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Wie die Viertorestadt ans Wasser kommt

Planer entwickeln Idee zur Nutzung des Tollensesees

Von unserem Redakteur Reinhard Wehden

Neubrandenburg . Verkrampft habe sich die Diskussion um das Stargarder Bruch, stellt Stadtplanungsamtsleiter Stefan Resch fest. Es geht um eine Fläche so groß und wichtig wie das Stadtzentrum. Um die Debatte noch einmal zu öffnen und Vorschläge als Ausgangspunkt dafür zu geben, hat das Rathaus zwei Gutachtern den Auftrag gegeben, auszuloten, welche Potenzen, Chancen und Defizite sie nicht nur auf diesem Terrain, sondern insgesamt am Nordufer des Tollensesees sehen. "Stadt am Wasser - Wasser in der Stadt" lautet das Motto. Unabhängig voneinander arbeiteten ein Berliner und ein Schweriner Büro.

Halle 8 gibt Beispiel

Die Hauptstädter, mehr städtebaulich orientiert, loben das sehr gut ausgebaute Strandbad Broda und sehen den Klosterberg als hervorragenden Platz für eine Jugendherberge. Am Rande des Kulturparks gefällt ihnen das Flair der Bootsschuppen am Oberbach. Heftig kritisieren sie den fließenden Autoverkehr durch den Park und die ungenügende Gestaltung der Eingangszonen. Ein Minuspunkt stellt aus ihrer Sicht auch die alte Messehalle dar.

Das Gewerbegebiet "Stargarder Bruch" (ehemals RWN) bietet, wie die Berliner meinen, Chancen zur weiteren Umnutzung für die Freizeitgestaltung. Der Umbau der Halle zum Wassersportzentrum sollte Initialzündung sein. Die Lindenstraße sollte im vorderen Bereich dringend umgestaltet und die alten Panzerhallen am Augustabad müssten abgerissen werden, um einem seebezogenen Wohnstandort Platz zu machen. Am Augustabad wäre auch ein Campingplatz möglich.

Messe- und Wellnesspark

Für das Stargarder Bruch legen sie drei Konzepte vor: Es könnte in verschiedener Zusammenstellung Messe- und Wellness-Park, Thermenstandort, Freizeit- und Sportplatz, aber auch Wohn- und Freizeitpark sein und den Festplatz der Stadt aufnehmen. Der nordwestliche Abschnitt sollte, so Context Plan Berlin, allerdings als geschütztes Biotop erhalten bleiben.

Sichtachsen wichtig

Die Schweriner, die besonderes Augenmerk auf Landschaftsarchitektur legen, lieferten ein "Ideenfeuerwerk und viele visionäre Gedanken" ab, wie die Neubrandenburger Stadtplaner beurteilen. Das Büro Bendfeldt/Schröder/Franke sieht zunächst einmal viele Barrieren, die Stadt und See trennen. Allerdings habe Neubrandenburg mit der Uferpromenade gut in die Zukunft investiert. Den Schwerinern sind Wege und Sichtachsen von den Wohngebieten zum See hin wichtig, ähnlich der Verbindung zwischen Nachtjackenviertel und Oberbachpromenade. Der Tollensesee sollte insgesamt von der Stadt aus sichtbarer und erreichbarer gemacht werden: Die Ideen reichen von einer Eselausleihstation am Stargarder Tor, zum Ausritt durch den Park zum Ufer, über eine Fußgängerbrücke am Stargarder Tor über den Ring bis hin zu einem weithin sichtbaren Zeichen auf der Trümmerinsel. Die könnten sich die Schweriner als touristische Tauchstation vorstellen.

Sportmuseum

Ein Ringkonzept der Planer sieht vor, ähnlich der Uferpromenade in größerem Abstand gleich drei Bögen um das Nordufer zu schlagen, einen beispielsweise für Radfahrer. Dabei stellen sie sich auch vor, über das Trainingsgelände des Sportclubs Neubrandenburg eine Fußgängerbrücke zu schlagen. Die Beziehungen von Touristen und Einheimischen zum Sport seien viel zu wenig entwickelt. Man verschenke in der Sportstadt Neubrandenburg ein großes Potential.

Eine weitere Anregung der Schweriner: Wie an einer Perlenkette aufgereiht, könnte sich am Seeufer die verschiedensten Erlebnisbereiche (Events wie die Eselstation) verbinden. In Broda sollte das schon angesiedelte Reiten entwickelt werden (beispielsweise durch eine Reithalle), nahe des Sportgeländes könnte ein Sportmuseum die Leichtathletikgeschichte darstellen, einen Festplatz schlagen die Planer für das Stargarder Bruch vor, einen Zeltplatz fürs Augustabad. Eine Fahrrad-Draisine könnte auf dem ehemaligen RWN-Gleis vom Bahnhof bis zum See rollen.

Die Schweriner warten aber mit noch mehr "Paukenschlägen" auf: So sei die Trümmerinsel mit einer Lichtinstallation denkbar und mit einem gläsernen Tunnel zum Ufer hin verbunden.

Wohnen das Zweitbeste

Für das Stargarder Bruch sei Wohnen nur die zweitbeste, Erholung und Sport die beste Nutzungsmöglichkeit. Das Feuchtbiotop sollte behutsam über wenige Stege erschlossen werden. Nahe des Werferplatzes könnte eine Therme stehen.

10.06.2000 © Nordkurier-Online 2000


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