Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Thermalbad Bad Oldesloe

Stormarner Tageblatt 25. Februar 2006

"Schwimmen für alle" ist das oberste Ziel

Die Einwohner-versammlung zur Bädersituation in Bad Oldesloe sorgte für voll besetzte Ränge in der Festhalle.

Bad Oldesloe

- Ob die Schwimmhalle am Konrad-Adenauer-Ring geschlossen oder saniert wird oder ob es ein neues Bad mit zusätzlichem Thermalangebot am Sandkamp geben wird - das ist noch nicht entschieden. Dass die Projektgruppe "Bäderkonzept Bad Oldesloe" um Bürgermeister Tassilo von Bary den Willen der Bürger dabei berücksichtigen will, war für die Mitglieder bei der Einwohnerversammlung in der voll besetzten Festhalle am Donnerstagabend schwer zu vermitteln.

"Schwimmen für alle soll in Oldesloe weiterhin möglich sein", betonte von Bary gleich zu Beginn der Versammlung. Wie dieses Ziel erreicht werden könne, habe die Projektgruppe in den vergangenen fünf Wochen ausgearbeitet. "Die Ergebnisse stellen wir ihnen heute vor, damit sie an der öffentlichen Diskussion teilnehmen können", sagte von Bary. Derzeit belaufe sich das jährliche Defizit auf 866 000 Euro, das entspreche einem Zuschuss von sieben Euro pro Besucher, für die Frühschwimmer sogar 11 Euro. Um das Defizit zu senken, sei eine Attraktivierung dringend erforderlich. Die würde rund 2,2 Millionen Euro kosten. Eine Erweiterung sei an dem jetzigen Standort nicht möglich, was die Chancen, sich gegen den regionalen Wettbewerb zu behaupten, mindere. Außerdem wären mit der Attraktivierung eine Anhebung der Eintrittspreise um zehn Prozent im ersten und jeweils zwei Prozent in den Folgejahren sowie eine Erhöhung der Gebühr für Schulen und Vereine von zehn auf 25 Euro pro Stunde und Bahn verbunden. Der Zuschussbedarf läge im ersten Jahr bei 886 000 Euro, nach 30 Jahren bei 1,143 Millionen Euro.

Alternativ dazu steht der Neubau, von dem die Stadt weder Eigentümer noch Betreiber wäre. "Wir zahlen einen jährlichen Zuschuss, und der liegt über 30 Jahre gleichbleibend bei 966 000 Euro. Dafür ist das Schul- und Vereinsschwimmen gesichert, das bisherige Defizit fällt weg, und es werden zusätzliche Angebote im Wellness-Bereich geschaffen", erläuterte der Bürgermeister.

Weiter wäre es denkbar, den Betrieb so laufen zu lassen, wobei sich das jährliche Defizit im Laufe von 30 Jahren auf 1,574 Millionen Euro hochschrauben würde, oder die Schließung ohne einen Ersatz. "Das kann es aber nicht sein", machte von Bary noch einmal deutlich, dass er auch in Zukunft ein Schwimmangebot in der Stadt vorhalten möchte.

In dem Neubau, für den sich die Projektgruppe nach Auswertung aller Erhebungen ausgesprochen hat, sieht von Bary außer dem Erhalt des bestehenden Angebots die Chance, Oldesloe mit einem Alleinstellungsmerkmal in der Region neu zu positionieren. Außerdem könnten durch Kooperationen mit Einrichtungen wie der Asklepios-Klinik neue Wege eingeschlagen werden. Das Thermalwasser werde Tagestouristen anlocken, die der Innenstadt neue Einnahmepotenziale bescherten, so der Verwaltungschef. Und zusätzliche Arbeitsplätze würde das neue Bad ebenfalls mit sich bringen.

Risiken seien mit dem Projekt auch verbunden, gegen die sich die Stadt aber absichern könne, sagte von Bary. So werde sie ihren Zuschuss erst leisten, wenn der Bau fertig gestellt ist. Für den Fall, dass der Betreiber irgendwann insolvent würde, solle der Gegenwert der Anlage an die Stadt fallen. Zwar kein Risiko im eigentlichen Sinn, aber nicht garantiert vorherzusagen sind die Besucherzahlen, die von einem Gutachter mit 430 000 im Jahr angegeben werden - 100 000, die aus dem jetzigen Bad mit in das neue wechseln plus 330 000 neue. Zum Vergleich: Das Arriba in Norderstedt hat 620 000 Badegäste, das Badlantic 370 000, die Ostsee-Therme Scharbeutz 350 000 Euro.Susanne meise

Presse Therme Bad Oldesloe

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