Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Interspa Wonnemar Neu-Ulm (ehem. Atlantis)

Quelle: szon.de

"Atlantis" schließt 2009 für längere Zeit

ULM/NEU-ULM (mru) Die Sanierung des maroden Freizeitbades "Atlantis" kommt die Städte Ulm und Neu-Ulm teuer zu stehen. "Wir sprechen von einer Größenordnung um die zehn Millionen Euro", sagte Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner gestern auf Nachfrage.

Für die Gäste des weit über die Region hinaus bekannten Badetempels bedeutet dies, dass sie nächstes Jahr lange Zeit auf ihren gewohnten Badespaß werden verzichten müssen. Ivo Gönner geht davon aus, dass das Atlantis ab Frühjahr 2009 ein halbes bis ein drei viertel Jahr lang geschlossen werden muss.

Im Ältestenrat sind die Ulmer und Neu-Ulmer Stadträte über den aktuellen Sachstand informiert worden. Entgegen den bisherigen Planungen wird das Thema Atlantis nun nicht bei der gemeinsamen Sitzung des Ulmer Gemeinderats und des Neu-Ulmer Stadtrats beraten, sondern getrennt: In Ulm nächsten Mittwoch, in Neu-Ulm am 30. Juli. Beschlossen werden sollen zunächst einige Sofortmaßnahmen. Vor allem geht es aber um ein umfangreiches Sanierungsprogramm, das von den Experten der Verwaltung jetzt zusammengestellt werden soll.

Dabei geht es nicht nur um das Flicken kleiner Löcher, sondern um die gesamte Anlage. Dach, Wände, Sauna, Elektro- und Filteranlagen stünden zur Reparatur an. "Das können Sie nicht bei laufendem Betrieb machen", sagt OB Ivo Gönner. In den Stadtratssitzungen gebe es "einen ersten Bericht, über die Erkenntnisse, die wir jetzt haben". Bis Herbst solle dann ein detaillierter Plan vorgelegt werden.

Parallel zu der Sanierung würden die Städte versuchen, sich mit einem potenziellen neuen Betreiber zu verständigen, der das Bad dann auch von seiner Ausstattung her modernisieren soll. Derzeit wird das Atlantis von der Freizeitanlagen Neu-Ulm Betriebsgesellschaft mbH (FZG), einer Tochter der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Nuwog, betrieben.

"Das machen wir nicht mehr"

Auf keinen Fall wollen sich die Städte auf ein juristisches Konstrukt wie mit dem früheren Betreiber Wolfgang Stichler einlassen, das im Falle eines Streites eine wahre Prozessflut auslösen kann - wie geschehen. "Wir mussten zusehen, wie das Bad immer mehr verkommt, und konnten nichts tun", sagt Ivo Gönner. "Das machen wir hundertprozentig nicht mehr." Stattdessen werde es einen "ordentlichen Pachtvertrag" geben, den man schnell kündigen kann, wenn etwas schief läuft. Bekanntlich hatte Wolfgang Stichler das Freizeitbad wegen gravierender Vertragsverstöße an die beiden Städte herausgeben müssen. Stichler hatte auch keine Rücklagen für die nötige Sanierung des "Atlantis" gebildet.

Das Bad dauerhaft zu schließen, kommt aus Gönners Sicht nicht in Frage. Das Gleiche gilt für einen Abriss des einstigen Schmuckstücks. "Weil ein Neubau heute Unterkante 30 Millionen Euro kosten würde", wie Gönner deutlich macht.

(Erschienen: 12.07.2008)