Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Spaßbad Samoa Warnemünde

Presse Spaßbad Samoa in Warnemünde


Ostsee-Zeitung 25. 01. 2001

Schwarzarbeiter tummelten sich im Badeparadies

Zoll kontrollierte Spaßbad-Baustelle

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf gestern die Firmen auf der Großbaustelle des Spaßbades die Kontrolle des Zolls. Neben Ordnungswidrigkeiten wurden dort auch illegal Beschäftigte festgestellt.

Warnemünde (OZ) "Ich habe keine Papiere, die hat alle der Chef", sagt ein Arbeiter schwerfällig in gebrochenem Deutsch. Der Zollbeamte notiert und gleich wird man wissen, ob der Chef wirklich die Papiere des Mannes hat.

Der Großeinsatz von Zoll und Arbeitsamt begann gestern Punkt zehn Uhr. In zivilen Fahrzeugen, nur das Blaulicht deutete auf den Ernst der Lage hin, rollten die Beamten vor die Großbaustelle des Erlebnisbades. Als erste Maßnahme wurden die Ein- und Ausfahrten der Baustelle besetzt, dann begannen die 50 Zöllner die Papiere der Bauleute zu kontrollieren.

Der auf der Baustelle anwesende Architekt und auch der Bauleiter waren von der Aktion völlig überrascht worden. Sie gaben sich aber gelassen, denn wer auf ihrer Baustelle arbeitet, dafür seien allein die Subunternehmen verantwortlich, die einen bestimmten Auftrag übernehmen. Zurzeit sind allein über 200 Handwerker im und um den riesigen Gebäudekomplex beschäftigt. Ob am Ende der Großrazzia wirklich alle in den weitläufigen Hallen, Fluren und den unzähligen Technikräumen kontrolliert worden sind, bleibt ungewiss. Doch die Kontroll-Quote war hoch: 200 Arbeitnehmer wurden gestern überprüft.

Während die Beamten des Zolls schauten, ob es auf der Baustelle illegal Beschäftigte gibt, wollten die Mitarbeiter des Arbeitsamtes wissen, ob auf der Baustelle Leute arbeiten, die auch über das Arbeitsamt Leistungen beziehen.

"Jede dort überprüfte Person wird mit den Daten des Arbeitsamtes abgeglichen und dann wissen wir, ob es einen Leistungsmissbrauch gibt", erläutert Dr. Birgit Kähler vom Arbeitsamt Rostock.

Den Hut, oder besser den Bauhelm, hatte bei dieser Razzia der Zoll auf. Das Hauptzollamt Schwerin und dort die Prüfungsgruppe zur Bekämpfung illegaler Beschäftigung war für den Einsatz verantwortlich. Die Beamten stellten gestern sechs Ordnungswidrigkeiten fest, registrierten fünf Fälle von tarifwidriger Entlohnung und leiteten zwei Strafverfahren wegen des illegalen Aufenthaltes in Deutschland ein. In einem Fall besteht der Verdacht der illegalen Arbeitnehmerüberlassung. "Manches wird erst deutlich werden, wenn wir die Bücher der betroffenen Firmen in den nächste Tagen überprüfen", sagte Frank Markau vom Hauptzollamt Schwerin.

THOMAS STERNBERG