Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Gößweinstein

Quelle: Fränkischer Tag 13.06.2002

Steht Hallenbad vor der Schließung?

Bürgermeister Lang: Tourismus hängt nicht allein am Hallenbad - Turbulenzen um Steinhardt

GÖSSWEINSTEIN. Heiß diskutiert wurde bei der jüngsten Sitzung des Haupt- und Verwaltungsausschusses über die Zukunft des Hallenbades mit seiner maroden Technik, das jährlich für ein Defizit von rund 237000 Euro sorgt. Hinzu kommt eine Leibrente von derzeit 33000 Euro im Jahr. Dabei einigte sich das Gremium, dass das Bad vorläufig weiter betrieben werden soll.

Nach einem Empfehlungsbeschuss an den gesamten Marktgemeinderat soll nun die im Haushalt eingeplante Investition zur Umwandlung des Hallenbades in das umstrittene Kristallbad in Höhe von 4,1 Millionen Euro wieder komplett aus dem Zahlenwerk herausgestrichen werden. Damit wurde offiziell ein Schlussstrich unter dass Kapitel "Kristallbad Gößweinstein GmbH" gezogen.

Was bleibt, sind die Kosten für das Konzept der Bädergruppe und das Honorar für den Forchheimer Anwalt Thomas Mönius, der den Vertrag mit der Kristallbädergruppe entworfen hatte und im Auftrag der Gemeinde mit Heinz Steinhart verhandelt hatte.

Marktrat Rainer Polster (Bürgergemeinschaft) erklärte: "Noch immer gibt es in Gößweinstein Leute, die dem Kristallbad nachgreinen". Gleichzeitig verwies er darauf, dass jene, die das Bad verhindert hatten, eine Verdienstmedaille bekommen müssten, denn nach jünsten Berichten in der Boulevard-Presse sei Steinhart als Geschäftsführer des "Palm Beach" in Stein von zwei Gesellschaftern abgesetzt worden. Aus der Tatsache, dass Heinz Steinhardts Sohn Markus Insolvenzantrag für das "Palm Beach" gestellt hat, folgerte Polster dass wohl die gesamte Kristallbädergruppe zahlungsunfähig sei.

"Rein lokal"

Auf FT-Anfrage bei der Finanzakademie Stein ließ Heinz Steinhardt verlauten, dass die Millionenpleite des Spaßbades nichts mit den anderen Kristallbädern in- und außerhalb Bayerns zu tun habe. Auch die Tatsache, dass die Fürther Gerichtsvollzieherin Marion Lang in Polizeibegleitung vor dem "Palm Beach" auftauchte und zur Kassenpfändung aufforderte, sei laut Steinhardt ein "rein lokales Ereignis" und tangiere die übrigen Kristallbäder in keinster weise.

"Mit Steinhart hätten wir uns auf sehr dünnes Glatteis begeben", fürchtete Rainer Polster. Bürgermeister Georg Lang (CSU) sah die Sache anders. "Das Kristallbad wäre vom Landratsamt genehmigt worden, weil es sich auf Dauer getragen hätte", behauptete Lang.

Dritter Bürgermeister Georg Bauernschmidt (SPD) verwies auf ein Gespräch mit dem Landratsamt, wonach sich Gößweinstein das Hallenbad einfach nicht leisten könne. Notwendige Konsequenz sei deshalb die Schließung. Man werde bald feststellen, dass auch ein anderes Konzept, wie beispielsweise von den Architekten Feuerstake & Linke, aus finanziellen Gründen nicht umsetzbar ist.

Aus dem, von den Freien Wählern vorgelegten Sanierungskonzept von 2,5 Millionen Euro errechnete Peter Helldörfer (CSU) eine jährliche Belastung von 250000 Euro. Dazu seien aber - bei einem Eintrittspreis von vier Euro - jährlich 50000 Besucher mehr als jetzt notwendig. Derzeit lägen die Besucherzahlen bei rund 20000 Badegästen im Jahr, Tendenz weiter sinkend.

Roland Müller (Jugend und Frauen) meinte, dass für dieses Jahr das Thema Hallenbad sowieso gelaufen sei und plädierte dafür, sich im Herbst wieder zusammenzusetzen. "Alles andere bringt uns heut nicht weiter." Bürgermeister Lang machte deutlich, dass der Fremdenverkehr "nicht alleine am Hallenbad hängt".

Lang verwies auf die geplante "Zukunftswerkstatt Fränkische Schweiz". Die Erkenntnisse dieser Leitbildentwicklung sollte man dann auch in Gößweinstein mit einbeziehen, bemerkte Lang.

Momentan lägen zum Hallenbad nur Konzepte mit "Zahlen aus der hohlen Hand" vor. Über eine Sanierung solle man aber erst ausführlich diskutieren wenn es exakte Zahlen gebe. Zweiter Bürgermeister Peter Weißenberger plädierte dafür, zumindest schrittweise in den Folgehaushalten Mittel für die Hallenbadsanierung einzustellen. Man müsse einfach mit der Gemeindeaufsicht und dem Landrat reden. "Und zwar parteiübergreifend" forderte Weißenberger.
TW

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