Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Thermalbad Bad Oldesloe

Stormarner Tageblatt 17. Mai 2006

Vereinsschwimmen nur im Thermalbad sicher

Mit einem erfolgreichen Bürgerentscheid hätte sich das Thema Thermalbad erledigt, aber die Zukunft der alten Schwimmhalle wäre ungewiss. Auf diesen Zusammenhang weist Bürgermeister von Bary hin.

Bad Oldesloe

- Tag für Tag steht Manfred Degelow mit seinem kleinen Stand in der Fußgängerzone und sammelt Unterschriften gegen das Thermalbad. "Gleich in der ersten Woche hatten wir 1000 Unterschriften zusammen", freut sich der Initiator des Bürgerbegehrens. Etwas mehr als 1 800 Wahlberechtigte müssen bis Anfang Juni unterschrieben haben, dann dürfen die Oldesloer im Bürgerentscheid über das Thermalbad abstimmen.

Ganz offensichtlich will die Stadtverwaltung der Bürgerinitiative "pro Hallenbad" das Feld nicht kampflos überlassen. Bürgermeister Tassilo von Bary rückte jetzt einige Punkte gerade.Wie auch Anne Jacobi von der Rechtsabteilung ist er nämlich der Überzeugung, dass viele Oldesloer nicht wissen, was sie da unterschreiben. Das macht der Verwaltungs-Chef an einigen Punkten fest. So berichtet die Bürgerinitiative, dass für das Thermalbad ein jährlicher Zuschuss von bis zu einer Million Euro eingeplant werde. In der Vergangenheit seien 900 000 Euro genannt worden. Diese Zahl sei vom momentanen Zuschussbedarf des Hallenbades abgeleitet worden. Anne Jacobi: "Bislang war aber keine Zahl festgeschrieben." Das soll sich nun ändern. Kommenden Montag, 22. Mai, tagen die Stadtverordneten um 19.30 Uhr erneut in der Festhalle, um den Ausschreibungstext zu verabschieden. Dort heißt es jetzt, dass "derzeit 600 000 Euro" als Kostengrenze anzusehen sind. Diese Zahl sei in "intensiver Recherche" bei anderen Städten ermittelt worden, erklärte von Bary. Für Kämmerin Mandy Treetzen ist das ein ganz entscheidender Punkt: Die Stadt zahle deutlich weniger, bekomme aber wesentlich mehr, denn der Zuschuss für das Hallenbad beläuft sich momentan bereits auf 866 000 Euro. Gutachter gehen sogar davon aus, dass das Defizit auf 1,5 Millionen Euro ansteigen wird.

Wenn die Bürgerinitiative Erfolg hat, ist die Thermalbad-Diskussion für die nächsten zwei Jahre beendet. Mandy Treetzen ist überzeugt: "Dann fasst das Thema hier keiner mehr an." Das sei aber nicht mit einer Bestandsgarantie für die alte Halle gleich zu setzen. Das 30 Jahre alte Gebäude sei zwar nicht schlecht, "aber es hat Probleme", betont der Bürgermeister. Das Dach ist eine Fehlkonstruktion - so viel ist schon seit den 90er Jahren bekannt. Mittlerweile wurden auch Zugvorrichtungen eingebaut, aber ausgerechnet jetzt verweist der Bürgermeister darauf, dass im Hallenbad, ähnlich wie in der eingestürzten Eissporthalle in Bad Reichenhall Leimbinder verwendet worden seien. Bei der Stadt warte man noch auf ein abschließendes Gutachten aus Bayern, um Klarheit zu bekommen, wie es ums Schwimmbad-Dach steht.

Der Rechnungshof hatte bereits bemängelt, dass das Oldesloer Bad das unrentabelste im Land sei. Kürzere Öffnungszeiten und höhere Eintrittspreise wären die Folge. Selbst nach einem Umbau könne das Defizit nicht unter das Niveau des Thermalbads gesenkt werden. Auch dann, so die Expertenmeinung, sei ein kontinuierlicher Anstieg nicht zu vermeiden. Von Bary: "Wie lange sich die Stadt das leisten will, ist eine politische Entscheidung."

Von den Kritikern wird immer wieder die lange Vertragslaufzeit bemängelt. Sie befürchten, dass die Betreibergesellschaft pleite gehen und Oldesloe dann ohne Schwimmbad dastehen könnte. Diese Bedenken teilt man in der Verwaltung nicht, weil für solche Fälle vertraglich vorgesorgt werde. Mit der Ausschreibung werde die Grundlage gelegt, finanziell und fachlich kompetente Partner zu finden. Mandy Treetzen formuliert es ganz simpel: "Mit dem Teilnehmerwettbewerb trennen wir die Spreu vom Weizen."

Andreas Olbertz

Presse Therme Bad Oldesloe

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