Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Bäderpark Sinsheim (Hallen- und Wellnessbad)

Presse Bäderpark Sinsheim


stimme.de 24.08.2005

Wie können Kommunen ihre Schwimmbäder halten?

Von Annette Gast-Prior

Badegäste erwarten mehr als eine "Schuhschachtel mit Wasser drin". Kommunen im Kraichgau, die Schwimmbäder unterhalten, wissen das, müssen sich aber nach ihrer Finanzdecke strecken.

Wie können Kommunen ihre Schwimmbäder halten?

Wie sieht die Zukunft der Schwimmbäder aus? Sinsheim, Kirchardt und Gemmingen gehen das Thema unterschiedlich an. (Foto: dpa)

In Sinsheim hat ein Workshop der Verwaltung und Gemeinderäten Wege aufgezeigt, wie es weitergehen kann. Keine Frage ist es in der Kurstadt Bad Rappenau, dass man die Bäder, quasi das Rückgrat der Kur, auf modernem Stand hält. Mit dem Gedanken, Fit- und Wellnessangebote an Frei- und Hallenbad anzubinden, spielen auch die Sinsheimer Nachbarn.

In den Augen von Sinsheims Bürgermeister Achim Keßler könnte die Überlegung, Ärztehaus und Gesundheitszentrum an ein ganzjährig geöffnetes Zentralbad zu koppeln, den Bedürfnissen der Nutzer entgegen kommen. Denkbar wäre dies mit einem Investor an der Seite der Stadt. Das 20 Jahre alte Hallenbad, das vor fünf Jahren zuletzt teilsaniert wurde, mit dem direkt benachbarten Freibad zusammenzulegen und das Ganze zu privatisieren, hätte den Vorteil, dass die Kosten für Sinsheim kalkulierbar würden.

Verschiedene Modelle des so genannten Public Private Partnership wurden im Workshop diskutiert. 2005 weist Sinsheims Haushalt allein für das Hallenbad einen Zuschussbedarf von 410 000 Euro aus, das Freibad wird voraussichtlich 273 000 Euro aus dem Stadtsäckel beanspruchen. Beim Personal sind kaum Einsparungen möglich.

Vorstellbar: Den Zuschuss einzufrieren und die Betriebsführung auszulagern, mit der Option, das Bad zu einem Zeitpunkt x in städtisches Eigentum zurückzunehmen. Damit wäre das Angebot über Jahrzehnte hinaus gesichert. Immerhin bedienen Sinsheims Bäder einen Einzugsbereich von 80 000 bis 90 000 Einwohnern: "Das Freibad hat Magnetwirkung", weiß Keßler. Eine Marktanalyse und Erfahrungen privatisierungserprobter Kommunen sollen jetzt weiterhelfen. Welchen Weg die Stadt beschreitet - "wie lange wir uns das Bäder-Angebot leisten können, ist unklar", nennt Keßler das Kind beim Namen.

Privatisierung ist für Gemmingens Bürgermeister Timo Wolf kein Thema: "Der Gemeinderat hat sich bewusst für die eigene Trägerschaft entschieden", sagt er über das Schwimmbad, das die Gemminger selbst "fleißig nutzen" und das auch Gäste aus der Umgebung anzieht. Auch wenn man in Kommunen mit rund 5000 Einwohnern kaum mehr ein Freibad findet, und es Gemmingen 2005 voraussichtlich 273 000 Euro kostet, stehen die Gemminger zu ihrem Freibad.

Der Investitionsbedarf macht Wolf Sorgen: Die Sanierung der Sanitäranlagen, den Umbau des Kombi- oder die Neugestaltung des Kinderbeckens schiebt Gemmingen vor sich her. Hoch schätzt der Bürgermeister das Engagement der Ehrenamtlichen von DLRG und Wasserfreunden: Mit Beachvolleyballfeld und Spielgeräten haben sie das Gelände aufgepeppt und leisten mit Beckenaufsichts-Diensten einen wichtigen Beitrag, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.

Acht mal 16 Meter Schwimmbecken nutzen in Kirchardt seit Jahren nur noch Schulen, die Schulanfänger aus dem Kindergarten und örtliche Gruppen. Das Modell "Förderverein" hat sich hier bewährt. "Wir können das Bad noch halten", erklärt Bürgermeister Rudi Kübler. Auch, wenn das "Zweckbad" optisch nicht auf neuestem Stand ist, genügt es den Anforderungen der Nutzer, die übers Jahr ihren Obolus zahlen: 30 700 Euro werden es 2005 sein, bei tatsächlichen Kosten von 123 000 Euro. Eine Art Mietschwimmbad also, mit dem Vorteil, dass die Aufsichtspflicht den Nutzern selbst obliegt.


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