Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

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An Sonderprogramm für Orgel gedacht

Oberbürgermeister Gerd zu Jeddeloh vor dem Jahreswechsel zu den Viertorestädter Großprojekten

Von unserem Redaktionsmitglied Reinhard Wehden

Neubrandenburg. Grünes Licht für die Viertoretherme: Oberbürgermeister Gerd zu Jeddeloh (parteilos) hat noch in den letzten Tagen dieses Jahres seine Unterschrift unter die Baufgenehmigung gesetzt. Mit einem Aufatmen. Immerhin gehe es um eine 50-Millionen-Mark-Investition, die Bauherr Ulrich Warias nun mit dem ersten Spatenstich beginnen könne, kommentiert zu Jeddeloh in einem NZ-Gespräch zum Jahreswechsel.

Schon Amtsvorgänger Klaus-Peter Bolick (CDU) habe ein Spaßbad ins Auge gefasst, damals noch unter anderen Förderprämissen. Fünfeinhalb Jahre begleite er nun selbst das Vorhaben, man habe gemeinsam die richtigen Förderwege und mit den Stadtwerken den Tempomacher gefunden. Jetzt müsse die Stadt nur noch ihren Teil bei der Erschließung des Sport- und Erholungsgebiets leisten. Und dafür habe sie den Förderantrag in Schwerin schon gestellt.

Recht zufrieden zeigt sich insgesamt Oberbürgermeister zu Jeddeloh mit seiner Amts-Bilanz am Jahrtausendwechsel. "Mein Zielprogramm ist fast abgearbeitet", resümiert er auf die Frage nach den großen städtischen Bauvorhaben. Ebenso hartnäckig wie am Spaßbad sei er am Stadtringtreff dran geblieben. "Dreimal war das Vorhaben schon kaputt", doch nun seien Multiplexkino und "Brinkmann" als Besuchermagnet ein attraktives Ende der Achse durch die Turmstraße zum Marktplatz-Center, das sich sehr gut bewähre. "Die Innenstadt hat sich dadurch bevölkert und davon leben auch andere. Wir haben mehr Arbeitsplätze bekommen und der Name unserer Stadt ist bekannter geworden", meint der OB.

Letzteres erhofft er sich auch von der künftigen Konzerthalle Marienkirche. Trotz der Bauschwierigkeiten mit dem Sichtbeton sei er optimistisch, dass der Übergabetermin Juni 2001 gehalten werden könne. "Ich betone, es geht um die erste nutzungsfähige Baustufe mit einem Umfang von 32 Millionen Mark. Wie danach weiter, muss 2000 geklärt werden", steckt zu Jeddeloh den Rahmen enger. Im zweiten Bauabschnitt, noch mal elf Millionen, sollen technische Raffinessen und die Orgel ergänzt werden. "So eine Orgel kostet etwa 2,5 Millionen Mark, sie muss maßgeschneidert und somit langfristig bestellt werden. Wir sollten im nächsten Jahr noch mal gründlich nachdenken, eventuell über ein Sonderprogramm", schlägt der OB vor. Die Marienkirche, an der seit 40 Jahren gearbeitet werde, sei jetzt keine Jahrhundert-, aber immerhin noch eine große Aufgabe. Sie soll Heimstatt für die Philharmonie sein und Neubrandenburg über die Landesgrenzen bekannt machen.

"Nicht Kulturhauptstadt"

Im Zusammenhang mit Kritiken am Betreiberkonzept warnt er vor übersteigerten Erwartungen: "Natürlich kann der Konzertsaal nicht größer werden als die Kirche ist. Und Weimar hat den Staffelstab der Kulturhauptstadt schließlich an Helsinki weitergegeben und nicht an Neubrandenburg." Aber zu Jeddeloh ist sich sicher: Die Marienkirche bekomme bei der zu erwartenden Neuordnung der Kulturlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns ihren Platz als Highlight.

Bewußt habe er das Thema HKB noch vor dem Jahrhundertwechsel aufgerufen, sagt Gerd zu Jeddeloh. Man könne einen weiteren Verfall des Komplexes nicht zulassen. "Es ist ein wichtiges Bauwerk in unserer Stadt, zudem ein Denkmal. Zwar umstritten, aber ich denke, die Mehrheit will es behalten als Kongress- und Kulturzentrum. Es muss vorsichtig passieren, aber wir müssen rangehen." Die Stadt habe kein Geld für eine eigene Investition in dieser Größe, also müsse eine Privatisierung geprüft werden. Und zwar eine, bei der die Abgeordneten letztlich die Bedingungen stellten.

Eine zufällig jahrhundertübergreifende Aufgabe ist das Stopfen des 25-Millionen-Mark-Lochs im Haushaltsentwurf 2000. Der OB zeigt sich verhalten optimistisch: "Bis zur dritten Lesung am 27. Januar muss und wird eine Lösung gefunden werden."

30.12.1999 © Nordkurier-Online 1999


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