Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Stein Palm Beach

Presse Palm Beach in Stein


Nürnberger Zeitung 12.06.2002

Tageseinnahmen gepfändet, Insolvenzantrag gestellt - das Freizeitbad "Palm Beach" in Stein steht möglicherweise vor dem Ende

Ein Wirtschaftskrimi um Rache, Gier und viel Geld

Von unserem Redaktionsmitglied Dietmar Wittmann

STEIN (NZ). - "Mitten in einem Wirtschaftskrimi" fühlt sich der ehemalige Geschäftsführer der Bäder GmbH Stein, Heinz Steinhart (58), und er macht, wortgewaltig wie ein Top-Verkäufer, keinen Hehl daraus, dass er sich dabei in der Hauptrolle mit Aussicht auf ein Happy End sieht.

Ein "offenes Rennen" sei es bisher, beschreibt er den erbitterten Streit zwischen ihm und zwei Mitgesellschaftern, bei dem es um enttäuschte Erwartungen, Rachegefühle, Gier und viel Geld geht. Siegeszuversicht gehört dennoch zu Lebenseinstellung und Taktik des umtriebigen Metzgerssohns und ehemaligen Freistilringers aus Pforzheim, der in seiner Vergangenheit mit allerlei Rückschlägen umzugehen gelernt hat.

Schiffbruch erlitten

Offen bekennt sich der Ex-Bankier zu den rund viereinhalb Jahren Gefängnis, die er zwischen 1989 und 1993 absitzen musste, weil seine Vision, Deutschland mit einer Kette von "Aquadromen" zu überziehen, Schiffbruch erlitten hatte. Steinhart hatte Anleger-Millionen für riskante Immobilienfonds gesammelt, mit denen die se Spassbäder finanziert werden sollten. Der Richter schätzte den Schaden für die Anleger damals auf rund 200 Millionen DM.

Während seinen Mitarbeitern die Anspannung anzumerken ist (eine Betriebsrätin sagt beschwörend: "Wichtig ist jetzt, dass es weiter geht und die Arbeitsplätze erhalten bleiben"), raucht Steinhart - wie immer - Kette in seinem Büro in der Steiner Finanzakademie und blättert gewohnt hektisch in Aktenordnern: "Mich sehen Sie sehr gelassen", versichert er.

In der Auseinandersetzung um den drohenden Konkurs des beliebten Palm Beach-Freizeitbades in Stein hat jetzt die heiße Phase begonnen. Das Freizeitzentrum Miramar im hessischen Weinheim, das Markus Steinhart, dem Sohn des abgesetzten Palm Beach-Geschäftsführers und dessen Frau gehört, stellte den entscheidenden Insolvenzantrag. Gestern nachmittag machte sich die Fürther Gerichtsvollzieherin Marion Lang in Polizeibegleitung zur Kassenpfändung ins Freizeitbad Palm Beach auf. Auch ein Antrag auf Durchsuchung der Geschäftsräume war vorsorglich gestellt worden.

Am Abend zuvor hatte sich der Steiner Bürgermeister Bernhard Gottbehüt mit den neuen Geschäftsführern des Bades, Hannelore H. und Günter E., ihrem Anwalt Herbert Ballasch und Palm-Beach-Betriebsräten zu einem Krisengespräch getroffen.

Bürgermeister Gottbehüt hofft, das es "keine echte Insolvenz" ist, die sich da um den Publikumsmagneten Palm Beach herum anbahnt, sondern "eher eine Missstimmung zwischen den Gesellschaftern". Doch ernster ist es mit Sicherheit: Am 14. Mai dieses Jahres setzten Hannelore H. und Günter E. den bisherigen Geschäftsführer Steinhart mit ihrer Anteilsmehrheit von jeweils 34 000 DM ab und verweigerten der Gläubigerbank die Tageseinnahmen von inzwischen weit mehr als einer halben Million Euro.

"Weit über eine Million DM", behauptet Steinhart heute, hätten die Mitgesellschafter zudem mit unbekanntem Ziel aus dem Unternehmen abgezogen. Der eigentliche Grund für die Querelen dürften Streitigkeiten über die Höhe einer Abfindung für Hannelore H. und Günter E. bei einer Übernahme ihrer Geschäftsanteile durch Steinhart sein. Dieser fühlte sich nach einem ersten Angebot "erpresst" und kündigte an: "Jetzt geht der Kampf los".

Die Firma Miramar hatte der Bäder GmbH Stein mit einem Darlehen in Höhe von 1,296 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Nach dem Rauswurf Steinharts aus der Geschäftsführung wurde das Darlehen durch seinen Sohn gekündigt. Weil die neuen Geschäftsführer bisher nicht zahlten, erfolgte der Insolvenzantrag.

Daneben kam eine Welle von anderen Rückforderungen in Bewegung. Nach Auskunft des Erfurter Rechtsanwaltes Frank Löffler, der Steinhart juristisch vertritt, hat die Finanzakademie Stein, Mitgesellschafterin in der Bäder GmbH, einen Geld-Titel über zwei Millionen Euro zur Vollstreckung vorgelegt. Die Hausbank besteht auf die Rückzahlung von rund vier Millionen Euro Verbindlichkeiten und rund 250 000 Euro für Zins und Tilgung. Alle Bäder, an denen Steinhart beteiligt ist, haben inzwischen ebenfalls Darlehen in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro gekündigt, die sie der Bäder GmbH Stein gewährt hatten.

Zwangsversteigerung droht

Anwalt Löffler sieht jetzt mehrere Möglichkeiten: Entweder es kommt zu einem Insolvenzverfahren oder einer Zwangsversteigerung, die nach seiner Beurteilung bei langer Dauer "hochgradig gefährlich" für das Unternehmen sein könnten. Oder Hannelore H. und ihr Mitgesellschafter Günter E. treten als Gesellschafter aus. "Dann ist das Bad zu retten", glaubt Löffler, "dann wird es Steinhart auf jeden Fall schaffen".

Der Experte für Gesellschaftsrecht prophezeit: Sollten die Verhältnisse in Palm Beach "wieder geordnet" sein, könnten die fällig gestellten Darlehen gestundet werden.

Auch in Stein rechnet man offensichtlich weiter mit dem bibelfesten Unternehmer. Im Falle des vertraglich gesicherten Rückfalls der Anlage an die Stadt würde Bürgermeister Gottbehüt Palm Beach einem "kompetenten Betreiber" geben. Wen er damit meint, ist klar: "Steinhart", sagt er deutlich, "hat alles gehalten, was er versprochen hat".

© NÜRNBERGER ZEITUNG


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