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Aquadrom Bad Urach geschlossen - AlbThermen 2007 renoviert: Ein neuer dicker Brocken


Quelle: Reutlinger Generalanzeiger 27.11.2001

Aquadrom beschäftigt wieder die Richter

Verfahren um das Bad Uracher Spaßbad am Landgericht anhängig - Kritik an der Stadt wegen Gaspreis und Parkplatzproblemen

Von Emanuel K. Schürer

Bad Urach. (GEA) Das Bad Uracher Spaßbad Aquadrom ist derzeit zwar aus den Schlagzeilen raus, doch ist seine finanzielle Zukunft nach wie vor unklar. Zur Zeit ist nach Angaben des Geschäftsführers Karl-Heinrich Suppes vor dem Landgericht Tübingen ein Verfahren um die millionenschweren Grundschulden anhängig, das einer der GmbH-Gesellschafter des Bades angestrengt hat. Außerdem gibt es Querelen um die angemieteten Parkplätze des Bades im Kurzentrum. Suppes beklagt zudem zu geringe Unterstützung durch die Stadt. So zahle das Aquadrom zu hohe Gaspreise und werde wegen mangelnder Parkplätze mit Schließung bedroht.

"Die Konsolidierungsmaßnahmen greifen", stellt Karl-Heinrich Suppes fest. Seit das Spaßbad im Juni 2000 wegen einer angeblichen Insolvenz und der Querelen seiner GmbH-Gesellschafter und Kommanditisten in die Schlagzeilen geriet, ist Suppes ehrenamtlich Geschäftsführer. Inzwischen habe ein Unternehmensberater festgestellt, dass damals keine Insolvenz vorgelegen habe, so Suppes, der nach seinem regulären Arbeitstag nun regelmäßig seine Abende in dem Bad Uracher Freizeitbad verbringt.

Weniger Beschäftigte

Die Zahl der Beschäftigten lag laut Suppes und der Bilanz von 1998 noch bei durchschnittlich 40. Jetzt arbeiten gerade noch zehn bis 15 Mitarbeiter im Aquadrom. Das spare einige Kostren, so der Geschäftsführer. Es habe aber nur zwei Kündigungen gegeben, die restlichen Arbeitsplätze seien durch natürliche Fluktuation frei geworden. Außerdem sei die Gastronomie und die Saunabar seit geraumer Zeit nicht mehr unter der Regie des Aquadroms, sondern verpachtet. "Wir haben nur die laufenden Reparaturen gemacht, mehr können wir nicht", so Suppes. Immerhin habe sich der Schuldenstand in den lauen, besucherarmen Sommermonaten nicht erhöht, sei in den vergangenen eineinhalb Jahren sogar langsam abgebaut worden.

Hohe Gaspreise

Damals summierten sich die Schulden des Bades angeblich auf rund 500 000 Mark, jetzt liegen sie laut Suppes bei rund 350 000 Mark. "Ich hätte gern mehr zurückgezahlt, kann die Besucher aber auch nicht herzaubern." Im ersten Dreivierteljahr 2001 zählten die Bademeister rund 170 000 Gäste im Aquadrom.

Drei schlechte Monate machten dem Aquadrom das Leben schwer. Schönes Wetter im Mai, August und im "Jahrhundert-Oktober" machten "sämtliche Finanzplanungen zu Makulatur". Der Einnahmeausfall habe ihn etwas erschreckt, so Suppes.

Anders als beispielsweise das Fildorado bekomme das Aquadrom keine städtischen Zuschüsse, bedauert Suppes. Und während Stuttgart die Gaspreise für seine Großabnehmer um 25 bis 50 Prozent niedriger festlege als bei Privatkunden, berechneten die Bad Uracher Stadtwerke dem Aquadrom 93 Prozent des Privattarifs.

"Das ist natürlich schon kräftig. Wir sind hier in Urach einer der größten Gasabnehmer", so der Geschäftsführer. Unterstützung als eine der großen Attraktionen der Kurstadt erfährt das Aquadrom kaum. Erst vor kurzem sei ihm von städtischer Seite gedroht worden, dass dem Aquadrom Wasser und Gas abgedreht werde, weil es einen Monat mit seiner Stadtwerke-Rechnung in Rückstand geraten sei, so Suppes.

Recht gut abgesahnt

"Wir werden recht gut abgesahnt hier. Aus dem Bad holt jeder raus, was geht, zumindest ist das lange probiert worden", vermerkt Suppes bitter. Lange Zeit hätten auch die eigenen Angestellten die gesamte Verwandtschaft umsonst reingelassen, berichtet der Geschäftsführer. Städtische Angestellte, Ärzte und andere fragten zudem immer wieder nach Sonderpreisen.

Sonderpreise ganz anderer Art belasten wiederum das Spaßbad. Für die angemieteten Parkplätze im Kurgebiet muss die GmbH & Co.KG laut Suppes "mehr als doppelt so viel bezahlen wie für einen Parkplatz im Parkhaus Innenstadt". Nach erfolglosen Verhandlungen mit dem Eigentümer habe er nun den Vertrag wegen Sittenwidrigkeit zum Jahresende gekündigt, so Suppes. Prompt habe ihm daraufhin die Stadt angekündigt, dem Aquadrom eventuell die Betriebserlaubnis zu entziehen, wenn es die fehlenden Parkplätze nicht mehr nachweisen könne.

Kampf um Parkplatz

Gleichzeitig, so der Bade-Manager, werde ihm verboten, die teuer angemieteten Parkplätze so abzusperren, dass sie tatsächlich nur von Badegästen genützt werden können. Angestellte und Gäste der umliegenden Betriebe parkten deshalb ebenfalls hier. Suppes: "Morgens vor Öffnung des Bades sind schon 30 Prozent belegt, am Wochenende sogar die Hälfte." Suppes rechnet sich bei einem Prozess gegen den Parkplatzvermieter gute Chancen aus.

Ein ganz anderer, womöglich folgenreicherer Prozess um die Grundschulden und Grundschuldbriefe des Bades ist derweil am Landgericht Tübingen anhängig. Der Inhaber der Grundschuldbriefe habe das Aquadrom auf Zahlung eines Teils der Grundschulden verklagt. "Er will einen Schuldtitel, damit er das Bad zumachen kann", vermutet Suppes. Das Bad habe dem Kläger die für die Briefe einst gezahlten 200 000 Mark plus Zinsen und Kostenerstattung angeboten. Der Mann fordere aber die gesamten 5,7 Millionen Mark, die als Grundschulden eingetragen sind.

Prozess im Frühjahr

Für vergangene Woche war ein Verhandlungstermin angesetzt, der aber wieder verschoben wurde, weil ein weiterer Schriftsatz des Grundschuldbrief-Inhabers eingereicht wurde, so Suppes. Daraufhin sei die Sache von der zweiten an die fünfte Kammer abgegeben worden. Nun werde wohl erst im Frühjahr verhandelt


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