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Oase Güstrow (Planung: Uwe Deyle)

Presse Oase Güstrow (Planung: Uwe Deyle, Stuttgart)


Schweriner Volkszeitung 08.06.2002

Schwierig, aber beherrschbar

SVZ-sprach mit dem neuen kaufmännischen Stadtwerke-Geschäftsführer, Hans Köhler

Güstrow Neuer kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Güstrow ist Hans Köhler. Bei seiner Bewerbung wusste er nicht von der schwierigen Situation des Unternehmens. Inzwischen ist er natürlich informiert und schätzt die Lage als beherrschbar ein. SVZ sprach gestern mit Hans Köhler.

SVZ: Warum haben Sie sich um diesen schweren Job beworben?

Hans Köhler: Meine Tätigkeit bei Eurawasser ging zu Ende, weil der Thyssen-Krupp-Konzern seine Anteile verkauft hat. Ich wollte aber gern in Mecklenburg-Vorpommern und im Versorgungsbereich bleiben, wo ich die letzten neun Jahre gearbeitet habe. Deshalb habe ich mich um diese Stelle beworben. Aber eigentlich war es ein Zufall, dass ich darauf aufmerksam geworden bin.

SVZ: Kannten Sie die Querelen der Stadtwerke?

Hans Köhler: Als ich meine Bewerbung losgeschickt habe, kannte ich sie nicht. Das änderte sich natürlich im Laufe der Gespräche. Da war für mich schon klar, dass es eine relativ schwierige Position ist. Aber ich hatte den Eindruck, dass es eine beherrschbare Stelle ist.

SVZ: Wie ist die wirtschaftliche Situation der Stadtwerke?

Hans Köhler: In ihrem Kerngeschäft ist sie gut. Sie wird auch durch die Restrukturierungsmaßnahmen noch besser werden und mittelfristig ist es ein durchaus ertragreiches Unternehmen, das auch im Wettbewerb standhalten kann. Das Problem der Stadtwerke ist das Spaßbad Oase, welches sie für die Stadt mitführt und daher von den Ergebnissen belastet wird, die bei den ursprünglichen Planungen, soweit ich das einschätzen kann, nicht gesehen wurden. Heute weiß man aber, dass dieses Spaßbad wie andere auch kaum unter betriebswirtschaftlichen Bedingungen wirtschaftlich zu betreiben ist.

SVZ: Was werden Sie tun?

Hans Köhler: Man kann noch einmal versuchen, Kosten zu optimieren, im Sinne einer Quersubventionierung durch andere, ertragreiche Sparten, wenn man das Bad im Unternehmen behält. Natürlich könnte es auch die Stadt übernehmen, aber betriebswirtschaftlich wäre das ungünstig.

SVZ: Informieren Sie bitte unsere Leser über den Stand des Konsolidierungskonzepts.

Hans Köhler: Es beruht auf einem sozial verträglichen Personalabbau. Die Stadtwerke werden mit einem Bestand von 100 Personen in die Zukunft gehen. Zusätzlich sind alle Abteilungen und Funktionen neu strukturiert worden.

SVZ: Der Personalabbau hat für viel Wirbel gesorgt. Tenor: Es ist der falsche Weg. Wie sehen Sie das?

Hans Köhler: Ein Unternehmen wie die Stadtwerke ist immer sehr stark von Fixkosten geprägt. Personalkosten sind ein Teil, die man mittelfristig zumindest reduzieren kann. Wenn man sieht, dass man zu viel Mitarbeiter für die Aufgaben an Bord hat, muss man hierdurch Kosten senken. Andere Möglichkeiten gibt es mittelfristig nicht.

SVZ: Die Verwaltung hat am Donnerstagabend im nichtöffentlichen Teil der Stadtvertretersitzung eine Vorlage zurückgezogen, in der es um einen "starken Partner" , sprich den Verkauf von Anteilen, für die Stadtwerke gehen sollte. Die Stadtvertreter sehen (noch) keinen Bedarf, obwohl die Oase zurzeit jährlich ein Minus von rund 1,25 Millionen Euro einfährt. Konkret: Wird solch ein Beschluss damit nicht nur aufgeschoben?

Hans Köhler: Der Gedanke einer Teilprivatisierung ist immer ein möglicher Schritt, den man prüfen kann. Aber man muss den richtigen Zeitpunkt wählen. Der derzeitige ist es nicht. Kein privater Partner wird in ein Unternehmen investieren, das sich in einer noch schwierigen Situation befindet und so wie heute mit der Oase belastet ist. Es ist also durchaus sinnvoll, diese Sache erst einmal zurückzustellen, die Konsolidierungs- und Optimierungsmaßnahmen zu realisieren und nach ein, zwei Jahren das Thema wieder aufzugreifen und zu überlegen, wo man einen starken Partner findet.

SVZ: Haben die Stadtwerke Güstrow eine Chance zu bestehen. Und wenn ja, wie?

Hans Köhler: Die Stadtwerke mit ihrem Kerngeschäft sind gesund. Und sie werden noch gesünder werden. Insofern haben sie, Ergebnisse zu erwirtschaften und für die Stadt auszuschütten. Aber sie müssen den Konsolidierungsprozess erfolgreich zu Ende führen, schlanker und effizienter werden und sich auf die ertragreichen Sparten konzentrieren und beim Problem Oase überlegen, wie man zu einer Lösung kommen kann. Das ist aber heute noch nicht abzusehen.

SVZ: Ist es aber so, dass die Banken Darlehen in Frage stellen und von der Stadt neue Bürgschaften in Höhe von 4,5 Millionen Euro verlangen?

Hans Köhler: Die Banken sind durch die Situation - durch den Prüfbericht 2000 und die Berichte in der Presse - irritiert worden und haben daher gebeten, bestehende Kreditlinien abzusichern. Aber wir können das im Rahmen des alten Bürgschaftsvolumens tun. Das Risiko für die Stadt erhöht sich dadurch nicht. Die Bürgschaften betragen 23 Millionen Euro. Die tatsächlichen Kredite liegen bereits darunter, sodass das so gesichert werden kann.

Gespräch: Hans-J. Kowalzik


Presse Oase Güstrow