Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Quelle: Schleswiger Nachrichten 29. Oktober 2010

"Therme ein unkalkulierbares Risiko"

Steuerzahlerbund prangert in seinem "Schwarzbuch 2010" das Schleswiger Millionenprojekt an / Kritik auch an neuer Skater-Anlage

Schleswig

Der Bund der Steuerzahler hat den Bau einer Gesundheitstherme in Schleswig als "unkalkulierbares Risiko" bezeichnet. In seinem gestern veröffentlichten "Schwarzbuch" rät der Steuerzahlerbund dazu, auf den Bau der Therme zu verzichten und stattdessen das bestehende Hallenbad an der Friedrich-Ebert-Straße zu sanieren. Das "Schwarzbuch" listet jedes Jahr die größten Fälle an Steuergeldverschwendung in Deutschland auf. Schleswig ist in der aktuellen Ausgabe erstmalig mit zwei Projekten vertreten – neben der Therme wird die neue Skater-Anlage auf den Königswiesen erwähnt.

"Die altehrwürdige Residenzstadt an der Schlei will für den hochpreisigen Tourismus attraktiver werden. Dazu meint man, auf eine moderne Therme nicht verzichten zu können", schreibt der Steuerzahlerbund. Das Land Schleswig-Holstein habe dazu Fördermittel in Höhe von 9,8 Millionen Euro in Aussicht gestellt, wenn es keine Konkurrenz zu bestehenden Freizeit- und Erlebnisbädern gibt. Aber genau hier, so heißt es im Schwarzbuch", liege das Problem. Im Umkreis von 30 Kilometern rund um Schleswig gebe es bereits sechs Bäder, ein siebtes sei geplant. "Alle diese Bäder kämpfen um eine ausreichende Auslastung." Ein Fragezeichen setzt der Steuerzahlerbund hinter den Ratsbeschluss, wonach die Stadt ein jährliches Nutzungsentgelt von maximal einer halben Million Euro für das Sportbad zahlen wird, das an die Therme angedockt werden soll. Man halte es für unrealistisch, dass dieser gedeckelte Zuschuss einzuhalten sei.

Bürgermeister Thorsten Dahl reagierte auf die Erwähnung der Therme im "Schwarzbuch" mit Skepsis. "Der Steuerzahlerbund greift in Entscheidungsprozesse der Ratsversammlung ein, ohne alle Hintergründe zu kennen", sagte der Bürgermeister auf SN-Anfrage. Zwar deuteten die jüngst vorgelegten Zahlen darauf hin, dass das Projekt wahrscheinlich nicht wirtschaftlich sei, aber, so machte es Dahl deutlich, man arbeite daran, neue Geldquellen zu erschließen. So will das "Team Vivendi" als Eigentümer der früheren Kaserne mit der Stadt über einen Defizitausgleich für die Therme verhandeln. Dahl sagte, dass er der Ratsversammlung niemals die Übernahme eines unkalkulierbaren Risikos empfehlen werde. Die Bemerkungen des Steuerzahlerbundes verstehe er als "warnenden Hinweis". Dahl: "Noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen."

Zum dritten Mal in Folge wird im "Schwarzbuch" die Schleswiger Skater-Anlage erwähnt, die Ende August auf den Königswiesen eröffnet wurde. "Was die Sportfreunde jubeln lässt, treibt den Steuerzahlern die Tränen in die Augen, denn letztlich mussten sie 180 000 Euro für die Anlage ausgeben", heißt es. Angefangen habe alles mit dem Abriss der alten Anlage am Jugendzentrum, die der Landesgartenschau weichen musste. Für den Ersatz habe man ursprünglich 8000 Euro einkalkuliert.

Der Steuerzahlerbund nennt Gemeinden in Schleswig-Holstein, die mit ihren zur Verfügung stehenden Steuergeldern sparsamer umgegangen sind: In Altenholz habe die Gemeinde einschließlich zahlreicher Spenden 34 000 Euro ausgegeben, in Gettorf seien 30 000 Euro für einen Skaterparcours veranschlagt worden: "Beide Anlagen entsprechen den Bedürfnissen der jugendlichen Sportler."

dj


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