Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Thermalbad Bad Oldesloe

Stormarner Tageblatt 09. Oktober 2006

Klare Absage an das Thermalbad

Die Entscheidung ist gefallen: Oldesloe bekommt kein Thermalbad. Bei einer Wahlbeteiligung von 37,72 Prozent stimmten 60 Prozent gegen die Ausschreibung.

Bad Oldesloe

- Um 18.45 Uhr brandet im Foyer des Stadthauses Jubel auf. Die Mitglieder der Bürgerinitiative liegen sich in den Armen. Es ist klar, dass Ihnen der Sieg nicht mehr zu nehmen ist. Etwa 60 Prozent der Stimmen sind gegen das Thermalbad und für den Erhalt der alten Schwimmhalle.

Dieser Trend zeigt sich schon mit den ersten Ergebnissen aus einzelnen Wahllokalen. Poggensee meldet bereits kurz nach 18 Uhr als erstes: 101 Ja-Stimmen, 96 Kreuze bei nein. "44 Prozent Wahlbeteiligung - das ist gut", kommentiert Manfred Degelow den Zettel, der an einer Pinnwand befestigt wird. Als nächstes trudelt das Ergebnis aus dem Masurenweg ein: 129 ja, 86 nein. Beteiligung 35 Prozent.

Sehr schnell wird klar, wohin die Reise geht: Mit jedem Ergebnis festigt sich der Trend. Die Mehrheit hat für die Bürgerinitiative votiert. Eine Mehrheit allein würde aber nicht reichen. Es gilt ein Mindestquorum von 20 Prozent der Wahlberechtigten für seine Position zu gewinnen. Das wären 3 850 Stimmen. Lange Zeit bleibt es fraglich, ob "Pro Hallenbad" wirklich so viele Stimmen auf sich vereinen kann.

18.42 Uhr sind auf der großen Leinwand nur noch vier Wahllokale offen. CDU-Vorsitzender Rainer Fehrmann kennt die Szene, er weiß, dass er verloren hat: "Im Stoppelhopser wird es nur eine geringe Wahlbeteiligung geben, aber der 13er im Westen, der bringt die Stimmen für die BI." Letztlich nehmen die Organisatoren des Bürgerentscheids die letzte Hürde ohne den Westen. Bei 4008 Ja-Stimmen sind sie uneinholbar auf der Zielgraden, und mit 4 355 Stimmen passieren sie die Ziellinie. Die Anspannung weicht von Birgit Papke-Seutter, sie strahlt übers ganze Gesicht.

60:40 - dieses Ergebnis hatte Rainer Fehrmann im Stillen bereits wenige Tage vor der Abstimmung befürchtet. Ganz staatsmännisch gratuliert er den Initiativen-Vertretern, dann gibt er ein erstes Statement ab: "Als Mensch bin ich froh, dass es vorbei ist. Als Vorsitzender bin ich enttäuscht, dass wir die Argumente nicht rüber gebracht haben und es uns nicht gelungen ist, die Befürworter zu motivieren. Als Kommunalpolitiker bin ich traurig, dass eine Chance vertan wurde, Oldesloe voran zu bringen. Ich finde es schade, dass wir auf eine unsichere Schwimmhallenzukunft zusteuern. Aber ich bin froh, dass diese Entscheidung die Bürger getroffen haben."

Manfred Degelow von der BI war sich des Erfolgs vorab nicht so sicher: "Ich habe zwei Stellungnahmen in der Tasche." Was er im Falle einer Niederlage gesagt hätte, behält er für sich, stattdessen spricht Birgit Papke-Seutter: "Das ist ein eindeutiges Ergebnis für uns und ein klarer Auftrag für die Politiker, das Hallenbad zu erhalten. Es darf nicht mehr nur alles schlecht geredet werden. Jetzt müssen die Betriebskosten gesenkt und die Rücklagen zur Sanierung eingesetzt werden."

Auch das Thermalbad hätte jährlich Unsummen verschluckt. Dieses Geld müsse jetzt für das alte Hallenbad da sein, fordert die BI-Sprecherin. Kollege Degelow ergänzt: "Die BI hat ihre Arbeit erfolgreich abgeschlossen. Aber in Form eines Freundeskreises werden wir das Hallenbad weiter begleiten."

Ein angespannter SPD Fraktions-Chef Hagen von Massenbach, muss den Ausgang erst mal sacken lassen. Dann lächelt er: "Der Abend zeigt doch, dass es sich lohnt, sich für die Stadt zu engagieren. Möglicherweise ist das der Ruck, der Oldesloe bislang gefehlt hat. Für mich ist das ein Startschuss, ein klarer Arbeitsauftrag: Jetzt sind Ideen mit Nachhaltigkeit gefordert. Das Schwimmbad wird sich nicht von alleine erhalten." Ausdrücklich will er das Ergebnis nicht als Abrechnung mit der CDU verstanden wissen.

So sieht es allerdings Gerold Rahmann von den Grünen: "Ich bin stolz auf die Oldesloer dass sie sich trotz eines gigantischen Werbeaufwands und Schlägen unter die Gürtellinie von der CDU nicht für blöd haben verkaufen lassen. Sie sind demokratisch kompetent. Das alte Hallenbad lebt, das ist die Leistung der BI."

Lebt es wirklich? Als schon fast alle das Stadthaus verlassen haben, erscheint Reinhold Wurch von der FDP, um sich über den Wahlausgang zu informieren. "Jetzt wird sich zeigen müssen, ob wir das Defizit weiter tragen können, Investitionen müssen genau kalkuliert werden. Nach wie vor ist es Aufgabe der Stadtverordneten einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen. Und das geht sicher nicht, indem Steuern und Abgaben immer stärker angehoben werden", gibt der Liberale zu bedenken.

Bürgermeister Tassilo von Bary macht einen sichtlich zerknautschten Eindruck: Das muss man so akzeptieren. Jetzt schau’n wir mal, wie sich die Politik entscheidet." Andreas Olbertz

Presse Therme Bad Oldesloe

Zur Übersicht Thermalbad Bad Oldesloe


Besucherzahlen "Thermalerlebnisbad" in Bad Oldesloe - oder: Wie man Besucherzahlen schön rechnen kann