Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Thermalbad Bad Oldesloe

Stormarner Tageblatt 20. September 2006

"Auch öffentliche Bäder können gut laufen"

Ist das Hallenbad auf lange Sicht noch zu retten? Lohnen sich noch Investitionen in den maroden 70er-Jahre-Bau? Und welche Risiken birgt ein Thermalbad mit einem privaten Investor? Die SPD hatte dazu einen Experten eingeladen.

Bad Oldesloe

- Es gibt viele Fragen, die die Sozialdemokraten noch vor dem Bürgerentscheid am 8. Oktober geklärt und fachmännisch beantwortet haben wollten. Deshalb hatte die Oldesloer SPD den Sachverständigen Michael Weilandt vom Bundesfachverband Öffentliche Bäder e. V. ins Bürgerhaus eingeladen. Sein Fazit: Das Hallenbad ist besser als sein Ruf und könnte - auch ohne großes Investitionsvolumen - so aufgepeppt werden, dass das jährliche Defizit sinkt. Ein "Zuschussbetrieb" werde es aber wohl immer bleiben. Ein neues Thermalbad berge dagegen unkalkulierbare Risiken, falls der Investor Pleite gehen sollte. Und die Stadt lege sich als öffentlicher Förderer eines privaten Bades mit hohen finanziellen Verpflichtungen für mehrere Jahrzehnte fest.

"Die SPD hat sich von einem Private-Public-Partnership-Modell für ein geplantes Thermalbad endgültig verabschiedet. Das ist für uns nicht zukunftsfähig. Befürworten würden wir nur noch ein voll privatisiertes Thermalbad", so SPD-Fraktionsvorsitzender Hagen von Massenbach gestern. Nur so könnten unwägbare finanzielle Risiken von der öffentlichen Hand fern gehalten werden. Dieser Meinung war auch das Gros der rund 100 Interessierten im Bürgerhaus.

"Ich werde weder parteiische Statements abgeben noch irgendwelche Lösungen präsentieren", stellte Michael Weilandt als Interessenvertreter öffentlicher Badbetreiber gleich zu Beginn klar. Wichtig sei in erster Linie eine sorgfältige Abwägung aller Fakten, so der Sportwissenschaftler, der Kommunen sowie Firmen und Ingenieure berät. Der Trend gehe eindeutig zu Spaß- und Wellnessbädern, Thermen und Thermalbädern, so Weilandt. Auch für Bad Oldesloe könnte ein Thermalbad ein Gewinn sein. Allerdings sei Schleswig-Holstein gut mit Bädern versorgt. Ob ein privater Betreiber ein Schwimmbad besser bewirtschaften könne, hielt Weilandt offen. In vielen Fällen funktioniere es bestens, aber es gebe es auch schwarze Schafe: "Da gibt es manchmal großartige Versprechungen zu Besucherzahlen, neuen Arbeitsplätzen und Wirtschaftlichkeit, die dann doch nicht eingehalten werden können."

Deshalb sei es besonders wichtig, die Verträge genauestens zu prüfen. "So ein Thermalbad hat hohe Betriebskosten. Was passiert, wenn der Investor scheitert? Dann muss die Stadt ihre Zuschüsse eventuell erhöhen. Auch ein 30-Jahres-Vertrag sagt dann gar nichts mehr aus. Pleite ist Pleite", so der Sportwissenschaftler.

Überhaupt seien Schwimmbäder denkbar schlechte Objekte für solche Projekte. Wenn die Kommunalpolitik gute Rahmenbedingungen schaffe, könnten auch öffentliche Bäder gut laufen. "Da gibt es viele Möglichkeiten. Sport-, Fitness- und Wellnessangebote, Gastronomie, Sauna und ähnliches. Am besten ist ein stets wechselndes und wachsendes Programm", so Weiland.

Dem Hallenbad in Bad Oldesloe bestätigte er, mit seinem Angebot sehr gut dazustehen. Die Kosten seien im Bundesvergleich sehr moderat, die öffentlichen Zuschüsse hielten sich in einem erträglichen Rahmen. Ziel müsse es sein, die Zahl der Besucher durch ein attraktives und bezahlbares Angebot zu steigern, was in anderen Bädern bestens funktioniert habe.

"Wir haben jede Menge Angebote und könnten sie sogar noch verdoppeln, so viele Anfragen gibt es. Aber was uns fehlt, ist die Zeit. Sollen wir die Kurse vielleicht auch noch nachts anbieten?", gab Schwimmmeisterin Marion Arpe zu bedenken. Vielleicht sollte es längere Öffnungszeiten und auch bauliche Veränderungen geben, schlug Weilandt vor.

"Die SPD würde in das alte Hallenbad auch weiterhin maßvoll investieren", betonte SPD-Ortsvorsitzender Oliver Trost. "Eigentlich hätte die Stadt Oldesloe diesen tollen Referenten einladen und bezahlen sollen und nicht wir", unterstrich Hagen von Massenbach, der hofft, dass nach diesem Informationsabend viele Bürger ein klareres Bild von der Sachlage haben.

Susanne Rohde

Presse Therme Bad Oldesloe

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