Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Thermalbad Bad Oldesloe

Stormarner Tageblatt 05. Oktober 2006

Gastwirte für Therme

Oldesloes Hoteliers haben keine Angst vor Konkurrenz im Sandkamp, sondern machen sich Sorgen um die Zukunft der Stadt.

Bad Oldesloe

- Risiko hin, Chance her - das geplante Thermalbad bleibt umstritten. In der Fußgängerzone machten gestern beide Seiten Wahlkampf: Die CDU als Befürworter und wenige Meter weiter die Gegner von der Bürgerinitiative. In die Diskussion um Pro und Contra hat sich jetzt auch der lokale Hotel- und Gaststättenverband DeHoGa zu Wort gemeldet.

Der zweite Vorsitzende Rainer Hinz macht sich für das Projekt stark und untermauert die Position der Hoteliers mit klaren Zahlen. "Naherholung und Gesundheitsbewusstsein sind enorm gestiegen", berichtet der Küchenmeister: "Allein im Wellnessbereich ist im Land ein Zuwachs von 60 Prozent zu verzeichnen." Diesen Trend gelte es nicht zu verschlafen.

Mit dem Thermalbad könne an die Tradition des Kurbads angeknüpft werden. Der Bäderbetrieb im 19. Jahrhundert habe das Stadtbild vorrangig und positiv geprägt. Seinerzeit sei von der Stadt der Villen im Tal der Trave die Rede gewesen. Die Zeit der Ansiedlung von Behörden und Ämtern in der Kreisstadt sei vorüber, schließlich würden immer mehr Ämter zusammengelegt und kehrten Oldesloe mittlerweile den Rücken.

"Wir haben im Jahresdurchschnitt etwa 30 000 Übernachtungsgäste in Bad Oldesloe und können anhand der zurückbleibenden Verpackungen, die wir in unseren Häusern finden, schon eine deutliche Kaufkraft darlegen. Einige unserer Stammgäste kommen extra zum Einkaufen nach Bad Oldesloe und waren zum Teil nach Schließung der Modehäuser Windeit und Haerder nur noch selten oder gar nicht mehr bei uns. Laut Nachfrage finden etwa 90 Prozent der Übernachtungsgäste unsere Innenstadt schön und attraktiv. Sie verleite zum Bummeln und Shoppen", schreiben die Gastwirte in der Stellungnahme.

Rainer Hinz hält mit seiner Privatmeinung nicht hinterm Berg: "Wir haben momentan eine tolle Auslastung in unseren Hotels, aber wir müssen teilweise auch viele Gäste abweisen, weil unsere Häuser alle restlos voll sind. Das sind Gäste, die wir nie wieder sehen." Deshalb, so seine Argumentation, kann eine Belebung des ehemaligen Intermar Hotels für die Stadt nur von Vorteil sein. Hinz: "Wenn ich dann mit meinem Haus nicht mehr klar komme, habe ich entweder etwas falsch gemacht, oder die Zeit mal wieder verpennt."

Trave-Center, Biogas-Anlage, Thermalbad - die Gastwirte können es nicht fassen: "Nach dem Ganzen hin und her möchte man fast denken, dass in Bad Oldesloe alles zerredet und verhindert wird, frei nach dem Motto ‚Zukunft ja - aber nicht vor meiner Haustür‘." Die Argumentation für den Erhalt des Hallenbades können die DeHoGa-Mitglieder nicht nachvollziehen: "‚Weil es unseren Ansprüchen gerecht wird‘ - worauf stützt sich das? Nur wer seine Bahnen schwimmen möchte, kommt dort voll auf seine Kosten. Der Spielspaß für Kinder beschränkt sich auf den ersten Sonnabend im Monat. Müsste das Hallenbad marktwirtschaftlich konkurrieren, wäre es schon geschlossen worden."

Rainer Hinz muss schmunzeln, wenn sich an eine lange Diskussion mit einer Gegnerin des Thermalbads erinnert. Das Gespräch endete mit dem Satz: "Ich gehe ja nicht so gerne ins Hallenbad, weil es mir nichts bietet." Für den Küchenmeister vom Hotel Vaterland spricht das Bände: "Da muss ich das Ganze doch mal nüchtern wirtschaftlich betrachten: Soll ich weiter Zuschüsse in das alte Ding buttern oder die gleiche Summe in ein neues, attraktiveres Objekt investieren?"

Mit einem dringenden Appell beendet der DeHoGa-Vorstand seine Mitteilung: "Unser gemeinsames Ziel muss es sein, Besucher, Gäste und Kunden im Ort zu halten, denn hier verdienen wir unseren Lebensunterhalt. Wir leben nicht im Speckmantel von Hamburg, sondern arbeiten in unserer Stadt Bad Oldesloe." Das Kennzeichen "OD" solle nicht länger für Ortsdurchfahrt stehen, sondern zum Halten und Verweilen einladen.

Andreas Olbertz

Presse Therme Bad Oldesloe

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