Spaßbad Waikiki Velbert
WAZ vom 03.06.1999
Waikiki : Experten warnen vor Errichtung eines Spaßbades
Besucherzahlen in Bädern gehen allgemein zurück - Jugend als alleinige Zielgruppe nicht ausreichend
Zum Thema "Wie geht Velbert baden?" hatten die Grünen ins Forum eingeladen. Zwei Experten gaben Bürgern Informationen zum Spaßbad Waikiki.
Paul Lawitzke, Mitarbeiter des Kommunalverbands Ruhrgebiet - selbst Betreiber sieben großer Freizeitbäder - , klärte mit Zahlenmaterial über Anforderungen, Nutzerwünsche und -bedürfnisse auf. "Schwimmen ist kein Wachstumsbereich - pro Jahr gibt es ungefähr ein Prozent Verlust bei den Besucherzahlen." Diese Zahl und die Tatsache, daß bei den Freizeitbädern die Sättigungsgrenze erreicht sei, stellte Lawitzke an den Anfang seines Vortrages.
"Vor allem die Spaßbäder haben an Attraktivität verloren, der neue Trend geht Richtung Gesundheit und Erholung", erläuterte Lawitzke. Er warnte davor, die Besucherzahlen zu hoch anzusetzen. 400 000 Wasserratten seien nicht zu erwarten, eine Zahl von 250 000 Schwimmern dagegen realistisch. Dies läge unter anderem daran, daß die "geplante Anlage keine Einzigartigkeit gegenüber anderen Bädern" habe.
Darüber hinaus müsse einem solchen Projekt einiges vorausgehen: Bestandsbewertung, Nutzungsverhalten, Konkurrenzanalyse, dann Kapazitätsziele und Schwerpunktfestlegung. Erst danach könne ein Architekten- und Betreiberwettbewerb stattfinden. "Ich habe den Eindruck, daß hier die Planung auf den Kopf gestellt wird", sagte Lawitzke unter dem Beifall der Zuhörer.
Karl-Heinz Reuter, Architekt für Schwimmbäder und für Velbert bereits mehrfach tätig gewesen, erklärte, daß es durchaus öffentlich-rechtliche Bäder gebe, die betriebskostendeckend arbeiten. "Ich weiß nicht, wie hier in Velbert solch hohe Verluste bei den vorhandenen Bädern errechnet werden." Aus seiner beruflichen Erfahrung könne er außerdem vorhersagen, daß die Umweltauflagen für Waikiki schwerlich erfüllt werden könnten. "Nicht einmal ausreichend Stellplätze sind eingeplant."
Beide Experten warnten Jugendliche als alleinige Zielgruppe anzusprechen. "Nur auf die Jugend kann man kein Geschäftskonzept aufbauen. Denen ist schon nach einem Jahr im Bad langweilig, weil es nichts Neues mehr gibt", sagte Lawitzke.
Reuters Alternativkonzept für das Parkbad: "Wenn ich hier als Architekt an einem Wettbewerb teilnähme, würde ich das Freibad überdachen, um es ganzjährig nutzbar zu machen. Baurechtlich sehe ich es als unmöglich an, dort ein Freizeitbad zu realisieren."