Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Therme Schleswig

Presse Gesundheits-Therme Schleswig


Schleswiger Nachrichten 29. April 2009

"Wir konnten es nicht verantworten"

SSW-Ratsfrauen begründen "Nein" zur Therme

Schleswig
/
fbü

- Die beiden SSW-Ratsfrauen Anja Stamm und Michaela Bumann sorgten am Montag im Rat für eine große Überraschung. Mit ihrem "Nein" zur Therme in städtischer Trägerschaft haben sie die Debatte neu entfacht. Denn durch ihr Abstimmungsverhalten gab es eine Patt-Situation. Damit scheiterte das von CDU und Stadtverwaltung beantragte Markterkundungsverfahren zur Realisierung der Therme. Welche Beweggründe hatten die beiden Politikerinnen, gegen das Projekt und damit gegen ihre drei Fraktionskollegen zu stimmen?

Ratsfrau Michaela Bumann erklärte gestern auf SN-Nachfrage, sie habe es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können, einem Projekt zuzustimmen, das der Stadt über einen langen Zeitraum, nämlich bis zu 30 Jahre, hohe Schulden beschert hätte. Und sie geht einen Schritt weiter: Da im Falle einer finanziellen Beteiligung der Stadt an der Therme Steuergelder in erheblichem Umfange eingesetzt würden, hält sie sogar einen Bürgerentscheid in dieser Frage für sinnvoll. "Wäre es kein finanzielles Wagnis für eine Stadt, würden doch mehr Städte so ein Thermenprojekt realisieren - das geschieht aber nicht".

Vor vier Jahren, als in Schleswig die Überlegungen zur Therme auf der Freiheit begannen, sei die Finanzkrise noch nicht in Sicht gewesen. Wie sie in ihrem eigenen Umkreis aber beobachten könne, werde sich diese Krise auswirken, indem viele Familien und auch Senioren jede Geldausgabe genau abwägten: "Und dazu passt ein Thermenbesuch nicht ins Bild."

Ebenso denkt SSW-Ratsfrau Anja Stamm: "Ich hätte große Bauchschmerzen, mit meiner Stimme unsere Stadt in ein Projekt zu stürzen, das sie 20 bis 30 Jahre lang jedes Jahr eine Million Euro kostet." Dazu komme noch die komplette Risikoabdeckung für die Therme. Nichts dagegen hätte sie jedoch, wenn ein Investor käme, der auf eigene Faust und mit eigenem Geld eine Therme bauen und betreiben möchte - "dann herzlich gerne". Als ungewöhnlich sehen die SSW-Ratsfrauen ihr Abstimmungsverhalten nicht an. "Wir sind eine Minderheiten-Partei mit einem breiten Meinungsspektrum. Außerdem glauben wir, eine Mehrheit für unsere Meinung hinter uns zu haben, sowohl in unserer Fraktion als auch in der Schleswiger Bevölkerung".

Ihre drei Fraktionskollegen Otmar Petersen, Harry Heide und Rainer Wittek, die pro Therme gestimmt hatten, seien vorher informiert worden.


Presse Therme Schleswig