Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Thermalbad Bad Oldesloe

Stormarner Tageblatt 14. Juni 2006

"Racheakt" an den Frühschwimmern?

Kaum ist das Bürgerbegehren eingeleitet, schon soll das Frühschwimmen eingeschränkt werden. Ein "Racheakt" oder Maßnahme zur Defizitsenkung?

Bad Oldesloe

- Ist das jetzt die Retourkutsche für das Engagement der Frühschwimmer zum Erhalt des alten Hallenbads? Im Hauptausschusses wurde offen vom "Racheakt" gesprochen. Dass das Hallenbad keine Goldgrube ist, dessen ist sich vermutlich jeder bewusst. Es ist nicht nur ein Verlustbringer, es steht sogar richtig schlecht da - eine Kostendeckung von 22,8 Prozent sind Negativrekord.

Um das Defizit zu senken, haben die Stadtwerke als Betreiber vorgeschlagen, dienstags bis freitags nicht mehr um sechs Uhr, sondern erst um sieben zu öffnen. Das würde die Personalkosten um 11000 Euro senken. Dr. Friedrich Stos-sier, Sprecher der Frühschwimmer, war empört: "Das Frühschwimmen ist vor 30 Jahren als soziale Errungenschaft eingeführt worden. Ich verstehe nicht, warum man diese hoch frequentierten Stunden abschaffen will." Bereits im Herbst seien die Öffnungszeiten klammheimlich verändert worden. Viele Schwimmer, die morgens um sechs ihre Bahnen ziehen, könnten aus beruflichen Gründen nicht eine Stunde später kommen.

Etwa 70 Frühbader kommen regelmäßig. Sie machen etwa ein Fünftel der täglichen Besucherzahlen aus. Unterstellt man, dass die eine Jahreskarte besitzen, schlägt das auf der Einnahmeseite mit deutlich weniger als einem Fünftel zu Buche. Das ist die Krux der Sache.

Auf Vorschlag der Stadtwerke soll zudem die Badezeit am Sonntag gekürzt und am Donnerstag verlängert werden. Zusammen mit der Teilstreichung des Frühschwimmens würde das die Personalkosten um 25 000 Euro senken.

Stadtwerke-Chef Heinz Grothkopp verteilte zwar noch aktuelle Vorlagen, in denen genau vorgerechnet wurde, welche Preiserhöhung sich wie in der Kasse auswirkt, doch diese Informationen reichten der SPD nicht. Fraktions-Chef Hagen von Massenbach forderte eine Aufstellung, wann wie viele Besucher im Bad sind. Vielleicht sei es sinnvoller, mittags oder abends zu schließen. Informationen, die Stadtwerke nicht sofort liefern konnten, deren Wichtigkeit sich den CDU-Politikern auch nicht erschloss. Daraus entwickelte sich eine Diskussion, was als "normale" Öffnungszeit anzusehen sei und wofür Extra-Entgelte gefordert werden sollten. Wilfried Janson (Grüne): "Das ist doch eine reine Definitionssache. So kann ich auch jede beliebige andere Zeit zur Sonderzeit machen."

Eine Vielzahl von Varianten ist denkbar: Anhebung des Preises für Einzelkarten, ein Zuschlag fürs Frühschwimmen, seine generelle Abschaffung. Heinz Grothkopp machte klar, dass ihm egal ist, für welche Lösung sich die Politiker entscheiden: "Ich sorge auch für 24 Stunden Öffnungszeit, wenn Sie das wünschen, aber Sie müssen es auch bezahlen." Deutlich verärgert wies er darauf hin, dass die Stadtwerke bereits 2004 und zu Jahresbeginn Erhöhungen der Eintrittspreise beantragt hätten. Das sei aber abgelehnt worden.

Ein Beschluss wurde vertagt, das Ganze soll in einer Sondersitzung vor der nächsten Zusammenkunft der Stadtverordneten beschlossen werden.

Ohne große Diskussion wurden die Eintrittspreise für das Freibad erhöht. Ab kommenden Jahr müssen Kinder einen und Erwachsene zwei Euro bezahlen. Andreas Olbertz

Presse Therme Bad Oldesloe

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