Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Kurzentrum Schliersee

Presse monte mare Kurzentrum Schliersee


Münchner Merkur Online 17. 06. 2005

Freizeitzentrum "endlich als unser Produkt sehen"

Alternative Finanzierungsmöglichkeiten vorgestellt

VON MATTHIAS HOLZAPFEL Schliersee - Die Finanzierung des neuen Freizeit- und Gesundheitszentrums Schliersee auf viele Schultern zu verteilen, das nannte Moderator Johannes Wegmann "die Botschaft des Abends". Vor den Gastgebern, Vertretern der Nachbargemeinden Fischbachau und Bayrischzell und Interessierten stellte er neue Varianten für die Finanzierung vor, die die Kreditaufnahme von derzeit geplanten sieben auf bis zu 1,815 Millionen Euro und die jährliche Belastung von derzeit 448 000 auf bis zu 116 000 Euro reduzieren würden. Eindringlich rief er die Anwesenden auf, die Resignation müsse raus aus den Köpfen, und gemeinsam und optimistisch an die Umsetzung heranzugehen.

Möglich machen könnten diese geringeren Belastungen eine einmalige Bettpauschale von beispielsweise 250, 350 oder 450 Euro, für die die Vermieter Vorteile für sich und ihre Gäste erhalten könnten, sowie eine Erhöhung des Kurbeitrages von 1,10 Euro um 30, 40 oder 50 Cent und eine Erhöhung des Fremdenverkehrsbeitrages von derzeit 5,5 auf sechs, sechseinhalb oder sieben Prozent. "Das sind alles Stellschrauben", betonte der Moderator. Im gemeinsamen Gespräch sei zu klären, was sinnvoll sei. Ob sich die Vermieter mit einer Bettpauschale beteiligen wollten, sei ihre freie unternehmerische Entscheidung.

Sein Bestreben sei, die verschiedenen "Strömungen" im Ort zusammenzuführen, sagte Johannes Wegmann. Daher rief er die Mitbürger auf, das neue Freizeit- und Gesundheitszentrum "endlich als unser Produkt zu sehen. Es ist nicht mehr das alte Schlierseer Hallenbad, es ist unser aller Wellnesszentrum". Sein Appell: "Entweder wir bekennen uns zum Tourismus, oder wir lassen es bleiben."

Zuvor hatte der Geschäftsführer des Partners Monte Mare, Herbert Doll, sein "solides mittelständisches Unternehmen" und die aktuelle Konzeption für das Zentrum vorgestellt. Mit werbeträchtigen Bildern vermittelte er einen Eindruck von dem, was Einheimische und Gäste erwarten können. "Ich bin guter Hoffnung, dass in Schliersee eine positive Signalwirkung erfolgen wird", betonte Doll. Das Bad stelle einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar, "und der sollte so schnell wie möglich realisiert werden."

Auch der Produktmanager für die Marke "Kinderland" bei der Bayern Tourismus Marketing GmbH, Dr. Martin Spatnik, warb für das Vorhaben. "Das ist eine Riesenchance für einen potenziellen ,Kinderland`-Ort Schliersee, der das ganze Jahr über Saison hat", betonte er. Den Vermietern gab er mit auf den Weg: "Sie werden um Wasser in ihrem Übernachtungsangebot nicht herumkommen."

Scharfe Kritik am Umgang mit Investoren

Bei der Diskussion rückten zwei Bürgerinnen die noch offenen Verträge zwischen dem Markt und Monte Mare in den Mittelpunkt. Die zweite Rednerin wollte von Herbert Doll zudem wissen, wie er zu negativen Berichten über sein Unternehmen stehe. "Es werden hier anonyme Schreiben genannt, in denen Monte Mare verunglimpft werden soll", erwiderte er, ohne auf die Anschuldigungen im Internet näher einzugehen. Skeptisch zeigte sich Georg Eckschlager. "Wenn es sinnvoll ist, bin ich dabei", meinte er, äußerte aber Zweifel, dass die Beiträge der Vermieter die Finanzierung ermöglichen. "Man sollte Fehler nicht zweimal machen", warnte der Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins Schliersee, Karl B. Kögl, und erinnerte an seine Befürchtungen zum Bau des Kurzentrums vor drei Jahrzehnten, die kurz danach bereits eingetroffen seien. Den Appell, die Schlierseer müssten endlich zusammenfinden, untermauerte der Gewerbevereins-Vorsitzende Florian Stetter. Die Kritiker müssten fachliche Beurteilungen und den Bürgerwillen auch einmal akzeptieren. Scharfe Kritik übte er am Umgang mit Investoren wie Herbert Doll oder auch Markus Wasmeier beim Bauernhof- und Wintersportmuseum: "Wir ziehen die Leute durch den Kakao. Das ist traurig in Schliersee."

mm


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