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Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Schleswiger Nachrichten 20. Januar 2007

Therme: Mehr als 50 Prozent der Baukosten als Landeszuschuss?

In den kommenden Tagen soll die Entscheidung von Wirtschaftsminister Dietrich Austermann fallen, ob und in welcher Höhe Zuschüsse für die Therme auf der Freiheit fließen werden. Das ergab gestern eine Nachfrage im Wirtschaftsministerium. Während die Kaserneneigentümer um ihre Therme kämpfen, sind die Fraktionen nach wie vor uneins über das Projekt.

Schleswig
/fbü / dj

- Hohe Wellen schlug das Thema Toskana-Therme vor wenigen Wochen in der Kommunalpolitik. Am Donnerstag nun hatten die Kaserneneigentümer vom "Team Vivendi" die Vorsitzenden aller drei Fraktionen sowie die Landtagsabgeordneten Holger Astrup (SPD) und Johannes Callsen (CDU) zu einem Gespräch eingeladen - über das Stillschweigen vereinbart wurde.

Mit der unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindenden Aussprache wollte "Team Vivendi" nach Auffassung von Insidern erreichen, dass die Gegner des Projekts ihre Argumente überdenken, um so doch noch ein Schleswiger Signal der Einigkeit für die Gesundheitstherme an das Kieler Wirtschaftsministerium senden zu können. Denn alle Beteiligten warten dieser Tage gespannt beziehungsweise angespannt auf die Entscheidung von Wirtschaftsminister Dietrich Austermann, ob und in welcher Höhe es Zuschüsse für den Bau der Therme auf dem ehemaligen Kasernengelände geben wird. Denn ohne Zuschüsse wäre das Projekt laut Machbarkeitsstudie nicht zu realisieren. Deshalb soll die Stadt Schleswig als Trägerin fungieren, um die Zuschüsse für das Thermen-Projekt zu erhalten und einzusetzen.

Genau dieser Punkt scheidet nach wie vor die Geister: Während sich die CDU-Fraktion bereits Anfang Dezember öffentlich für das Engagement der Stadt ausgesprochen und für den Bau der Therme stark gemacht hat, will die SPD der Stadt kein "weiteres unkalkulierbares finanzielles Risiko" aufbürden. Auch soll die Schwimmhalle an der Friedrich-Ebert-Straße bestehen bleiben. Die CDU hingegen sähe in einer neuen Schwimmhalle, die an die Gesundheitsherme "angedockt" werden könnte, große Vorteile.

"Ich gehe davon aus, dass die Therme mit deutlich über 50 Prozent der Baukosten aus dem Wirtschaftsministerium gefördert wird", erklärte gestern Holger Astrup, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, auf Nachfrage unserer Zeitung. Im Regelfall würde die Hälfte der Baukosten für ein Projekt, das "wie die Therme ein Alleinstellungsmerkmal besitzt", bezuschusst werden. Der Grund für eine höhere Bezuschussung liege darin, dass die Gesundheitstherme in Schleswig genau in das neue Tourismuskonzept der Landesregierung hinein passe, das den Wellness-Bereich deutlich hervor hebe.

Die skeptische Haltung seiner Schleswiger Genossen ist aus Sicht von Astrup dennoch "absolut verständlich". Denn natürlich müsse die SPD sich dafür einsetzen, das finanzielle Risiko für die Stadt gering zu halten. Beim Bau der Therme gelte es, dieses Risiko in Verträgen mit dem Investor im Rahmen zu halten.

Karsten Reimer, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, stellt zwei Bedingungen heraus: Wenn die Stadt einen einmaligen Zuschuss für den Bau der Therme gibt und nicht in einen laufenden Betrieb des Projekts einbezogen werden soll, dann "lässt sich mit uns darüber reden". Dazu kommt noch "der wichtigste Punkt": Die alte Schwimmhalle bleibt bestehen.

Caroline Schwarz, CDU-Fraktionsvorsitzende, hat "ein sehr gutes Gefühl, dass der Wirtschaftsminister sich positiv für die Therme entscheiden wird". CDU-Landtagsabgeordneter Johannes Callsen sieht durch den Thermenbau "eine große Chance", um die wirtschaftlichen Nachteile durch den Bundeswehrabzug auszugleichen.

SSW-Chef Otmar Petersen will auch zuerst für weitere Entscheidungen die genauen Daten für das Projekt abwarten. Noch seien viele Fragen ungeklärt. Ob eine neue Schwimmhalle auf dem Kasernengelände gebaut werden sollte, wolle er nicht ausschließen - "auch das hängt von den Berechnungen ab, die dann erfolgen müssen".


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