Ferienresorts, Erlebnisbäder, Einkaufszentren - eine Millionen-Abzocke?

Oase Güstrow (Planung: Uwe Deyle)

Presse Oase Güstrow (Planung: Uwe Deyle, Stuttgart)


SVZ-Online 10.03.01 (?)

Oase im Minus - was heißt das?

FIG-Geschäftsführer Michaelis: Risiko ja, aber auch Optimismus

Güstrow Bis heute liegt der von einem Wirtschaftsprüfer erarbeitete Jahresabschluss 1999 der Freizeit- und Immobiliengesellschaft (FIG) Güstrow zur Einsichtnahme öffentlich aus. Er weist einen Jahresfehlbetrag von über 553 500 Mark aus. SVZ sprach mit Geschäftsführer Uwe Michaelis.

Herr Michaelis, 1999 war das Bad doch noch gar nicht in Betrieb. Dennoch dieses Defizit?

Uwe Michaelis: Die ursprüngliche Planung ging davon aus, das Bad im September 1999 zu öffnen. Durch die späte Zuweisung der Fördermittel verzögerte sich dieser Termin auf August 2000. Wir mussten aber Bereitstellungszinsen zahlen und eine Zwischenfinanzierung des Vorhabens bei den Stadtwerken sichern. Allein 270 000 Mark wurden für Zinsen aufgebracht. Der zweite Posten ergab sich aus Rechts-, Beratungs- und Prüfungskosten, die sich im Nachhinein als nicht förderfähig erwiesen und zu den Betriebskosten gerechnet werden mussten.

Der Landesrechnungshof sieht sich nach dem Bericht in seinen Zweifeln bestätigt, ob "die Gesellschaft ... die Mittel für die Bedienung der aufgenommenen Kredite wird nachhaltig erwirtschaften können".

Uwe Michaelis: Der Landesrechnungshof geht auch unverändert von dem Gutachten des Hamburger Unternehmens Wenzel & Partner aus, das für das Güstrower Spaßbad 450 Besucher pro Tag und 160 000 im Jahr ansetzt und meint, dass das von einem Mittelzentrum nicht gebracht werden kann. Unstrittig ist, dass das Betreiben eines Spaßbades natürlich Risiken birgt. Wir stützen uns in unseren Berechnungen dennoch auf optimistischere Zahlen.

Und wie sind die tatsächlichen Zahlen nach einem halben Jahr Badebetrieb?

Uwe Michaelis: Bisher haben wir etwa 140 000 Besucher erreicht und liegen bei einem Tagesdurchschnitt von etwa 700. Besonders die Februar-Ferien haben das Ergebnis nach oben gedrückt. Wenn wir Hochrechnungen anstellen, können wir in einem Jahr auf über 200 000 Besucher kommen. Ein Fragezeichen steht aber beim Sommer.

In der Einschätzung des Wirtschaftsprüfers wird die Stadt an ihre Patronatserklärung erinnert. Was hat es damit auf sich?

Uwe Michaelis: Das berührt eigentlich ein aktuelles Thema. In der Patronatserklärung sagt die Stadt zu, dass sie so lange keine Anteile der Güstrower Stadtwerke, die ja unsere Mutter-Gesellschaft ist, veräußern wird, wie die FIG noch Kredite aus dem Spaßbad zu tilgen hat. Die Erklärung dient also eher als Sicherheit für die Bank.

Sind die neuen Spaßbäder in Wismar und Warnemünde Konkurrenten?

Uwe Michaelis: Natürlich und inzwischen spricht man von flächendeckenden Spaßbädern im Land. Dennoch meinen wir, dass wir ein Bad in der Region brauchen. Unser Ziel muss darin bestehen, Nischen zu finden. Z. B. hat Warnemünde kein 25-Meter-Becken. Wir sind an einer Zusammenarbeit mit Schulen, Sportvereinen oder Seniorengruppen interessiert. Hinzu kommt ein kulturelles Angebot, mit dem das Güstrower Spaßbad im Gespräch bleiben soll.

Gespräch: Christian Menzel

Presse Oase Güstrow