Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Spaßbad Waikiki Velbert

WAZ vom 11.06.1999

Experte: "Besucherzahlen-Prognose ist unrealistisch"

Der Langenberger Michael Weilandt hält das Konzept für das Spaßbad Waikiki in vielen Punkten für nicht stimmig

Das Waikiki-Konzept ist in vielen Punkten nicht stimmig und bedarf einer neutralen Prüfung. Das meint Michael Weilandt. Der Langenberger sorgt sich um die Zukunft der Bäder in Velbert. Beschäftigt ist er beim Bundesfachverband Öffentlicher Bäder.

In Sachen Planung und möglicher Realisierung des Freizeitbades Waikiki, sagt Weilandt, seien viele Fragen offen. Die Verwaltung habe beispielsweise eingeräumt es unterlassen zu haben, Prognosen des Anbieters Aqua Planet prüfen zu lassen - und gehe daher unter Umständen von falschen Zahlen aus, so der Bäder-Experte.

Der Projektentwickler Aqua Planet habe ein Einzugsgebiet zugrunde gelegt, das in Kilometern angegeben sei. "Dieser Ansatz ist methodisch falsch", sagt der Langenberger und erklärt: "Das konkrete Kriterium ist die Reisezeit.." Beispiel: "Besucher, die von außerhalb kommen, aber an einer Autobahn wohnen, sind unter Umständen schneller an einem Schwimmbad als diejenigen, die in der Stadt wohnen, aber durch dichten Verkehr oder ein Gewirr von Einbahnstraßen fahren müssen."

Aus diesem Grund, aber auch angesichts der Tatsache, daß es in den umliegenden Städten acht Freizeitbäder gebe (z.B. "Bergische Sonne" in Wuppertal, "Oase" in Essen, "Düsselstrand" in Düsseldorf) hält Weilandt die Besucherprognose für unrealistisch. Sollte Waikiki realisiert werden, schätzt er die Besucherzahl auf höchstens 300.000 bis 350.000 Besucher. 600.000 Badegäste hat der Betreiber eingeplant.

Sollte seine Prognose stimmen, sei der wirtschaftliche Erfolg des Bades kaum noch gegeben. Daß die Verwaltung Szenarien für diesen Fall entwickelt hat, bezweifelt Weilandt. Die Konsequenz: Da die Stadt in Velbert-Mitte auf eine 25-Meter-Bahn angewiesen sei, "könnte sie genötigt sein, den vereinbarten Zuschuß zu erhöhen oder das Bad ganz zu übernehmen." So etwas, betont der Langenberger, "muß man vorher abklären."

Des weiteren kritisiert der Mitarbeiter des Bundesfachverbandes Öffentliche Bäder, daß Aqua Planet und dessen Konzept nicht von einem externen Berater geprüft wurde, wie es in anderen Städten gang und gäbe sei. Üblich sei auch, einen Wettbewerb auszuschreiben, nach dem eine Stadt dann den Anbieter wählen kann, der die beste Planung mitbringt und laut Gutachten am wirtschaftlichsten arbeitet.

Und wenn Waikiki ein Erfolg wird? Selbst dann, gibt Weilandt zu bedenken, könnten auf die Stadt erhebliche Probleme zukommen: "Vielleicht müssen dann die Bäder in Langenberg oder Neviges dicht machen, weil dort niemand mehr hingeht." Oder: "Die Velberter finden durch Waikiki Gefallen an einem Spaßbad - und gehen nach kurzer Zeit in ein anderes, das billiger ist."

Das Argument, durch Waikiki lasse sich das Defizit von rund 1,9 Mio. DM - das die Stadt jährlich durch den Betrieb des Parkbades einfahre - einsparen, hält Weilandt für nicht stichhaltig. "Wenn man sich die Bäder in Velbert vornimmt", glaubt der Langenberger angesichts der Erfahrungen in anderen Städten, "läßt sich dieser Betrag auch so einsparen." Im Vergleich zu anderen Kommunen habe Velbert nämlich "ein hohes Defizit".