Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

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Wochenkommentar

Spaß lange vorbei

Das Spaßbad mit Investor Warias ist erledigt, seit am Donnerstag das Wirtschaftministerium die eingereichten Unterlagen des Geschäftsmannes als mangelhaft disqualifizierte. Der Spaß bei der Sache war jedoch schon lange vorbei. Was bleibt, sind Fragen über Fragen und Mutmaßungen. Sollte Ulrich Warias tatsächlich nur angetreten sein, um die Neubrandenburger Therme zu vereiteln? Verhalten hat er sich ja so.

Lachhaft, wenn sein Projektmanager sogar noch, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen und zu Grabe getragen wurde, stur verkündet: "Herr Warias hat seine Hausaufgaben gemacht".

Am Montag will sich Warias öffentlich äußern. "Zu spät. Wie immer", sollte man ihm sagen und gleich noch seinen Träumen vom Reibach durch Schadensersatz eine Abfuhr verpassen. Denn: Wer hat hier wohl wem geschadet? Hätte, sollte, könnte, wenn und wäre - am Dilemma lässt sich nichts mehr ändern.

Trotzdem müssen sich Stadtverwalter und -vertreter fragen lassen: Warum habt Ihr den Mann nicht längst rausgeschmissen? Immer wieder war er für Enttäuschungen gut. Das Baugrundstück bezahlte er zu spät, verscherbelte schon mal die zukünftigen Schwimmflächen für eine Million pro Jahr aus dem Stadtsäckel.

Warias hat ganz sicher nicht mit offenen Karten gespielt, und in Parlament und Verwaltung hat man sich die Augen zugehalten. Und das ganz sicher vor allem, weil das Land nicht das Projekt Spaßbad, sondern den Projektentwickler Warias fördern wollte und Neubrandenburg damit zwang, auf dem sinkenden Schiff sitzen zu bleiben. Wer abspringt, bekommt kein Geld. Wer durchhält auch nicht, wie nun ja alle wissen.

Da half nicht mehr, dass der Oberbürgermeister das Spaßbad vor Jahresfrist zur Chefsache erklärte. Im Gegenteil, für die Abgeordneten (oberste Dienstherren des Verwaltungschefs, wohlgemerkt) wurde es danach nur noch schwerer, durchzublicken. Nur mit Druck und Drohung konnten sie beispielsweise Verträge einsehen. Abnicken, diese Rolle kam den Volksvertreter zu. Sie ließen es geschehen.

Der Misserfolg des Spaßbades - das steht fest - hat viele Väter.

Marlis Guth

08.04.2000 © Nordkurier-Online 2000


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