Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Quelle: Schleswiger Nachrichten 17. August 2010

"Warum ist die CDU so versessen?"

Bürgerinitiative "Hallenbadfreunde" zum Thermenprojekt: Bürgerentscheid über städtische Schwimmhalle erst nach Klärung aller Sachfragen

Schleswig

Die Bürgerinitiative "Hallenbadfreunde" bezweifelt, dass sich ein Bürgerentscheid über die Zukunft der städtischen Schwimmhalle noch in diesem Jahr realisieren ließe. Damit reagierten die Vertreter der Initiative, Kirsten Jensen und Monika Nielsky, auf eine entsprechende Ankündigung des amtierenden Bürgermeisters Frank Neubauer (CDU). Jensen und Nielsky betonten gegenüber unserer Zeitung, dass die Schleswiger vor einem Bürgerentscheid umfassend über das Gesamtprojekt informiert werden müssten: "Das kann aber erst geschehen, wenn zuvor die zahlreichen offenen Fragen geklärt sind." Die bestehende Schwimmhalle soll zugunsten eines an die geplante Therme anzudockenden Hallenbades geschlossen werden.

Insbesondere vermisst die Initiative eine klare Aussage darüber, wie es um die finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt Schleswig bestellt sei, die die Trägerschaft für die Therme auf der Freiheit inklusive Schwimmbad übernehmen soll. Monika Nielsky: "Die Ratsversammlung hat beschlossen, dass sie maximal eine halbe Million Euro im Jahr bereitstellen würde, aber schon jetzt ist doch ersichtlich, dass dieses Geld bei weitem nicht ausreichen wird." In diesem Zusammenhang stehe die Frage im Raum, wie viele Besucher die Schleswiger Gesundheitstherme pro Jahr zu erwarten habe. In einer Machbarkeitsstudie aus dem Herbst 2006 war von 260 000 Besuchern die Rede, in einem Wirtschaftlichkeitsgutachten aus dem Januar 2009 wurde empfohlen, diese Zahl nochmals überprüfen zu lassen. Die "Hallenbadfreunde" verweisen auf den Fall Glücksburg. Für die dortige Fördelandtherme seien von Gutachtern 250 000 Besucher prognostiziert worden. "Tatsächlich wird diese Zahl um 40 Prozent unterschritten."

Eine klare Aussage zum Thermenprojekt erhoffen sich die "Hallenbadfreunde" von Wirtschaftsminister Jost de Jager - insbesondere zu dem von ihm in Auftrag gegebenen Gutachten über die Bäderlandschaft im Norden Schleswig-Holsteins. Die CDU hatte aus dem Gutachten ein Votum pro Therme herausgelesen. Monika Nielsky: "Bisher kennen wir die Aussagen des Gutachten nicht, sondern lediglich die Interpretationen von Politikern." De Jager solle erklären, ob er auf der Grundlage dieses Gutachtens eine Förderzusage über bis zu 9,8 Millionen Euro treffen könne - und ob die von dem ehemaligen Wirtschaftsminister Dietrich Austermann für die Erteilung der Förderzusage aufgestellten Bedingungen erfüllt seien: Austermann hatte darauf bestanden, dass verbindliche Verträge mit einem Hotel- und einem Ferienparkbetreiber vorliegen müssten, bevor die Zuschüsse freigegeben werden könnten.

Irritiert sind die "Hallenbadfreunde", die sich als parteiunabhängig bezeichnen, über die Schleswiger CDU-Ratsfraktion: "Warum sind die so versessen, was steckt dahinter?" In nahezu allen Bereichen müsse gespart werden, "da ist es für die Bürger unverständlich, warum ausgerechnet bei einer Sache, die nicht zur öffentlichen Daseinsvorsorge zählt, überhaupt nicht gespart werden soll." Kirsten Jensen: "Warum erkennt die CDU nicht, dass sich die Therme nicht rechnen wird?"

Sollte es zu einem Bürgerentscheid über die Zukunft des Hallenbades kommen, will sich die Bürgerinitiative massiv in die Diskussion einbringen. Handzettel und Plakate werde es geben, außerdem Veranstaltungen und Info-Stände. Auf der Liste potenzieller Mitstreiter stehen 40 Namen. An die Adresse der Ratsversammlung sagten die Initiativensprecherinnen: "Wir hoffen, dass die Leute zur Vernunft kommen, die die Entscheidung über die Therme fällen."

dj

 


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