Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Grandhotel Insel Usedom

Presse Grandhotel Insel Usedom


Quelle: Ostsee-Zeitung

Mittwoch, 12. Mai 2004

Seetel-Gruppe schluckt Meeresstrand

Die Seetel-Gruppe hat gestern bei einer Zwangsversteigerung im Amtsgericht Wolgast mit der "Meeresstrand"-Fläche in Bansin ein weiteres Grundstück in Top-Lage erworben.

Bansin "Ich fass' es nicht". Rechtspflegerin Ulrike Seidlein, die die für 9 Uhr anberaumte Zwangsversteigerung im Amtsgericht durchführte, machte die im Raum 26 Versammelten wieder und wieder darauf aufmerksam, dass die 30 Minuten währende Bieterstunde gleich abgelaufen sei. Und noch immer hatte niemand ein Gebot abgegeben. "Ich denke, es handelt sich hier um ein Sahnestück!", kommentierte sie die bleierne Stille verwundert. "Wir sind halt auf Diät!", versuchte einer einen Scherz.

Dann aber meldete sich, wie von mehreren anwesenden Bansinern erwartet, Rolf Seelige-Steinhoff, Geschäftsführender Gesellschafter der Seetel Hotel GmbH. "20 000 Euro", so sein Gebot, das tatsächlich auch das einzige bleiben sollte. Das Mindestgebot, mit dem die Gerichtskosten und sonstigen Auslagen beglichen werden, hatte die Rechtspflegerin zuvor mit 13 692 Euro beziffert. Da sich kein anderer Bieter eingefunden hatte, wurde nach dem dritten Aufruf der Zuschlag erteilt.

Der Projektentwickler der Grandhotel GmbH, Tom Krause, übernächtigt und unrasiert in der vorderen Reihe sitzend, zeigte keine Regung. Er sei gerade aus Casablanca gekommen und die ganze Nacht durchgefahren, entschuldigte er sich. Was jedoch nicht der alleinige Grund für seine Bedrücktheit gewesen sein dürfte. Die Seetel-Gruppe hatte vor zwei Jahren die Grundschuld für die Meeresstrand-Grundstücke aufgekauft und spätestens mit Beantragung der Zwangsversteigerung deutlich gemacht, nicht länger auf die mittlerweile samt Zinsen auf vier Millionen Euro angewachsene Summe warten zu wollen. Nachdem Wirtschaftsminister Otto Ebnet sich in der Vergangenheit mehrfach positiv zum geplanten Kempinski-Hotel geäußert hatte, war die Grandhotel GmbH für die 50 Millionen-Euro-Investition bis zuletzt von einer Höchstförderung von 49 Prozent ausgegangen. Die ist ausgeblieben. Die Bescheinigung über die Förderfähigkeit liegt jedoch ebenso vor, wie die Baugenehmigung und ein genehmigter Vorhaben- und Erschließungsplan. Von all dem kann jetzt der neue Eigentümer -der gestern Gläubiger und Ersteher in einer Person war- profitieren.

Rolf Seelige-Steinhoff, der in der Vergangenheit mehrfach versichert hatte, eine Menge von dem Architekten Krause zu halten, kündigte dann auch rasche Gespräche mit ihm an. Möglicherweise könne es eine Kooperation geben, fügte Steinhoffs Anwalt Arndt Brillinger hinzu. Laut Brillinger steht bereits fest, dass die Seetel-Gruppe auf der Meeresstrandfläche ein Hotel bauen will. "Wenn es Synergie-Effekte zu Orlopp geben könnte, wäre das großartig." Beide zeigten sich über das schnelle Versteigerungsergebnis erstaunt, zumal sie von mehreren Interessenten angesprochen worden seien, die allerdings Ferienwohnanlagen im Auge hatten.

Beobachter der Zwangsversteigerung waren unter anderem Bansins Vize-Bürgermeister Joachim Richter und sein CDU-Fraktionskollege Karl-Heinz Stachowiak, die die Seriosität der Finanzierung des Grandhotel-Projektes bekanntermaßen mehrfach öffentlich angezweifelt hatten. "Wir haben wieder mal nur Zeit verloren", sahen sich die Kritiker bestätigt und werfen Bürgermeister Jochen Kissing vor, die von ihnen vorgebrachten Fakten stets nur als persönliche Angriffe gegen seine Person gewertet zu haben.

INGRID NADLER


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