Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Bäderpark Sinsheim (Hallen- und Wellnessbad)

Presse Bäderpark Sinsheim


stimme.de 10.02.2010

Skepsis ist groß

Von Gabriele Schneider

Bäderpark Sinsheim - Skepsis ist groß

Die Erfahrungen bei der Sanierung des Bad Rappenauer Rappsodie interessierten die Gegner des geplanten Bäderparks in Sinsheim.

Foto: Archiv/Maurhoff

Sinsheim - Die Investorenpläne für einen Bäderpark in Sinsheim beschäftigen die Gemüter. Nicht jedermann ist mit dem millionenschweren Großprojekt neben der Rhein-Neckar-Arena einverstanden. Die Sinsheimer Grünen luden am Montag zu einer Veranstaltung über den geplanten Bäderpark ein, und mehr als 100 Bürger kamen.

Grünen-Vorstandsmitglied Anke Krispien, bis Sommer 2009 selbst Mitglied des Gemeinderats, äußerte die Befürchtung, die Bürgervertreter könnten am 27. April darüber entscheiden, ohne die Bürger in ausreichendem Maße einzubeziehen.

Rappenauer Erfahrungen

Nachdem Sigwart Jäkel, ehemaliges Gemeinderatsmitglied in Leimen, ein eher trübes Bild vom dortigen Bäderpark zeichnete (teurer als veranschlagt, verkleinerte Bade- und Freiflächen, beschränkter Schulbetrieb, fallende Besucherzahl), sprach der ehemalige Bad Rappenauer Gemeinderat Ulrich Feldmeyer von seinen Erfahrungen der kurstädtischen Bäderlandschaft. Die Sanierung des Rappsodie sei teurer gekommen als geplant. Es sei aber "eine schöne Anlage", die sogar manchmal wegen Überfüllung geschlossen werden müsse. Ein Manko sei, dass bereits nach sieben Monaten die ersten Nachforderungen vom Betreiber gekommen seien. Grundsätzlich stellte Feldmeyer jedoch klar: "Ein Freibad wird immer ein Zuschussgeschäft sein."

Sinsheim verfügt derzeit über je ein Frei- und Hallenbad sowie zwei Lehrschwimmbecken. Die Bürger in der Versammlung am Montag meinten, das Freibad sei niederschwellig, familienfreundlich und reparaturbedürftig, wehrten sich aber gegen die Aussage der Verwaltung, es sei baufällig. "Die Bäder sind nicht marode, sondern in gutem Zustand. Im Freibad müssen lediglich die Beckenköpfe saniert werden", schloss sich Helmut Heller, Schriftführer des im Juli gegründeten Sinsheimer Schwimmbad-Fördervereins, an.

Unter den Zuhörern war auch Hauptamtsleiter Marco Fulgner. Er betonte, er sei "als Bürger hier, nicht als Vertreter der Stadt", erklärte sich aber bereit, im Rahmen seiner Befugnisse Antworten zu geben. "Der Gemeinderat hat an die Verwaltung die Parole ausgegeben: Das Freibad bleibt in städtischer Hand und somit erhalten", erklärte er, was die Anwesenden freute. Eine Dame fand, dies sei "Wunschdenken. Früher oder später stehen wir da und gucken dumm."

"Armutszeugnis"

"Wozu brauchen wir einen Badepark, wir sind mit unseren Bädern zufrieden", formulierte ein Herr die Meinung der meisten Gäste: "Es ist ein Armutszeugnis, wenn eine Stadt ihre Bäder nicht erhalten kann."

"Wir brauchen kein Wellnessbad", konterte Fulgner, "aber wenn jemand da ist, der ein günstiges Angebot macht, müssen wir diese Chance nutzen." Näher ausführen wollte er dies nicht, verwies auf die Entscheidung am 27. April und darauf, dass die Einwohner zwei Wochen vorher Gelegenheit erhielten, "umfassend zu sehen, was das Bäderprogramm vorhat". Die Anwesenden indes fühlten sich schlecht informiert. Auch schienen ihnen zwei Wochen zu kurz, um noch eingreifen zu können. Ein Besucher fasste zusammen: "Wir brauchen, was wir haben." Am Ende der Veranstaltung riet Krispien: "Wir sollten auf den Gemeinderat zugehen. Das sind auch nur Menschen, die das Beste für Sinsheim wollen."

Großprojekt

Die Mitteilung, der geplante Bäderpark im Industriegebiet Süd, gleich neben der Rhein-Neckar-Arena, werde 30 Millionen Euro kosten und jährlich städtische Zuschüsse in Höhe von etwa 1,1 Millionen Euro verschlingen, war Auslöser für die Gründung des Schwimmbad-Fördervereins. Die täglichen Schwimmer "packte blankes Entsetzen, der Kampfgeist war geweckt", so Schriftführer Helmut Heller. Heute zählt der Verein 222 Mitglieder. Ziele sind die Erhaltung des Freibads, sowie die Erweiterung des Hallenbads durch Lehrschwimm- und Kinderbecken.

Skepsis ist groß - Bäderpark Sinsheim

Anke Krispien und Peter Hirsch (rechts) sowie Helmut Heller diskutieren über den Bäderpark.

Foto: Schneider


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