Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Erlebnisbad Käpt'n Nemo in Seiffen

Presse Erlebnisbad Käpt'n Nemo Seiffen


Freie Presse Online 05.02.2000

Badespaß oft nicht ganz ungetrübt

Vielzahl von Erlebniseinrichtungen belebt nicht unbedingt das Geschäft - Einige Häuser schreiben rote Zahlen

Chemnitz (GT). Während in Burgstädt bei Chemnitz die Vorbereitungen für den Bau eines weiteren Erlebnisbades laufen, haben die anderen Badbetreiber zwischen Seiffen und Schöneck in diesen Tagen teils erfreuliche, aber mitunter auch ernüchternde Bilanzen des Jahres 1999 gezogen.

Voll zufrieden sind die Stadtwerke Marienberg, die das vor zwei Jahren eröffnete "Aqua Marien" in Regie haben. Obwohl im Oktober 1998 im nicht weit entfernten Geyer ein neues Bad öffnete, tummelten sich in Marienberg im vorigen Jahr 413.000 Gäste in den angewärmten Fluten, 2000 mehr als im Jahr 1998. Mit 1180 Besuchern pro Tag liegt die Einrichtung deutlich über den Erwartungen. Für einen wirtschaftlichen Betrieb war man von 750 Gästen ausgegangen. Vor allem Wellenbad, Schwimm- und Außenbecken locken auch älterer Gäste.

Nicht ganz so euphorisch sieht Wolfgang Weiß, Geschäftsführer im Erzgebirgsbad Thalheim, die Situation. Die Besucherzahlen sind rückläufig, was nach seiner Ansicht nicht mit dem Bad und dessen Angeboten zusammenhänge, sondern mit der große Zahl inzwischen eröffneter Einrichtungen. Während es 1997 noch 1400 und ein Jahr später noch 1200 Besucher pro Tag gab, sackte die Zahl im vorigen Jahr weiter, auf 900 Wasserratten, ab. Eine kostendeckende Bewirtschaftung müsse aber Ziel bleiben.

Ohne Zuschüsse kamen 1999 die Betreiber von "Ana mare" in Geyer aus. Mit durchschnittlich 800 Gästen am Tag könne man kostendeckend arbeiten, schätzte Geschäftsführer Joachim Starke ein, obwohl frühere Wirtschaftlichkeitsberechnungen von höheren Zahlen ausgegangen waren. Während an den Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien häufig die Auslastungsgrenze erreicht sei, wünschte er sich in der Woche mehr Gäste. Renner seien die Pool-Partys immer am letzten Samstag im Monat und jeden Mittwoch ab 19 Uhr das FKK-Baden. Auch die Saunen sind laut Starke sehr gut ausgelastet. Allerdings spüre man den Mangel an größeren Übernachtungskapazitäten in der unmittelbaren Umgebung.

Von einen normalen Jahr spricht Uwe Staab, Bürgermeister von Eibenstock, dem die dortigen Bädergärten gehören. Die Stadt ist Hauptgesellschafter unter fünf kommunalen Betreibern. 170.000 Gäste hatten die Bädergärten, 200.000 wären nötig, um aus den roten Zahlen zu kommen. Im Vergleich zu '98 gebe es einen durchschnittlichen Rückgang der Besucherzahl um mehr als 20 Prozent, was vor allem auch der Eröffnung des neuen Gesundheitsbades in Schlema geschuldet sei. "Unsere Zielgruppen überschneiden sich." Während die Saunen riesigen Zuspruch finden, vor allem auch die neue russische Banja sowie eine original finnische Rauchsauna, sieht das im großen Schwimmbecken etwas anders aus. Eine neu installierte Laserschau soll u. a. das Badeerlebnis künftig bereichern.

Von einer stetig fallenden Besucherzahl berichtet auch Thomas Jahn, Direktor im Ferienpark "Hohe Reuth" Schöneck. Zur Eröffnung 1996 sei sein Bad das einzige weit und breit gewesen, inzwischen existierten neun Bäder mit Erlebnischarakter in einem Umkreis von 75 Kilometern. "Wir müssen die roten Zahlen mit dem Hotelgeschäft kompensieren", sagte Jahn. Auffallend sei, dass mehr Hausgäste als Tagesbesucher das Bad nutzen, deren Zahl zum Glück steigt. Zielgruppe bleiben Familien mit Kindern, aber die würden eben das nächstgelegene Bad ansteuern und nicht unbedingt mehr bis Schöneck fahren. Neue Impulse verspricht sich der Chef von dem ab Mai geplanten Haltepunkt "Ferienpark" der Vogtlandbahn. Schon jetzt genießen die Besitzer bestimmter Tickets Sondertarife im Bad.

Von schwarzen Zahlen können auch die neuen "Pächter auf Probe" im Erlebnisbad Seiffen vorerst nur träumen. Eine vergleichbare 99-er Bilanz gibt es durch den Konkurs der einstigen Betreibergesellschaft nicht, an manchen Tagen sollen nur noch sechs Wasserratten gezählt worden sein. Der Januar habe nach Meinung des neuen Center-Managers Wilfried Gersching gezeigt, dass es auch anders geht und dass vor allem die Seiffener sich durchaus mit dem neuen Haus angefreundet haben. 6000 Badegäste und damit rund 200 pro Tag im Januar, das sei ein positiver Trend. Zwar sind ursprünglich 300 Wasserratten pro Tag für notwendig erachtet worden, doch da man nach Ausführung sämtlicher Gewährleistungsansprüche mindestens ein Viertel der Betriebskosten sparen könnte, sei auch die ursprüngliche Rentabiltätsberechnung nicht mehr aktuell, gibt sich Gersching zuversichtlich.

Die Gemeinde bereite derzeit eine Ausschreibung für ein Gutachten zu sämtlichen Baumängeln vor. Auf dessen Grundlage werde sie ihre Forderungen an die Baufirmen und Planer erheben. Mit täglich mindestens einer Veranstaltung, dazu gehören Baby-, Senioren- und Schwangerenschwimmen, Unterwasser-Charts-Partys sowie das 14-tägliche FKK-Schwimmen, erlange das moderne Bad sicher nach und nach den erhofften Zuspruch; die am Donnerstag entstandenen Brandschäden will man schnell beheben.


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