Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Erlebnisbad Käpt'n Nemo in Seiffen

Presse Erlebnisbad Käpt'n Nemo Seiffen


Freie Presse Online 30.01.2001

Seiffen: Der Bad-Retter muss weiter warten

Düsseldorfer will Seiffens Wasserspaß aus den roten Zahlen steuern - Doch nun mehren sich im Dorf die Zweifel

Das zweite Spaßbad für Seiffen: Noch bleibt es nur ein großer Plan. Die Vertragsunterzeichnung zwischen der Gemeinde und der Betreibergesellschaft UTE Leisure Management GmbH aus Düsseldorf ist erneut nicht zustande gekommen. Die für Montag vorgesehene Gemeinderatssitzung, wo der Vertrag Thema sein sollte, wurde abgesetzt.

Kritiker der hochfliegenden Spaßbadpläne werten das als Zeichen dafür, dass die Gemeinde mit der UTE-Lösung nicht mehr so glücklich ist, wie das noch vor kurzem ausgesehen hat. Seiffens Zwangsverwalter Heinz Wagener wehrt ab: "Es gibt keinen besonderen Grund, warum die Sitzung nicht stattgefunden hat. Es war einfach so, dass es nichts zu beschließen gab." Das heißt aber auch, dass der Vertrag mit der Düsseldorfer Firma von seiner Unterschriftsreife noch ein Stück entfernt ist. Dabei sollte er bereits im Dezember geschlossen werden. Später wurde als Termin Ende Januar genannt. Dann aber regte sich in Seiffen Widerstand gegen das Engagement von UTE. Seit Wochen wabern Gerüchte durchs Dorf, die Zweifel an der Solidität der Gesellschaft schüren. "Es scheint so", erklärten Mitte Januar Heinz Wagener und Bad-Aufsichtsrats-Chef Volker Flath, "als seien einige Leute im Ort nicht sonderlich daran interessiert, dass es den Gemeindeverantwortlichen gelingt, die Probleme mit dem Freizeitbad zu lösen."

Genau genommen gibt es nur ein Problem mit dem Wasserspaß im erzgebirgischen Spielzeugdorf: Am Jahresende steht immer eine dicke rote Zahl unter der Abschlussbilanz. Zirka eine Million Mark muss die Gemeinde jährlich zuschießen. Das Bad ist ein Grund dafür, dass Seiffen nahezu pleite ist und unter Zwangsverwaltung steht. Der Mann, der das Ruder herumreißen will, heißt Karlhans Trenks und ist Geschäftsführer der UTE GmbH. Ende 2000 ging er in Seiffen vor Anker und legte seinen überraschenden Rettungsplan dar: Das Freizeitbad sei nicht zu groß, sondern zu klein. "Hier hat man ewas begonnen, das nicht fertig gebaut wurde", beschrieb Trenks seinen Eindruck nach einer ersten Besichtigung.

Nun will er zwölf Millionen Mark für neue Attraktionen und eine zweite Halle investieren. Seit Dezember managt der Düsseldorfer das Seiffener Bad und wartet nur noch auf den Abschluss eines Erbbauvertrages, um loszulegen. Dieser Vertrag würde die Gemeinde von ihrem Sorgenkind, dem Spaßbad, befreien. Trotzdem ist er bis jetzt nicht zustande gekommen.

Die Zweifel an Trenks’ Solidität kommen nicht von ungefähr. Zum einen hat er die vom Regierungspräsidium Chemnitz geforderten Bankbürgschaften noch nicht vorgelegt, zum anderen gab er Referenzobjekte an, mit denen seine Firma nichts zu tun hatte. Weder im Dianabad Wien, noch im "Aquana" Würselen und schon gar nicht bei Disney in Florida kennt man den Namen UTE. In diesen und anderen Bädern wurden lediglich Attraktionen des amerikanischen Herstellers NBGS installiert, dessen Europa-Partner UTE mittlerweile ist. Die Geschäftsleitung des Spaßbades "Schwapp" in Fürstenwalde ist sogar anwaltlich gegen die Nennung ihres Bades auf der UTE-Referenzliste vorgegangen.

Seiffens Zwangsverwalter Wagener blickt dennoch optimistisch in eine Zukunft mit Trenks. Für den Vertrag mit dessen Firma werde es eine Mehrheit im Gemeinderat geben, schätzte er am Dienstag. Auf einen Termin, wann das sein wird, wollte er sich jedoch nicht festlegen: "Es kann jeden Tag passieren."

Von Mario Ulbrich


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