Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Interspa Wonnemar Neu-Ulm (ehem. Atlantis)

Quelle: szon.de

Spaßbad ist maroder als befürchtet

Lange Gesichter gab es im Gemeinderat wegen der Situation im Freizeitbad Atlantis. Die ist mit einem Wort: verheerend.

ULM (mru) Zwar ist das Bad nach wie vor geöffnet. "Das Atlantis steht zur Verfügung, wenn auch mit Einschränkungen", versicherte Bürgermeister Gunther Czisch. Doch es gibt Schäden an allen Ecken und Enden.

Eine Generalsanierung ist, wie bereits berichtet, unumgänglich. Ein Plan dazu soll im Herbst vorgelegt werden. Die Verwaltung rechnet mit einem Aufwand von acht bis zehn Millionen Euro. Die Gutachter gehen davon aus, dass das Bad während der Sanierung neun bis zwölf Monate geschlossen werden muss. Auch der weitere Betrieb des Donaufreibades und der Eislaufanlage steht im Herbst auf der Tagesordnung.

Beim Atlantis haben allein die Sofortmaßnahmen der vergangenen Monate die Städte Ulm und Neu-Ulm 600 000 Euro gekostet. Reparatur der Rutschen, der Sauna, der Dampfbäder, Sanierung der Lüftungstechnik und Badewassertechnik, Reparaturen am Gebäude, Abriss der Erdsauna: Die Liste der Baustellen ist lang. Das waren allerdings nur Maßnahmen, die notwendig waren, um den Betrieb überhaupt noch aufrechtzuerhalten.

Doch die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass das Atlantis sozusagen im Kern marode ist. Mängel seien bereits in der Bauausführung zu beklagen. Es sei eine nicht sachgemäße Sanierung der Hochwasser- und Brandschäden erfolgt. Und es sei eine mangelnde Instandhaltung festzustellen.

Aufgrund der Mängel ist die Zahl der Bade- und Saunagäste im Atlantis erheblich zurückgegangen. Von ursprünglich 1500 sank sie im Juni auf rund 600 täglich. Inzwischen sind es wieder 800 am Tag. Angesichts des Desasters will nicht nur Markus Kienle (Grüne) wissen: "Warum ist das Ding nach zehn Jahren kaputt?"

Auch Gerhard Bühler (FWG) forderte Aufklärung: "Was ist an welcher Stelle schiefgelaufen?" Die Grünen forderten, im Herbst "auch die Nullvariante auf den Tisch zu legen: ein gescheites Donaufreibad, aber gegebenenfalls kein Atlantis mehr." Für OB Ivo Gönner kommt ein Abriss nicht in Frage.

Für welche Variante sich die Städte auch entscheiden werden: Das Atlantis kommt sie noch auf Jahre hinaus teuer zu stehen. Mit der Landesbank Baden-Württemberg haben sie nämlich einen Vergleich geschlossen, dem zufolge sie vierteljährlich 294 000 Euro aus dem Forderungskaufvertrag zu bezahlen haben - und zwar bis 2028.

(Erschienen: 18.07.2008)