpretiert, dass er die Bedenken teilte. Allerdings stellte niemand in der Ratsversammlung den Antrag, die Auftragsvergabe für die Markterkundung zu stoppen. Gestern betonte Dahl im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er dazu tendiere, das Thermenprojekt "wohlwollend zu prüfen", zumal mit ihm die Aussicht auf 400 neue Arbeitsplätze in der Tourismusbranche bestehe. Die Debatte werde auf einer völlig neuen Grundlage stehen, sobald im Rahmen der Markterkundung die "Ist-Zahlen" zur tatsächlich zu erwartenden finanziellen Belastung feststehen.

Dahl hält es für möglich, dass die Ergebnisse der Markterkundung bereits zur nächsten Sitzung der Ratsversammlung am 26. April vorliegen könnten. Sollte es länger dauern, müssten sich die Ratsmitglieder in einer Sondersitzung im Mai mit dem Thema befassen. Der Bürgermeister macht deutlich, dass die Zeit drängt: Wirtschaftsminister Jost de Jager will im Sommer eine Entscheidung darüber treffen, ob das Land den Bau der Therme mit bis zu 9,8 Millionen Euro fördern wird. Bis dahin soll ein weiteres Gutachten Auskunft darüber geben, ob konkurrierende Freizeiteinrichtungen in Schleswig, Damp, Glücksburg und Olpenitz sich gegenseitig die Kunden wegnehmen würden.

Falls aus Kiel grünes Licht für die Therme auf der Freiheit kommen sollte - was ungewiss ist - folgen weitere Schritte. Vor Einleitung des Vergabeverfahrens ist ein Bürgerentscheid über die Schließung der Schwimmhalle an der Friedrich-Ebert-Straße vorgesehen. Dieses Vorgehen ist zumindest aktuelle Beschlusslage der Ratsversammlung. Erst wenn sich die Schleswiger Bürger mehrheitlich für die Schließung ihrer alten Schwimmhalle ausgesprochen haben, soll der Betrieb der Gesundheitstherme europaweit ausgeschrieben werden.

oje


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