Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Thermalbad Bad Oldesloe

Stormarner Tageblatt 06. Oktober 2006

Die Hallenbad-Geschichte: Pleiten, Pech und Pannen

Wie war das eigentlich vor mehr als 30 Jahren, als das alte Oldesloer Hallenbad gebaut wurde? Nach dem Lob für "eines der schönsten Schwimmbäder " folgte der Kater: Bau- und Statikmängel machten die Schwimmhalle teurer als erahnt.

Bad Oldesloe

- Der damalige Bürgerworthalter Georg Koch, Minister, Landtags- und Kreistagsabgeordnete, Stadtvertreter und Vertreter von Vereinen und Verbänden lobten den Mut, für fast sieben Millionen Mark eines der schönsten Schwimmbäder zu bauen. Man sei sich der Lasten bewusst, die die Stadt auf sich nehmen müsse, um die Schwimmhalle schaffen und unterhalten zu können, sagte der Bürgerworthalter im August 1974.

Damit meinte er allerdings nicht das, was dann kommen sollte: Die Geschichte des Hallenbades ist voller Pleiten, Pech und Pannen. Hätten die Verantwortlichen das bei ihren Entscheidungen geahnt, wäre das Bad vermutlich nie gebaut worden.

Die fast sieben Millionen konnte sich Bad Oldesloe nur leisten, weil sich Kreis und Land beteiligten. Die teuren Sanierungen gingen dann aber ausschließlich auf das Konto der Stadt - und dann der Stadtwerke.

Den ersten, vergleichsweise kleinen "Skandal" erlebte die Schwimmhalle bereits im Rohbau. Betonteile, die den Blick versperrt hätten, mussten wieder gesprengt werden. Dien Kosten: 65 000 Mark.

Zur Einweihung hieß es im Stormarner Tageblatt: "Der 9. Mai 1975 wird in den Oldesloer Annalen immer als ein bedeutsamer Tag ... vermerkt bleiben." Das war natürlich positiv gemeint, aber noch im gleichen Monat folgte die Schlagzeile: "Das Hallenbad zeitweise gesperrt." Grund: Auf einer Länge von sechs Metern hatten sich die Fliesen gehoben.

Zwei Monate später wurde der Ärger größer. Der Pächter schloss das Restaurant, weil Hitze und Badelärm keinen Betrieb zuließen. Im Stormarner Tageblatt vom 28. Juli 1975 stand: "Fehlplanung lässt sich nicht mehr leugnen." Erst zehn Monate später wurde zur Klimatisierung die Glaswand gebaut. Über Feuchtigkeit klagten die Pächter aber immer wieder.

Generalunternehmer Lüder wurde vom gefragten Baumeister zum "Bösen Buben". 1977 stehen aufgrund eklatanter Mängel Reparaturen in der Halle und am Dach an. Stadtrat Siegfried Wobig warf Lüder "miese Methoden" vor. Ein Rechtsstreit mit dem Architekten endet drei Jahre später mit einem Vergleich: Bad Oldesloe erhält von den Architekten 50 000 Mark. Vom Lüder-Bauring hatte man 500 000 Mark haben wollen. Die Firma war aber ein Jahr vor dem Urteil in Konkurs gegangen. Immerhin gab es noch 280 000 Mark aus einer Bürgschaft zurück.

1984 stand eine Runderneuerung der Halle an, die schließlich 600 000 Mark kosten sollte. In der Filteranlage griff das Ozon Verkleidung und Innenwände an. Zudem gab es Wasserschäden in den Betriebsräumen. Pünktlich fertig wurde das auch nicht. Schlagzeile im Stormarner Tageblatt: "Immer neue Schäden verzögern die Wiedereröffnung." Bürgermeister Baethge klagte über "mangelhafte Ausführung und unzureichende Bauaufsicht".

Die Reparatur nutzte nicht allzuviel. 1986, als eine Dachsanierung anstand, wurden die Probleme mit der Statik offenbar. Den einzigen positiven Aspekt nannte Bürgermeister Ulrich Gudat: "Es besteht kein Sicherheitsrisiko für die Badegäste." Die Sanierung sollte mindestens eine halbe Million kosten.

Ein Jahr später entdeckte der Oldesloer Bauamtsleiter dann: Dass das Dach unter der Schneelast noch nicht eingestürzt ist, sei vermutlich nur der Tatsache zu verdanken, dass durch die mangelnde Wärmeisolierung die Schneeschicht schnell geschmolzen sei und als Wasser durch das Dach in die Halle tropfte.

Die Sozialdemokraten sprachen von Pfusch am Bau der Marke Bad Oldesloe. Unerfahrenen Fachleuten seien Aufträge erteilt und Mahnungen der Politiker von der Verwaltung in den Wind geschlagen worden. 1987 und 1993 musste die komplette Dachkonstruktion mit einer vorgelagerten Rahmenkonstruktion saniert werden. Die Kosten lagen bei mehr als fünf Millionen Mark mit einer bescheidenen Erweiterung.

1996 wurde der Mutter-Kind-Bereich neu gestaltet. Der Boden war nass aber so rutschig, dass die Kinder keinen Halt auf dem Belag hatten. Der war von einer holländischen Spezialfirma aufgetragen worden, die - man ahnt es fast - Pleite ging. Mehrere Monate war der gesamte Bereich abgesperrt. 1998 sollte die gefahrenträchtige Rutschbahn saniert werden. Doch auch das entpuppte sich als Sanierungsflopp. Der neue Belag, ein Kunstharz-Sand-Gemisch, haftete erst nach dem dritten Versuch richtig an den Rundungen des Kinderbeckens.

Bei der Bäderland GmbH in Hamburg gaben die Stadtwerke 2000 eine Studie in Auftrag, wie man das Bad Oldesloer Hallenbad attraktiver machen könnte. Viel mehr als die Rutsche vom Drei-Meter-Brett und Kurse sind nicht dabei raus gekommen. Im Jahr 2001 wurde noch einmal das Hallenbad-Restaurant für 70 000 Mark umgebaut, aber es blieb auch weiterhin feucht. Seitdem unter Bürgermeister Wrieden die Pläne für ein Spaßbad in Kreisstadt aufkamen, haben die - nun Vereinigten - Stadtwerke nur noch das Notwendige in die Technik investiert.

Rolf Blase

Presse Therme Bad Oldesloe

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