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Bäderpark Sinsheim (Hallen- und Wellnessbad)

Presse Bäderpark Sinsheim


stimme.de 28.01.2009

Geht Steinsfurt im Konzept unter?

Von Annette Gast-Prior

Lehrbecken und Turnhalle befinden sich unter einem Dach neben der Schule

Lehrbecken und Turnhalle befinden sich unter einem Dach neben der Schule am Giebel in Sinsheims größtem Teilort. Das Bad ist ausgebucht.

Foto: Annette Gast-Prior

Sinsheim - Seit Jahren bastelt Sinsheim an einem Sanierungskonzept für seine städtischen Bäder. Unter anderem hatte die Stadt erwogen, Frei- und Hallenbad, die derzeit ein Defizit von 600.000 bis 700.000 Euro jährlich verursachen, von einem Investor sanieren und führen zu lassen. Vorbild-Standort für eine solche Lösung war die Stadt Leimen. Dort gelte ein entsprechendes Modell allerdings mittlerweile als gescheitert, erklärt Sinsheims Hauptamtsleiter Marco Fulgner.

Demonstration

Der neue Vorschlag, wie man die städtische Badelandschaft auf Vordermann bringen könnte, heißt Zentralisierung. Morgen wird die Verwaltung ihr Bäderkonzept im Rahmen einer Bürgerversammlung in der Stadthalle der Öffentlichkeit vorstellen. Die Mitglieder des Hallenbad-Bürgervereins Steinsfurt, der sich Ende 2007 gründete, werden nicht nur als Zuhörer dabei sein. Sie riefen im Vorfeld der Veranstaltung zur Demonstration gegend die drohende Schließung des Lehrschwimmbeckens neben der Steinsfurter Grund-, Haupt- und Werkrealschule auf und fordern "das Ende des Kaputtsparens".

Bürgerbad

Einen "Sanierungsrückstand" in den Hallen- und Lehrbädern räumt Fulgner ein. Der Hauptamtsleiter sagt aber auch, dass die Diskussion, wie sich die Stadt im Bereich Bäder künftig aufstellen will, keine reine Kostenfrage sei. "Wir möchten attraktiv bleiben", nennt er ein Ziel bei der Zukunftsplanung. Sinsheim brauche kein Spaßbad wie Neckarsulm oder Schwetzingen.

Vielmehr wolle man ein regionales Angebot für die Bürger. Sehr beliebt sei das städtische Hallenbad zum Beispiel bei Dauerschwimmern. Die neue Konzeption sehe vor, die bestehenden 25-Meter-Bahnen zu erhalten, Lehr- und Kleinkindbecken würden in einem Anbau unterkommen. Durch die Neustrukturierung der Stadtwerke, die den Betrieb leiten sollen, verspricht sich Sinsheim Synergieeffekte. Angela Stahl, zweite Vorsitzende des Bürgervereins, sieht in dem Lösungsvorschlag eine Verschlechterung für Steinsfurt. Über 300 Kinder aus derzeit 18 Klassen der Schule am Giebel müssten als "Schwimmtouristen" in die Stadt gefahren werden. "Unvernünftig", sagt Stahl, und stellt die Prioritätenliste der "Sport- und Schulstadt Sinsheim" infrage.

Ausgelastet

Abgesehen von den technischen Mängeln sieht sie das Bad als funktionierende Einrichtung, auch für die Nutzer aus den umliegenden Schulen oder den Behindertenwerkstätten, aus der Volkshochschule, Rheuma- und Herzsportgruppen. 50 Wochenstunden sei es belegt, "nur mittwochmittags ist für die wöchentliche Grundreinigung geschlossen", weiß Rektor Thomas Kürner. Für den Sportlehrer, der Kinder zum lebenslangen Sporttreiben motivieren will, wäre die Schließung des Bades auf dem Schulgelände ein Verlust. "Wir müssten den Schwimmunterricht drastisch einschränken", sagt Kürner. Er begleite die Bürgerinitiative wohlwollend, sei aber loyal zum Schulträger, der die Betroffenen in alle Entscheidungen einbeziehe.

Schon im Jahr 2000 hatte Sinsheim im Haushalt Geld für das Steinsfurter Bad bereitgestellt. Kostenschätzungen seither liegen, je nach Sanierungsumfang, zwischen 1,3 und 6 Millionen Euro. Aus Sicht von Kämmerer Harald Bender sprechen Betriebskosten und Synergien für eine zentrale Lage. Die Idee, in Steinsfurt zu sanieren und dem Bürgerverein den Badebetrieb zu übertragen, habe dieser abgelehnt.


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