Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Uetersen Kristallbad

Quelle: abendblatt.de 15. Oktober 2005

Uetersens Traum vom Kristallbad zerplatzt

Von Michael Rahn

Uetersen - Das Angebot klang verlockend: Die süddeutsche Kristallbäder-Gruppe übernimmt die Regie des städtischen Hallenbads, entwickelt dafür ein eigenständiges Konzept mit "Rosenduft im Rosenbad" und läßt sich vom bundesweit aktiven Bäderausrüster, den als Aktiengesellschaft ausgewiesenen Mannheimer Verkehrs- und Versorgungsbetrieben, beliefern.

Doch die Rechnung scheint nicht aufzugehen, jedenfalls nicht im Sinne der Stadt. Bürgermeister Wolfgang Wiech hat mit der Verwaltung eine Wirtschaftlichkeitsberechnung erarbeitet. Das Ergebnis: Statt knapp 600 000 Euro Minus pro Jahr trägt die Stadt dann 800 000 Euro. Selbst wenn es gelingen sollte, einen speziellen Vertrag zu schließen, der die Betreiber vom Kreditdienst entlastet, bleibt immer noch ein Vorteil bei eigenem Betrieb in Höhe von 30 000 Euro.

Deshalb empfiehlt die Verwaltung den Kommunalpolitikern, das Konzept von Kristallbädergruppe und MVV nicht weiter zu verfolgen. Statt dessen solle sich die Stadt langfristig für den Erhalt der Frenzel-Schwimmhalle stark machen.

Wenn im Fachausschuß und in der Ratsversammlung den Vorschlägen entsprochen wird, will die Verwaltung schnell geeignete Sanierungsvorschläge vorlegen. Gleichzeitig könnte auch ein Konzept erarbeitet werden, wie der laufende Betrieb verbessert werden kann, damit die Betriebskosten dauerhaft sinken.

Auf Grund zahlreicher kritischer Berichte über Kristallbad-Projekte, die übers Internet verbreitet werden, war die Euphorie in Uetersen schnell verpufft. Auch bei einem persönlichen Gespräch mit den Verantwortlichen der beiden Unternehmen konnten Unsicherheiten nicht ausgeräumt werden.

Bürgermeister Wolfgang Wiech erläutert: "Bei der Vorstellung des Konzeptes haben die Investoren zugesagt, kurzfristig Referenzen über bereits bestehende Sanierungs- und Betreiberkonzepte in anderen Kommunen vorzulegen." Bislang sei dafür keine Post im Rathaus eingegangen. Der Bürgermeister moniert: "Ungeklärt ist ebenfalls noch das Risiko für die Stadt bei möglicher Insolvenz oder wirtschaftlichem Engpaß der Betreibergesellschaft." Denn für Uetersen wollten die beiden Unternehmen eine neue Gesellschaft gründen - um das eigene Risiko zu minimieren.

erschienen am 15. Oktober 2005