Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Bug-Projekt Rügen

Presse Bug-Projekt Rügen


Quelle: Ostsee-Zeitung

Donnerstag, 21. November 2002

Stralsund/Rügen setzt auf natürliches Flair

Stralsund/Rügen (OZ/ddp) Das Argument lautet: Natur und Umwelt. Das NOK-Komitee legt großen Wert auf Nachhaltigkeit. Da sieht sich das Bewerberduo Stralsund/Rügen als Klassenprimus. "Es besteht die Gefahr, dass der Bug von der Insel abbricht. Der Olympiahafen würde das durch die Mole verhindern." Olympia auf Rügen ist für Dr. Ulrike Lucas (SPD), im Landratsamt Rügen mit der Bewerbung beauftragt, nicht nur schonend, sondern schützend für die Umwelt.

Die Nachhaltigkeit der Marina auf dem Bug sei einmalig. "Wir bauen nichts, was hinterher abgerissen werden muss", sagt Lucas. Alle Gebäude, selbst Medienzentrum und Olympisches Dorf, werden anschließend touristisch genutzt. Daher sitze der Privatinvestor, die "Bug Baltic Sea Resort GmbH" bei allen Planungen mit im Boot.

Entstehen wird bis 2006 ein Yachthafen für 350 Boote. Molenlänge 1200 Meter. Im Olympiadorf werden 1140 Betten angeboten. Die Tribünen bieten Platz für 5000 Besucher. Kosten: 600 Millionen Euro. Die Ferienanlage auf dem Bug wird eine der größten und modernsten Europas.

Zweites Plus sei die Sicherheit. Der Bug ist nur über ein Nadelöhr zu erreichen, das im mit minimalem Aufwand gesichert werden kann. Medienzentrum und Olympiadorf werden über eine Zugbrücke mit dem Rest der Anlage verbunden. "Besser geht's nicht", glaubt Ulrike Lucas.

Da jedoch liegt auch das Manko. Verkehrswege. Rügen ist nur über Rügendamm und bis dahin fertiggestellte zweite Rügenquerung zu erreichen. Die Vorpommern wollen das Problem mit einem Shuttle-Service lösen. Die täglich erwarteten 5000 bis 15 000 Besucher sollen mit Fähren vom Stralsunder Hafen und mit Busshuttle zu den Regatten gebracht werden.

Am Besuchstag der NOK-Kommission gibt Stralsund morgen einen wichtigen Teil seiner neuen Ortsumgehung zum Rügendamm frei. Die Sportexperten werden sehen, dass das Verkehrs-Nadelöhr nicht mehr lange Bestand hat, wie Oberbürgermeister Harald Lastovka (CDU) sagt.

Im fernen Eschweiler grübelt derzeit der Star-Architekt Tom Krause an einem olympischen Bug-Projekt. Der Experte, der das Tourismus-Zentrum "Land Fleesensee" im Mecklenburgischen und Feriencenter in Saudi-Arabien konzipierte, stellt sein Modell morgen zum ersten Mal öffentlich vor. "Wir wollen die dann bestehenden Hotel- und Freizeitanlagen in das olympische Projekt einbeziehen", sagt Lucas. Hinzu kämen große Bootshallen, Pressezentrum und Amphitheater, von dem aus die Zuschauer die Regatten unmittelbar vor dem Bug verfolgen können.

Gegenüber seinen Mitbewerbern sieht sich Stralsund-Rügen auch durch seine Segelreviere vor einer prächtigen Naturkulisse im Vorteil. Als Vision schwebt Lucas eine Naturtribüne auf der Insel Hiddensee vor. Störungen des Wettkampf- und Trainingsbetriebes durch die Berufsschifffahrt seien ausgeschlossen.

Die Begeisterung für die Olympiabewerbung erscheint in der Region nur auf den ersten Blick verhalten. Rügen verfügt über eine Vielzahl von Wassersportlern, die sich mit eher weniger spektakulären Aktionen zu Wort meldeten. Wie groß der Rückhalt ist, zeigte eine Olympia-Gala im September, auf der 25 ehemalige Olympiasieger für Stralsund-Rügen warben.


Presseübersicht Bug-Projekt Rügen