Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Spaßbad Herzogenrath

Presse Spaßbad Herzogenrath


Quelle: Aachener Zeitung

Kommentiert: Neue Untiefen meiden

Was ist schon die ein oder andere Million auf dem Bädersektor? Eben: schnell versickert. Jüngstes Beispiel ganz in der Nähe: Die Aachener Carolus-Therme, deren Bau mit ganzen 15 (!) Millionen Mark höher zu Buche schlägt als die einst veranschlagten 61,5 Millionen. Natürlich sollen hier nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden.

Dennoch war es am Dienstagabend im Herzogenrather Ratssaal ganz ruhig geworden, nachdem zwei Planungsbüros ihre wahrlich nicht auf sensationelle Freizeit-Events ausgerichteten Sanierungskonzepte für das Merksteiner Freibad vorgetragen hatten. Summa summarum runde fünf Millionen Mark standen jeweils unter dem Strich auf der Rechnung. Ob nun Badbefürworter oder per Bürgerentscheid mit der Sanierung beauftragte Mehrheitspolitiker - jetzt sitzen alle in einem Boot. Doch schon spalten sich die Lager wieder.

Die Grünen wollen zur Kostendeckung einen Teil des Bädergrundstücks als Bauland vermarkten. Das stößt auf Kritik der SPD. Die wiederum will die Interessengemeinschaft der Bürger am Planungsprozess beteiligen. Was - kein Wunder - den Protest der CDU-Grünen-Kooperation hervorruft. Denn die will strikt auf Sparkurs schippern und mit geringsten Mitteln allenfalls das Bestehende hygienetechnisch runderneuern - frei nach dem Motto: "Die Bürger wollten das Bad doch in der Form erhalten, wie es ist, oder nicht? . . ."

Doch welche Baderatte soll in Zeiten von Strömungskanälen, markanten Felsenlandschaften, Turbo-Rutschen und Sprudelliegen durch ein Schwimmbecken mit maulwurfhügeliger Liegewiese hinter dem Ofen hervorgelockt werden?

Klar, der Kämmerer in Herzogenrath hat mit Recht das Sparschwein aufgestellt. Doch mit Verlaub - eine Billiglösung ist bekanntlich nicht immer die günstigste. Denn Kostendämpfung bedeutet auch, das Betriebsdefizit eines Bades so gering wie möglich zu halten - indem man versucht, die Einnahmen zu erhöhen.

Um aber einen Freibadstandort Merkstein wieder aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und ins Bewusstsein der badenden Bevölkerung zu rücken, müsste schon mehr geboten werden als Wettkampfbahnen, Tischtennisplatten und ein Umkleidetrakt mit dem Charme einer Garagenanlage. Hier gilt es, das finanziell Machbare sorgfältig auszuloten und einzusetzen. Damit das gemeinsame Boot nicht in neue Untiefen gerät, sollten die Insassen schon alle im Takt rudern.

Beatrix Oprée, 25.04.2001