Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Heinz Steinhart - Weiche Kosten

DER SPIEGEL 02.01.1989

Geldanlage

Weiche Kosten

Das Desaster, das der verhaftete Bankier Steinhart angerichtet hat, ist größer als bislang vermutet - rund 500 Millionen Mark sind weg.

...Die Staatsanwaltschaft Mannheim sowie eine Schar von Wirtschaftsprüfern, Konkursverwaltern und Rechtsanwälten mühen sich derzeit, das wahre Ausmaß des Schadens abzuschätzen. Das Herzstück der Unternehmensgruppe, das Bankhaus Steinhart KG, war Ende Juli von der Bankenaufsicht wegen fehlender 5,5 Millionen Mark geschlossen worden. Die tatsächliche Überschuldung - Stand zehn Tage vor Jahresultimo - beträgt 216 Millionen Mark.

...Die Finanzexperten müssen sich durch eine chaotische Buchführung quälen. Wenn Steinhart etwa Geld an seine Baufirma Komplettbau GmbH in Rengsdorf schickte, stand auf den Überweisungen fast nie, für welche Bauarbeiten und welches Objekt das Geld bestimmt war.

...Wellensiek hat mittlerweile 48 Firmen entdeckt, die Steinhart ganz oder teilweise gehörten. Doch der Konkursverwalter fand heraus, "daß fast alle Geschäftsanteile als wertlos anzusehen sind".

...Der Bankier unterschied fein säuberlich zwischen "harten und weichen Kosten". Als "harte Kosten" bezeichnete er die Aufwendungen für den Bau, vom Beton bis zu den Heizkörpern. "Weiche Kosten" waren die Ausgaben für Dienstleistungen - für den Vertrieb etwa und den Treuhänder, für Finanzierungsvermittler und Steuerberater. Die weichen Kosten griff sich Steinhart. Ihm gehörte nicht nur eine Bank, sondern auch eine Baubetreuungsfirma (IVG), eine Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft (Steinhart und Digel) und natürlich auch eine Treuhandgesellschaft (SD). Über diese Konstruktion konnte Steinhart ungeniert abkassieren. Noch dreister als bei der Pforzheimer Seniorenresidenz ging er bei seinem Renommierobjekt vor, dem Aquadrom in Bochum. Dieses Luxusbad finanzierten ihm Anleger mit insgesamt 54,5 Millionen Mark

...Im Sommer geriet er gar so in Geldnöte, daß er bei dem - von seinen Geldgebern finanzierten - Aquadrom die Tageseinnahmen abräumte. Das ging ganz einfach, dank einer typischen Steinhart-Konstruktion.

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