Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

St. Kanzian Kristallbad

Quelle: derStandard.at 07. Oktober 2003

Aus für "Kristallbad" am Klopeiner See

"Undurchsichtige Finanzierung" stoppt vorerst das Thermenprojekt in Kärnten

Klagenfurt - Nix wird's vorerst mit dem "Thermenland Kärnten". Der deutsche Bäderbetreiber Heinz Steinhart zieht sich nicht nur aus dem Pilotprojekt "Kristallbad" am Klopeiner See, sondern gleich zur Gänze aus dem "Kommödienstadl" Kärnten zurück.

Das gab der umworbene Unternehmer am Donnerstag bekannt. Die Idee, Kärnten zur "Nummer eins" im österreichischen Wellness- und Thermentourismus zu machen, war gemeinsam mit Kärntens Wirtschaftslandesrat Karl Pfeifenberger ausgeheckt worden.

Die "Stein GmbH" stellte dabei in Aussicht, drei Kurbäder der Luxusklasse an den Gestaden des Wörthersees, Ossiacher Sees und des Klopeiner Sees zu errichten.

Investitionen

Doch schon das erste Projekt, das "Kristallbad" in Sankt Kanzian am Klopeiner See scheiterte im ersten Anlauf. "Wegen undurchsichtiger Finanzierung" wie Bürgermeister Thomas Krainz (SP) gegenüber dem STANDARD anmerkte. 18 Millionen Euro hätten in das Startprojekt investikert werden sollen.

Die neue Thermen-Gemeinde Sankt Kanzian hätte natürlich das Ihrige zu diesem Vorhaben beitragen sollen - im beinharten Standortwettbewerb ja kein unübliches Verlangen. So begehrte Heinz Steinhart für die Thermen-Oase das gemeindeeigene Seegrundstück am Nordufer, eines der letzten Filetstücke am Klopeiner See.

Gemeindebeteiligung ohne Projektunterlagen

Doch damit nicht genug, die unternehmerische Begehrlichkeit aus Deutschland reichte weiter: Die Gemeinde sollte sich auch mit acht Millionen Euro am Ganzjahresprojekt beteiligen.

Das war dem St. Kanzianer Bürgermeister (SP) denn doch entschieden zu viel: "Wir hätten dazu ja einen Kredit aufnehmen müssen, an dem wir 25 Jahre lang zurückgezahlt hätten."

Mehr als "eigentümlich" dünkte das Oberhaupt der bekannten Kärntner Fremdenverkehrsgemeinde jedoch die "seltsame Vorgangsweise" des deutschen Investors. "Es gab nicht einmal Projektunterlagen, nur ein paar knappe Zeilen, was das Ganze kostet und einen kopierten Plan mit einem deutschen Bädermodell. Ohne Bankgarantie und Einsicht in die Errichtergesellschaft kann niemand zusagen."

Ebenso hinterfragenswert mutete dem Bürgermeister an, dass Steinhart bereits wegen groß angelegten Anlagebetrugs in Deutschland im Gefängnis gesessen sei. Seinen Anteil hätte Steinhart übrigens ebenfalls per Kreditfinanzierung aufgebracht. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD Printausgabe 3.10.2003)