Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Ferienpark Greetland

Presse Ferienpark Greetland


Quelle: Emder Zeitung 24.11.2009

"Greetland": Kirche fordert Schutz für Gottes Schöpfung

Greetsiel. Die Kirchengemeinde Greetsiel hat in einer offenen Stellungnahme ihre Bedenken gegen den geplanten Ferienpark "Greetland" geäußert und sich gegen das Projekt ausgesprochen. Anlass seien die laut Verfassungsgrundsatz der reformierten Kirche zu schützende "Würde jedes einzelnen Menschen", sowie die "Wege der Gerechtigkeit, des Friedens und der Bewahrung der Schöpfung", teilt Pastor Gebhard Vischer mit. In der Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung müsse die Auswirkung auf das "Schutzgut Mensch" und das "Schutzgut Landschaftsbild" näher beleuchtet werden.

"Schutzgut Mensch"

Durch den Ferienpark würden Arbeitsplätze geschaffen. Jeder Arbeitsplatz sei zu begrüßen, solange er nicht an anderer Stelle entfalle. Zu beachten seien auch Auswirkungen auf die einheimische Bevölkerung, so Vischer. Mit keinem Wort werde beispielsweise die Belastung der in Greetsiel lebenden Menschen erwähnt. Ihr Lebensraum werde durch "die enorme Steigerung der Bettenkapazität und des damit verbundenen Verkehrsaufkommen" eingeschränkt. Gemeint sei nicht nur der Auto-Verkehr, sondern auch Personen-Verkehr im engen Ortskern.

Auf 1500 Einwohner kämen zur Zeit 52 811 Gäste bei 96 334 übernachtungen, die Verweildauer betrage zwischen fünf und sechs Tage. Auf einen Krummhörner kämen 35 Gäste. "Bei 1000 zusätzlichen Gästebetten wird sich das Verhältnis deutlich verschlechtern. Dass die Auswirkungen auf Leben und Umfeld des "Schutzgutes Mensch" bei dieser Dimension nicht geprüft und bewertet wurden, ist nicht akzeptabel", schreibt Vischer.

Besonders ältere Menschen litten durch den Massentourismus, trauten sich in der Hauptsaison nicht mehr auf die Straße, beobachtet der Pastor. Der Weg zum Supermarkt durch das Dorf sei daher kaum zu bewältigen. "Die Intimsphäre der im Ort lebenden Menschen ist schon jetzt stark eingeschränkt, weil viele Gäste keine Rücksicht auf Privaträume und Gepflogenheiten der Besuchten nehmen." Beerdigungszüge würden sogar von Videokameras begleitet.

Auch das Müllproblem werde wachsen: Die Gemeinde Krummhörn nehme schon jetzt keine Müllbeseitigung vor, sanitäre Anlagen für die Gäste seien unzureichend, stellt Vischer fest. "Es ist gar nicht auszudenken, wie sich die Steigerung der Besucherzahlen auf Hygiene und Sauberkeit auswirken wird. Der Lärmpegel in den engen Gassen, die Störung der Nachtruhe findet keine Berücksichtigung, obwohl der Mensch hier Anspruch auf Schutz hat."

Landschaftsbild

Vischer verweist weiter auf Formulierungen in der Bauleitplanung, in der von Auswirkungen "deutlicher überformung des typischen Landschaftsbildes" die Rede sei, weil "landschaftsuntypisch hohe Gebäude geplant sind". Wenn diese Eingriffe "nur unvollständig" kompensiert werden könnten, gibt Vischer die Auffassung des Kirchenrats wieder, müsse von solcher Planung Abstand genommen werden.

Den Tourismus sieht das Kirchengremium in Gefahr: Das Landschaftsbild der Krummhörn, das Ortsbild von Greetsiel und saubere ziehe Urlauber an. Stammgäste wollten nicht mehr kommen, wenn der Massentourismus solche Steigerungsraten erfahre und das Landschaftsbild "durch untypische und völlig überdimensionierte Gebäude verunstaltet" werde. "Dreieinhalb geschossige Speicherhäuser mögen in Hamburg passend sein, hier sind sie es nicht."

Prägende Orientierungspunkte in der Landschaft seien die Kirchen, von denen einige nicht von ungefähr sogar als Seezeichen dienen. "über viele Jahrhunderte gaben sie den Menschen nicht nur inneren Halt und Orientierung, ihre Verbundenheit wurde auch äußerlich dokumentiert als prägendes Element des Landschaftsbildes. Immer noch kann man von Kirchspiel zu Kirchspiel sehen."

Nicht nachvollziehbar sei es, dass die Planer selbst von einer "erheblichen Beeinträchtigung" durch "Entstehen überproportionaler, nicht landschaftlich angepasster Bauwerke" sprächen, aber zu der Bewertung kämen, diese sei nur "mittel" relevant. Vischer stellt deshalb fest: "Das Projekt Greetland in der jetzt geplanten Größenordnung stört und zerstört eine historische Landschaftskultur, die noch ganz besonders ist und sich damit als Kulturerbe sehr gut mit dem Weltnaturerbe Wattenmeer verträgt."

ggm/red

Veröffentlicht am 24.11.2009.


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