Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Stein Palm Beach

Presse Palm Beach in Stein


Nürnberger Zeitung 15.06.2002

Das vom Konkurs bedrohte "Palm Beach" in Stein scheint gerettet

Einigung im Schnellverfahren

Steinhart zahlt Mitgesellschaftern Abfindungen - Visionen von der Kurstadt Stein

STEIN (NZ). - Das vom Konkurs bedrohte Freizeitbad Palm Beach in Stein (Kreis Fürth) scheint gerettet. Gestern Nachmittag wurden die Verträge unterzeichnet, mit denen die Höhe der Abfindungen für die Mitgesellschafter Hannelore H. und Günter E. festgeschrieben wurde.

Die beiden neuen Geschäftsführer der Bäder GmbH Stein, die sich über die Bedingungen einer Übergabe ihrer Geschäftsanteile in heftige Kontroversen mit dem von ihnen abgesetzten langjährigen Geschäftsführer Heinz Steinhart verstrickt hatten, verlassen das Unternehmen.

Die schnelle Einigung zwischen Steinhart und seinen Mitgesellschaftern kam überraschend. Erst vor wenigen Tagen hatte Steinharts Rechtsbeistand Frank Löffler ein neues reduziertes Angebot für Hannelore H. vorgelegt, gleichzeitig aber bedauert, dass man noch keine Möglichkeit sehe, den weitaus höheren Forderungen von Günter E. auch nur annähernd zu entsprechen. Steinhart gestern zur NZ: "Die Forderungen waren auf den Bedarf der beiden abgestimmt, aber nicht auf den Wert des Unternehmens." Auch Günter E. habe sich jetzt wie Hannelore H. "für die Realitäten entschieden".

Die beiden Geschäftsführer und ihr Anwalt Herbert Ballasch waren offensichtlich in Zugzwang geraten. Ein erster Pfändungsversuch im Palm Beach war abgebrochen worden. Danach hatte Ballasch vergeblich versucht, die Pfändung über eine einstweilige Anordnung zu verhindern. Steinhart: "Wir hätten am Donnerstag bereits pfänden können." Um den nächsten für gestern Nachmittag eingeplanten Pfändungstermin noch abbiegen zu können, einigte man sich offensichtlich im Schnellverfahren auf die lange strittigen Konditionen der Anteilsübergabe. Zu seiner Genugtuung konnte Steinhart erreichen, dass bei der Kaufpreisbemessung auch ein "bescheidenes Schmerzensgeld" für ihn abgezogen wurde.

Steinhart setzt für die Zukunft des Palm-Beach-Freizeitbades auf einen Generationenwechsel. Er will die Geschäftsführung des Unternehmens seinen beiden Söhnen übertragen, die heute schon Freizeitbäder in Weinheim und Köln betreiben. In einer kurzfristig anberaumten Mitgliederversammlung will Steinhart Einzelheiten bekannt geben. Entlassungen wird es, wie er gestern versicherte, nicht geben. Steinhart: "Es ändert sich gar nichts."

Durch eine Kapitalaufstockung sollen sämtliche kurzfristigen Verbindlichkeiten bereinigt werden, kündigte er gegenüber der NZ an. Die Abfindungen an Hannelore H. und Günter E. würden das Palm Beach "nicht belasten". Steinhart: "Die werden außerhalb des Unternehmens bezahlt."

Steins Bürgermeister Bernhard Gottbehüt, der auch während der Palm-Beach-Querelen "zumindest nicht pessimistisch" war, kann jetzt seine Visionen von der künftigen Kurstadt Stein mit neuem Schwung weiterverfolgen. Die "Kur der Zukunft" schwebt ihm vor: Weil die Kassen stationäre Kuren kaum mehr bezahlen könnten, würde ein Kurzentrum Stein, das ganz auf ambulante Kuren angelegt sein würde, sichere Gewinne garantieren, glaubt er. Palm Beach, das Spaßbad mit dem neuen Konzept, das Steinhart immerhin auf 700 000 Besucher im Jahr gebracht hat, spült ohnehin schon ein Drittel des Steiner Gewerbesteueraufkommens in die Stadtkassen.

Dietmar Wittmann

© NÜRNBERGER ZEITUNG


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